Firefox, der Browser der Open-Source-Gemeinde Mozilla, wird ein Jahr alt. Nach einer Reihe von – an der frühen Popularität gemessen – viel versprechenden Vorversionen stand am 9.November 2004 die erste endgültige Version 1.0 zum Download bereit und damit im Scheinwerferlicht der Internet-Gemeinde.
Allein fünf Millionen Mal waren die Preview-Versionen bereits im Oktober 2004 heruntergeladen worden. Im Oktober dieses Jahres knackte Firefox die 100-Millionen-Grenze. Die Beliebtheit des Browsers ist ungebrochen, heute verfügt der Fuchs über einen Marktanteil von mehr als 10 Prozent.
Dafür und für noch mehr war die Open-Source-Gemeinde schließlich angetreten. Dass es so schnell gehen würde, war geplant, gehofft, aber wohl nicht wirklich erwartet worden. Heute gilt der Browser als echte Alternative zum Platzhirsch Internet Explorer (IE) von Microsoft. Das Unternehmen von Bill Gates dürfte sich bei dem Erfolg des Konkurrenten schon einige Schweißperlen von der Stirn gewischt haben, vielleicht auch in Erinnerung an den eigenen rasanten Aufstieg.
Lange vor der ersten Vollversion dokterte die Entwicklergemeinschaft Mozilla.org an dem Browser herum. Die Gruppe hatte sich gebildet, nachdem der damals populärste Browser Netscape keine Unterstützung mehr von AOL erhielt, die Fangemeinde um Netscape aber groß war. Deshalb basiert Firefox auch auf Code-Teilen des Netscape-Browsers. Allerdings liegen die Programm-Codes offen, und wie das bei Open Source so ist, kann letztlich jeder am Programm mitentwickeln.
Das hat Vor- und Nachteile. Aus Prinzip gegen Microsoft anzustinken und den Software-Giganten immer wieder mit abgenommenen Marktanteilen oder weiteren Alternativ-Programmen wie der Mail-Software Thunderbird zu ärgern, ist eine Sache. Der Druck, Ernst zu nehmender Konkurrent zu bleiben, eine andere. Der IE hatte und hat immer wieder mit Sicherheitslecks zu kämpfen, Mozilla dagegen brüstete sich anfangs damit, Firefox sei sicher. Seitdem immer mehr Menschen aber den Browser benutzen, häufen sich die Fehler und Sicherheitsprobleme. Zuletzt im Oktober musste Firefox in einem, eher für Microsoft üblichen ‘Patchday‘, gleich eine ganze Latte von Löchern stopfen.
Dabei klang das im März dieses Jahres noch ganz anders. Firefox werde auch mit wachsender Popularität nicht mehr Sicherheitslücken aufweisen, gab sich Mitchell Baker, President und Chief Lizard Wrangler bei der Mozilla Foundation siegesgewiss. “Marktanteile alleine machen ein System nicht unsicherer. Ein solches Denken ist nicht rational”, so Baker damals. Damit entgegnete er einer Aussage des Symantec-CEOs John Thompson, der eben das befürchtete: “Wenn mehr Anwender Firefox nutzen, wird das Ziel auch attraktiver.”
Zumindest das scheint sich bewahrheitet zu haben, auch wenn der Vergleich zwischen den beiden Browsern hinkt, hat der IE doch schon einige Jahre mehr auf dem Buckel. Beim Neuling die Schwachstellen zu entdecken und auszunutzen, dafür hatten Hacker bisher weniger Zeit und es machte auch weniger Spaß, ärgerte oder schädigte man doch weniger Leute.
Inzwischen hat sich der Trubel ein wenig gelegt. Firefox´ Fangemeinde wächst immer noch, aber nicht mehr so schnell. Nach einem Bericht des französischen Marktforschers XiTi sei der Marktanteil im Mai auf 14,1 Prozent angewachsen – im Vergleich zum April sei das ein verhältnismäßig mageres Wachstum um 0,8 Prozent. Andere Marktforscher veröffentlichen andere Zahlen. So geht die jüngste Erhebung aus dem Hause Onestat.com von einem Marktanteil von 11,51 Prozent aus. Nach wie vor aber liegt Microsofts Internet Explorer mit über 80 Prozent Anteil unangefochten an der Spitze.
Ob es Firefox schafft, dem Internet Explorer den Rang wirklich streitig zu machen, steht noch in den Sternen. Während es im ersten Jahr primär die Privatanwender waren, die dem Neuling zum Erfolg verholfen haben, sind IT-Manager noch etwas zurückhaltender. Zu viele Anwendungen sind auf die proprietären Eigenschaften des Internet Explorers abgestimmt, ohne ihn würde das Frontend dieser Anwendungen gar nicht funktionieren.
Genau diese proprietären Features könnten dem Explorer aber langfristig zum Verhängnis werden. Während Firefox sich strikt an die Regeln des W3C (World Wide Web Consortium) hält, wird sie Microsoft auch mit dem nächsten Release, dem IE7, nicht erfüllen. Anwender, die im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung von Web Services auf Standards setzen wollen, könnten plötzlich ihre Liebe zu Firefox entdecken. Schwergewichte der IT-Industrie nutzen dieses Argument, um sich noch ein bisschen von Redmond zu entfernen.
Zu den Gratulanten wird nicht zuletzt deswegen auch IBM gehören. Big Blue begann im April damit, Programmierer anzuheuern, die den Browser so weiterentwickeln, dass dieser mit der eignen Server-Software besser harmoniert. Und auch Google gibt bestimmt einen Blumenstrauß ab. Die Suchmaschinenbetreiber hatten zuletzt im September eine für den Firefox optimierte Werkzeugleiste herausgebracht, die in Sachen Funktionsumfang die Toolbar für Microsofts IE übertrifft.
Während die aktuelle Version 1.5 beim Download Probleme macht, ist die nächste Generation Firefox 2.0 für 2006 vorgesehen, wie der Roadmap zu entnehmen ist. Das ‘Next Big Thing’, wie Mozilla es beschreibt, wird dann von einer Mozilla-Tochterfirma vermarktet werden, die sich seit August um die Belange des Browsers kümmert. Aufgabe des neuen Unternehmens soll sein, neben dem Open-Source-Browser auch das Mailprogramm Thunderbird und neue, frei verfügbare Software weiterzuentwickeln sowie in Zukunft zusätzlich kostenpflichtige Angebote zu erstellen.
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