Wie tief steckt CEO Mark Hurd drin?
Nicht erst im März dieses Jahres, sondern im Januar 2006 oder gar früher könnte der HP-Chef über die umstrittenen Abhörmaßnahmen informiert gewesen sein.
Am 20. Januar soll Robert Sherbin, Vice President für externe Kommunikation, an die HP-Ermittler die Namen von fünf Directors weitergegeben haben, die Hurd als “beobachtungswürdig” bezeichnet haben soll, berichtet das Wall Street Journal, dem der Mailverkehr des Unternehmens vorliegt. Möglicherweise kam die Anweisung, nachdem Sherbin Hurd von einem Journalisten berichtet hat, der Fragen zu Board-Interna gestellt haben soll. Auch das geht aus einer Mail Sherbins an die inzwischen gechasste Patricia Dunn vom gleichen Tag hervor.
Hurd hat bislang lediglich zugegeben, ab März von den Untersuchungen zu den undichten Stellen gewusst zu haben. Woher die Informationen stammten, die zu der Untersuchung geführt haben, seien ihm nicht bekannt gewesen und er habe zu dieser Zeit auch keinen Überblick über die Situation gehabt.
Dagegen spricht einiges. Zwar ist unklar, so die Zeitung, ob sich Hurd schon 2005 mit den Ermittlern getroffen hat, um über eventuelle undichte Stellen zu sprechen. Angeblich hat er sogar gesagt, dass es kein Problem für die Firma sei, wenn Informationen an die Presse gelangten, die dort eigentlich nichts verloren hätten. Im August soll er dann doch sauer geworden sein.
Bei einer Veranstaltung kam er auf einen Artikel im Wall Street Journal zu sprechen, dessen Inhalt eigentlich geheim war. In der Nachricht ging es darum, dass HP den Verkauf von Apples iPod einstellen werde. Es werde eine Untersuchung dazu geben, soll er gewarnt haben und wenn das Leck gefunden sei, werde er den Mitabreiter eigenhändig feuern.
Ob das stimmt, konnte ein HP-Sprecher nicht bestätigen. Allerdings berichtet der davon, dass Hurd die Gefahr der Informationslöcher inzwischen doch höher einschätzte. Das sei “inakteptabel”, wird er zitiert. “Wenn ich herausfinde, wer dahinter steckt, werde ich sofort eingreifen. Es kann nicht sein, dass hier Menschen arbeiten, die sich nicht wie Erwachsene benehmen können” soll er gewettert haben. Für heute ist eine Pressekonferenz angesetzt, die weitere Klarheit bringen soll.