X-Fab will Infineon-Werk
Der Erfurter Halbleiterhersteller bekundet Interesse an der Infineon-Fabrik in München-Perlach.
X-Fab hat das Gerücht bestätigt: Der Erfurter Halbleiterhersteller bekundet Interesse an der Infineon-Fabrik in München-Perlach.
Nach einem Bericht der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’ erwägt der Münchner Chipkonzern Infineon, sein von der Schließung bedrohtes Stammwerk an das Thüringer Unternehmen zu verschenken. Außerdem ist von einer Zuzahlung in Millionenhöhe die Rede und auch davon, dass die Mitarbeiter in München dafür länger arbeiten müssen. Allerdings, und das ist die Forderung von Infineon, sollen alle rund 800 Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Dass ein Infineon-Werk einmal verschenkt werden würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Als das Unternehmen 1999 nach der Ausgliederung der Halbleiterbranche der Muttergesellschaft Siemens gegründet wurde, strahlte noch der IT-Stern. Inzwischen ist der verglüht oder flackert nur noch manchmal auf.
X-Fab hat da eine eher stille, aber wesentlich längere Firmengeschichte vorzuweisen. 1960 bereits begann der Vorgänger mit der Produktion von Mikroelektronik-Produkten im ehemaligen Funkwerk in Erfurt. 1968 entstand das Halbleiterkollektiv VEB Mikroelektronik. Zwischen 1990 und 1999 wurde das Unternehmen Stück für Stück privatisiert, was sich zwei Firmen teilten: die Thesys Gesellschaft für Mikroelektronik mbH, die sich auf die Produktion von ASICs spezialisiert hatte, und die X-Fab Gesellschaft zur Fertigung von Wafern mbH. Eigentümer von X-Fab ist das belgische Unternehmen ELEX N.V.
1999 dann erwarb Elex die Mehrheit an Thesys, trennte sich vom ASIC-Geschäft und löschte den Namen Thesys. Das Halbleitergeschäft hat fortan ausschließlich unter der Bezeichnung X-Fab Semiconductor Foundries GmbH firmiert. Inzwischen ist das Unternehmen eine AG und unterhält nach Fusionen und Übernahmen Dependancen in den USA und in Großbritannien.
X-Fab ist kein Massenhersteller, sondern auf die Fertigung von analog-digitalen Schaltkreisen im Auftrag von Industriekunden spezialisiert. In den Produktionsstätten werden derzeit monatlich insgesamt 28.000 Siliziumscheiben (Wafer) hergestellt. Die Schaltkreise haben ihren Einsatzort in der Automobilindustrie, Kommunikations- oder Medizintechnik.