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Oracle und SAP prügeln sich um Peoplesoft-Kunden

Nachdem Oracle-Boss Larry Ellison Peoplesoft kassiert hat, will er jetzt den nächsten Konkurrenten das Fürchten lehren: SAP. Ellison lässt dazu ‘Project Fusion’ programmieren – eine Suite, die Funktionen der Anwendungen von JD Edwards (JDE), Peoplesoft und Oracle vereinen soll.
“SAP sollte sich über Project Fusion ein paar Gedanken machen”, so Ellison auf einer Pressekonferenz. Die Software werde projektorientiert arbeiten und vollkommen auf Standards basieren. SAP-Software gehe ganz anders vor.

“Netweaver ist ein sehr unreifer Application Server”, meinte Ellison. Falls SAP Netweaver wirklich mit dem Oracle Application Server vergleichen wolle, sei er gern dazu bereit. Ellison: “Das kann ich gar nicht abwarten! Schließlich sind wir der führende Hersteller von Middleware und Application Servern auf dem Planeten.”

Geht es nach Ellison – und das geht es oft – kommen 2006 die ersten Komponenten von Project Fusion auf den Markt. Ab 2007 soll es Anwendungen für die Suite geben. Das Gesamtpaket ist für 2008 angekündigt.

John Wookey, Oracle Executive Vice President of Application Development, teilte derweil mit, was Oracle mit der geerbten Peoplesoft-Software vorhat. Danach kommt noch 2005  ‘PeopleSoft Enterprise 8.9’ heraus. Und 2006 werden ‘Oracle E-Business Suite 12’, ‘PeopleSoft Enterprise 9.0’ und ‘JDE EnterpriseOne 8.12’ geliefert.

Laut Jeurgan Rottler, Oracle Executive Vice President of Global Product Support, werden Peoplesoft-Produkte noch bis 2013 unterstützt. Darunter sind auch die Anwendungen ‘JDE Enterprise XE’ und ‘JDE EnterpriseOne 8.0’ – für diese wollte Peoplesoft Ende Februar eigentlich den Support einstellen.

Für ehemalige Peoplesoft-Kunden bedeute das, dass sie sich bis 2008 – wenn Project Fusion fertig sein soll – strategisch für eine Software entscheiden müssten, sagte Joshua Greenbaum, Analyst bei Enterprise Applications Consulting, in US-Medien. PeopleSoft Enterprise 9.0 komme zwar schon 2006, habe aber nur eine kurze Lebenserwartung. Greenbaum: “Die Unternehmen sollten Produkte einsetzen, die eine Zukunft haben.”

Oracle habe noch nicht erklärt, ob es Peopesoft-Anwendungen, die auf Microsofts SQL Server oder IBMs Datenbank DB2 laufen, unterstützen wolle, so Greenbaum. Von einem praktischen Standpunkt aus betrachtet, sei das allerdings eher eine Frage des ‘Secondary Level Support’.

Ob Oracle weiter hinter allen Peoplesoft-Lösungen stehen werde, sei unklar, meinte Paul Hamerman, Vice President of Enterprise Applications bei Forrester Research. “Einmal sagt Oracle, dass die Produkte bis 2013 Support bekommen. Dann heißt es, man wolle dafür den Zeitplan von Peoplesoft übernehmen, aber mit einigen Änderungen.” Mit der Zeit werde Oracle einige Software-Versionen nicht mehr unterstützen und die Kunden dazu ermuntern, auf die nächste Software-Generation umzusteigen.

Falls Oracle den Support wirklich teilweise einstellt, könnte das seinem Rivalen SAP gelegen kommen. Walldorf bietet jetzt mit dem Programm ‘Safe Passage’ die Wartung und den Softwaresupport aller derzeit erhältlichen Peoplesoft-Lösungen an.

Das Programm richtet sich an Peoplesoft-Kunden, die auch SAP-Kunden sind. Die Unternehmen erhalten Netweaver – über einen Lizenzvertrag für ‘mySAP ERP’ oder eine andere Lösung der ‘mySAP Business Suite’. Bis zu 75 Prozent der Ausgaben für Peoplesoft-Lizenzen werden beim Kauf angerechnet.

SAP hat sich zudem den Peoplesoft-Spezialisten TomorrowNow geschnappt und bietet den Peoplesoft-Kunden an, ihre Software für 17 Prozent der Vertragssumme warten zu lassen. Oracle nimmt dafür 22 Prozent.

Oracles Plan, Project Fusion bis 2008 herauszubringen, sei “sehr optimistisch”, sagte SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi auf einer Telefonkonferenz. Oracle wolle seine Kunden offenbar auf eine engmaschige, proprietäre IT festlegen. SAP biete dagegen Interoperabilität mit anderen Standards, etwa mit der Dotnet-Plattform von Microsoft.

Apropos Microsoft. Auch Redmond fordert sein Stück vom Peoplesoft-Kuchen und hat ein Programm vorgestellt, das den Peoplesoft-Kunden den Umstieg auf Microsoft-Produkte erleichtern soll.

Silicon-Redaktion

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