Streit um den Ausverkauf freier Software
Pläne für die ‘Mozilla Corporation’ und eine ‘Debian Alliance’ sorgen für eine Debatte zwischen Idealisten und Pragmatikern. Wie kommerziell darf freie Software sein?
Der Support der ISVs und Systemhäuser sei ein wichtiger Grund dafür, dass sich viele Unternehmen für Linux-Distributionen wie Novell Suse oder Red Hat entscheiden. “Die meisten CIOs und CTOs wollen Services und Support von ihrem Systemhaus und nicht von einem Linux-Provider”, sagte Quandt.
Ein weiterer Grund für die ‘Kommerzialisierung’: Besonders die großen Open-Source-Projekte kommen nicht ohne Vollzeitmitarbeiter aus, so Haff. “Fähige Mitarbeiter kosten Geld”, hatte auch der Linux-Aktivist Larry McVoy im Streit mit Linus Torvalds um das Tool ‘Bitmover’ betont.
Während McVoy das Open-Source-Geschäftsmodell völlig in Frage stellte, brachte JBoss-Chef Marc Fleury eine Differenzierung zwischen ‘Amateur Open Source’ und ‘Professionell Open Source’ ins Spiel. Diese Unterscheidung sei etwas “unglücklich und nicht sehr diplomatisch”, meinte Haff.
Das ändere jedoch nichts daran, dass Open-Source-Anhänger sehr unterschiedliche Motive und Ziele hätten. Die einen seien Idealisten, denen es Spaß mache, in ihrer Freizeit an freier Software zu arbeiten – die anderen wollten Geld verdienen, so Haff.
Der Konflikt zwischen diesen Fraktionen ist so alt, wie die freie Software selbst. So sahen David Axmark, Allan Larsson und Michael Widenius Chancen in der Open-Source-Datenbank MySQL und gründeten ‘MySQL AB’. Marc Fleury glaubte an den kommerziellen Erfolg einer freien Java-basierten Middleware – und gründete JBoss.
Auch Red Hat steht für diesen Weg vom Idealismus zum Pragmatismus, den heute Unternehmen wie ActiveGrid, Greenplum, SourceLabs und SpikeSource gehen.