Cloud-Mail spart Stromkosten im Unternehmen

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Hersteller vorrechnet, dass Cloud-Lösungen energieffizienter und damit umweltfreundlicher sind, als der installierte Counterpart. Diesmal ist es Google, das die Werte aus dem eigenen Angebot einer kritischen Beobachtung unterzieht und zu dem wenig überraschenden Ergebnis kommt: Google Mail ist umweltfreundlicher.

Google hat eine Studie vorgestellt, in der der Anbieter von verschiedenen Cloud-Diensten die Wirtschaftlichkeit der Cloud-Lösung mit der von installierten Lösungen vergleicht. Google beschränkt sich bei der Untersuchung dagegen auf Mail-Infrastrukturen.

So gehen Google wie auch andere Anbieter davon aus, dass in einem Cloud-Angebot, mehr Nutzer gleichzeitig eine Server-Ressource nutzen. Zudem lassen sich größere Hardware-Installationen besser kühlen und mit Strom versorgen als viele kleine. Zu guter Letzt, versucht natürlich jeder Cloud-Anbieter, seine Infrastruktur im eigenen Interesse so effektiv wie möglich zu gestalten, wobei auch die entsprechend optimierte Software eine Rolle spielt. Dabei haben die Betreiber großer Rechenzentren natürlich andere Möglichkeiten als etwa ein mittelständischer Betrieb.

Lokale Installation im Vergleich zu einer Cloud-E-Mail-Infrastruktur. Screenshot: silicon.de
Lokale Installation im Vergleich zu einer Cloud-E-Mail-Infrastruktur. Screenshot: silicon.de

Je größer ein Unternehmen ist, desto effizienter kann es im Schnitt seinen Nutzern die E-Mail-Infrastruktur bereitstellen. Google legt auf ein Unternehmen unter 50 Mitarbeitern einen Midrange-Server mit lokalen Festplatten an, der etwa 300 Nutzer bedienen kann und im Schnitt 200 Watt verbraucht. Benötigt ein Unternehmen einen redundanten Server, dann sinke die Effizienz weiter.

Ein mittelständisches Unternehmen brauche einen großen leistungsfähigen Server mit einer Kombination von Lokalen- und Netzwerkspeichern der etwa 450 Watt verbraucht. Etwa 1000 Nutzer können auf diese Weise versorgt werden. Unternehmen mit 10.000 E-Mail-Nutzern brauchen mehrere große Server und dabei werden ebenfalls lokale Platten mit einem Netzwerk-Storage kombiniert. Der Stromverbrauch liegt wie bei einem mittelständischen Unternehmen bei 450 Watt und ein Server kann hier ebenfalls etwa 1000 Nutzer versorgen.

“So lässt sich der Stromverbrauch grob festlegen”, rechnet Google vor. In einem kleinen Unternehmen mit 50 Mitarbeitern liegt der Stromverbrauch pro Nutzer und Jahr bei 70 kWh. Unternehmen mit 500 Mitarbeitern kommen auf einen Verbrauch von 16 kWh und ein großer Anwender mit 10.000 Mail-Nutzern verbraucht 4,7 kWh pro Jahr und Nutzer. Diese Verschiebung ergebe sich daraus, dass ein Unternehmen gezwungen ist, auch für 50 Nutzer die Ressourcen bereit zu stellen, die einer Mannschaft von 300 Mitarbeitern gerecht würde. Und der Verbrauch eines voll ausgelasteten Servers unterscheide sich nicht maßgeblich von einem gering ausgelasteten Server.

Screenshot: silicon.de
Der Gesamtverbrauch für eine Mail-Anwendung per Nutzer und Jahr. Screenshot: silicon.de

Doch der direkte Stromverbrauch eines Servers spricht nur die halbe Wahrheit. Hinzu kommen der Energieverbrauch bei der Speicherung von Mails, aber auch der Verbrauch für die Kühlung von Servern sowie weiteren Infrastruktur-Komponenten.

Google erhebt aufgrund dieser Zahlen zudem die so genannte PUE, die Power Usage Effectiveness, die den Zusammenhang zwischen Stromverbrauch und Effektivität einer Infrastruktur zeigt. Ein kleines Unternehmen kommt auf einen PUE von 2,5, ein mittelständisches Unternehmen auf 1,8 und ein großes Unternehmen auf 1,6. Google hingegen behauptet von sich, einen PUE von 1,16 zu erreichen. Jeder Nutzer schlage demnach mit nur 2,2 kWh pro Jahr auf die Bilanz, das ist weniger als die Hälfte des Verbrauches eines Großunternehmens, das wie bereits erwähnt 4,7 kWh pro Nutzer und Jahr aufwenden muss.

Gemessen in CO2 bedeutet das für ein kleines Unternehmen einen CO2-Aussstoß von 103 kg pro Jahr, Mittelstand 16,7 kg, in einem Großunternehmen sind es 4,1 kg und bei Google sind es 1,23 kg. Diese Zahlen stammen zwar von Google selbst, dennoch scheint die Argumentation einigermaßen schlüssig. Im Vergleich mit einem kleinen Unternehmen ist der Stromverbrauch natürlich sehr gering.

Vor allem im Vergleich zu kleinen Unternehmen kann ein großer Provider wie Google von Skaleneffekten besonders deutlich profitieren. Screenshot: silicon.de
Vor allem im Vergleich zu kleinen Unternehmen kann ein großer Provider wie Google von Skaleneffekten besonders deutlich profitieren. Screenshot: silicon.de

Googles Zahlen fallen im Vergleich mit anderen Studien nicht aus dem Rahmen. So hatte etwa Microsoft vergangenen November zusammen mit Accenture eine Studie über die CO2-Einsparungen durch Cloud Computing vorgelegt. Auch hier zeigt sich, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen mit der Migration in die Cloud ihre Energieeffizienz um bis zu 90 Prozent steigern können; Mittelständler zwischen 60 und 90 Prozent und große Unternehmen zwischen 60 und 30 Prozent.

Dennoch gibt Google in dieser Studie selbst an, dass inzwischen rund 4 Millionen Unternehmen Google Docs nutzen. Die Zahl der Nutzer teilt Google nicht mit. Sie dürfte aber deutlich über den genannten vier Millionen liegen. Damit zeigt sich, bei aller Effektivität, welch gigantische Strommengen alleine durch Googles Dienste verbraucht werden.

Was in der Google-Gleichung allerdings fehlt, ist der zusätzliche Stromverbrauch durch die Übertragung der Daten von den Clients an die Google-Server und wieder zurück. Von daher lässt sich aus der Studie zwar die verbesserte Wirtschaftlichkeit einer Cloud-Mail ablesen. Dem Titel der Studie “Google’s Green Computing: Efficiency at Scale” wird diese Untersuchung so aber nur zum Teil gerecht.

Lesen Sie auch : Deutschland: Quo vadis KI?