HP droht Patronenbefüller – wegen der Tinte

Cartridge World, der Neubefüller von Tintenpatronen für Drucker, ist vom Druckerhersteller Hewlett-Packard (HP) angegriffen worden. Er soll Tinte verwendet haben, die patentrechtlich HP gehört und für die er keine Lizenz gehabt haben soll. HP will, dass die Firma eine Tinte nicht mehr verwendet, die chemisch mit HP-Tinte identisch sein soll – und die tatsächlich viel weniger kostet als beim Konzern aus Palo Alto. HP macht damit einen weiteren Schritt in einem angekündigten Kampf gegen die Wieder-Befüller und die Industrie drum herum.

In einem Brief an die Befüller schreibt HP-Manager Pradeep Jotwani aus der Druckerabteilung, dass HP jährlich Millionen Dollar für Entwicklungen ausgebe. Dieses Geld gehe verloren, wenn es nicht vor Nachahmung geschützt werde. Die Tinte, die Cartridge World verwende, sei vor allem in Consumer-Produkten gefunden worden. HP könnte es schlimmstenfalls auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen. Schließlich gehen dem Konzern durch die Befüller jährlich Milliarden Dollar verloren.

Industrieanalyst John Shane hat berechnet, dass jährlich 12 Milliarden Dollar allein in den USA mit Drucker-Patronen umgesetzt werden. Und HP-Patronen machen demnach 6,3 Milliarden Dollar davon aus. Da HP also der Löwe in diesem Markt ist, schlagen bei dem Konzern auch so genannte “Mitesser” besonders hart zu Buche. Einen Streit mit einem der Befüller, Rhinotek, hat HP beigelegt, da Rhinotek schnell einlenkte.

Cartridge World hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Firma befüllt seit Jahren die Patronen von Druckerherstellern wie Epson, HP und Lexmark und verkauft die wiederbefüllten Patronen unter eigenen Marken in US-Discountern, und zwar zu einem Bruchteil des Preises, den die Hersteller für ihre Patronen verlangen. Da die Druckerpatronen der Hersteller meist recht teuer sind, hat inzwischen eine ganze Industrie die Marktlücke erkannt.

Allerdings sind die HP-Druckpatronen besonders schwer nachzumachen und/oder zu befüllen – die patentierten Druckköpfe erlauben nur bestimmte Arten der Neubefüllung. Bei Tinte aus einem der – inzwischen auch in Deutschland verbreiteten – Automaten versagen sie oft ganz oder geben die neue Tinte in einem einzigen Schub ab. Aber die Preisunterschiede sind so eklatant, dass HP und andere Hersteller mittelfristig gezwungen sein könnten, sich preislich zu bewegen. Bei Cartridge World gibt es beispielsweise Patronen zum Preis von rund 18 Dollar, für die HP rund 36 Dollar verlangt.

Silicon-Redaktion

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