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Sun will mit Java das Open-Source-Potential abgreifen

Im Ringen um eine einheitliche, weit verbreitete Java-Plattform und die Vergrößerung der Nutzerzahl hat sich Java-Vater Sun Microsystems jetzt wieder der Fähigkeiten erinnert, die in der Open-Source- und speziell in der Linux-Gemeinde vorhanden sind. Das gilt nunmehr auch für die Desktop-Plattformen, die die Kalifornier planen. Sun trägt dabei aber zwangsläufig auf zwei Schultern. Denn die teilweise Versöhnung mit Microsoft und ein Einbau von Schnittstellen zu Microsoft-Betriebssystemen soll den Konkurrenzkampf mit den Redmondern und eine Integration von Microsoft-Alternativen in Plattformen auf Java-Basis nicht verhindern. Das gilt nun im Besonderen für die Forschung am ‘Looking-Glass’-Projekt, das die Darstellung au dem Desktop-System dreidimensional und beweglicher machen soll.
Vor allem im Desktop-Bereich sollen sich die jüngsten Öffnungen in Richtung Open Source (OS) abspielen. “Was wir erreichen wollen,” beschreibt Curtis Sasaki, Suns Vice President Desktop Solutions, im Vorfeld der JavaOne 2004, “ist die Linux-Gemeinde wirksam einzusetzen um Dinge zu tun, an die wir selbst vielleicht noch gar nicht gedacht haben.” Dazu gehört, diese Software für dreidimensionales Bearbeiten von Dokumenten für Linux nutzbar zu machen und so in der Entwicklung von Looking Glass etwas näher an die Marktreife heran zu kommen.

Die Software sei schließlich Teil der jüngst erfolgreichen Desktop-Strategie. Immerhin hatte Sun zum Ärger der US-Behörden Millionen Lizenzen des Java Desktop Systems nach China verkauft und plant, Looking Glass alsbald in die Desktop-Plattform einzubinden. Zum beiderseitigen Nutzen von OS-Entwicklergemeinschaft und Sun soll die Arbeit daran nun mit vereinten Kräften beschleunigt werden. Dieser Schritt ist nicht neu für Sun: Auch das Office-Programm StarOffice geht in Teilen auf eine solche Zusammenarbeit mit den Linux-Programmierern zurück.

Der neue Chief Operating Officer Jonathan Schwartz will aber nicht ausschließen, dass Looking Glass auch veritable Schnittstellen zu Microsoft-Produkten erhalten wird. Sun hat zwar nicht aufgehört, gerade im Desktop-Bereich mit Microsoft zu konkurrieren, aber die neue Kooperation zur Anpassung von Java und Dotnet mit gegenseitigen Offenlegungen der Codes und technischen Anpassungen, beginnt bereits sich in solchen Aussagen niederzuschlagen.

Bei Looking Glass handelt es sich immerhin um eine wichtige Neuerung, die die Art, wie Oberflächen dargestellt werden können, revolutionieren dürfte, die aber noch nicht einsatzfähig ist und für die es auch noch keine feste Roadmap gibt. Es handelt sich um eine Oberfläche für das Management von 3D-Fenstern. Die Software ist neuesten Aussagen von Sun-Managern zufolge noch etwa zwei Jahre von der Produktreife entfernt. Das Projekt Looking Glass wird unter der General Public License (GPL) erhältlich sein. Laut Java-Marketingmanager Ingrid van den Hoogen soll Java mit solchen Projekten für Geschäftskunden attraktiver werden. Die derzeit weltweit verstreuten 4,2 Millionen Java-Entwickler, die Sun betreut, sollen durch die OS-Strategie etwa 10 Millionen werden. Binnen fünf Jahren rechnet die Managerin mit dieser Verstärkung.

Ferner soll auch die Lösung ‘Java-3D-Programming-Interface’ in einen Open-Source-Status überführt und unter der Java Community License veröffentlicht werden. Der Werkzeugkasten ‘Java Studio Creator’ ist nun allgemein verfügbar und richtet sich allen zwischen Steve Ballmer und Scott McNealy gerauchten Friedenspfeifen zum Trotz direkt gegen Microsofts ‘Visual Studio’. Java 3D hat aber mit der NASA, die die Technik bereits bei der Steuerung der Mars-Sonde Rover einsetzte, prominente Kunden.

Ganz irdisch ist die Enthüllung des Sun-eigenen ‘Tiger’-Projekts. Die neue Java-Version J2SE 1.5 ist jetzt freigegeben, die nun unter dem Namen Java 2 Standard Edition 5 vermarktet werden soll. Und im Mobilfunkbereich erweist sich Sun einstweilen auch als Firma, an deren Technologie niemand mehr vorbeikommt. Eine Kooperation mit den europäischen Mobilfunkbetreibern Orange aus Frankreich und T-Mobile aus Düsseldorf macht die Verpflichtung bindend, dass Spiele und herunterladbare Anwendungen den Qualitätsstandards von Sun genügen müssen. Die Vereinbarung ‘Java Verified’, an der sich nun auch die Franzosen und die Deutschen messen lassen wollen, wurde zuvor bereits von Nokia und Motorola, Siemens und Sony Ericsson anerkannt und unterzeichnet. Damit spielt Sun auch im Mobilfunkmarkt eine der ersten Geigen, was Multimedia angeht.

Silicon-Redaktion

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