Bundestrojaner: Einsatz in mehreren Bundesländern
Nachdem der Chaos Computer Club (CCC) Spionagesoftware analysiert hat, die offenbar über rechtswidrige Funktionen verfügt, wird jetzt untersucht, ob die Software von Behörden verwendet wurde. Nach den vorliegenden Berichten wurde der Trojaner in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg und Niedersachsen eingesetzt.
Am 10. Oktober hatte die Zeit gemeldet, das vom CCC analysierte Programm sei vom bayerischen LKA verwendet worden. Der Einsatz sei auch Gegenstand eines Verfahrens beim Landgerichts Landshut gewesen. Das Gericht habe es den Behörden erlaubt – silicon.de berichtete – den HTTPS-Datenverkehr sowie Skype-Datenverkehr abzuhören.
Nach einem Bericht der FAZ leistete der Zoll dem LKA Amtshilfe – und spielte die Spionagesoftware am Flughafen München bei einer Sicherheitskontrolle auf den Computer des Betroffenen auf. So stellt auch der Landshuter Rechtsanwalt Patrick Schladt, Anwalt des Betroffenen, die Vorgänge gegenüber ijure.org dar.
Das Landgericht Landshut hatte jedoch auch entschieden, dass keine minütlichen Screenshots von Skype-Gesprächen und von Browser-Inhalten angefertigt und gespeichert werden dürfen. Dieses Vorgehen sei rechtswidrig, weil es die vom Grundgesetz besonders geschützte Intim- und Privatsphäre verletze. Genau diese Funktion ist laut CCC jedoch in die Spionagesoftware eingebaut.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat eingeräumt, dass das LKA die Software verwendet hat. “Soweit es Bayern angeht, ist klar, dass das LKA ausschließlich rechtlich zulässige, von Ermittlungsrichtern angeordnete Maßnahmen durchgeführt hat”, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Im Zuge der Ermittlungen habe man Screenshots gemacht, “aber darüber ist in den letzten Monaten im Landtag wiederholt berichtet worden. Das ist nichts Neues und kein Geheimnis.”
Die bayerische Polizei und die Justiz täten nur das, wozu sie ausdrücklich durch Gesetze ermächtigt seien, sagte Herrmann. “Verstöße kann ich keine erkennen.” Wie Bayerns Innenministerium mitteilte, soll Dr. Thomas Petri, Landesbeauftragter für den Datenschutz, die Vorgänge prüfen.
Derweil gab das niedersächsische LKA an, man habe die umstrittene Software eingesetzt. “Aber nur, soweit es die gesetzlichen Vorgaben erlauben”, sagte Innenminister Uwe Schünemann (CDU) gegenüber dem NDR. Laut Heise.de wurde die Software auch in Brandenburg und Baden-Württemberg verwendet – Berlin, Thüringen, Sachsen sowie das Saarland seien dagegen “trojanerfreie Zonen”. Ein Sprecher des hessischen LKA erklärte nach Angaben der FAZ, man habe die vom CCC analysierte Variante nicht eingesetzt.