Notwendig sei “ein großer Wurf”, sagte Scheer. Seit dem Bündnis “Schulen ans Netz” sei “ja nichts mehr passiert”. Um das zu ändern, regte er die Gründung eines Bildungsnetzes an. So könnten nach seiner Vorstellung Lehrer von überall her auf digitale Unterrichtsinhalte zugreifen und für ihre Arbeit verwenden. Auch die Universitäten müssten Teil des Netzes sein. Notwendig sei ein System mit hoher Transparenz.
“Im Kern geht es um eine stärkere individuellere Förderung der einzelnen Schüler”, so Scheer. Wer den Fachkräftemangel beklage, müsse auch selbst für Nachwuchs sorgen und damit beginne man am besten in der Schule, so Scheer. “Die Leistungsunterschiede in den Klassen werden durch aktuelle Trends in der Bildungspolitik verschärft.”
Ein Vorteil von digitalen Lernprogrammen oder E-Books sei ihr modularer Aufbau: Je nach Kenntnisstand erhielten Schüler unterschiedliche Übungen. Zudem übernehme die Lernsoftware einen Teil der Betreuung durch eingebaute Feedback-Funktionen.
Aus seiner Sicht sollten innerhalb der nächsten drei Jahre alle Klassenräume in Deutschland mit einem Internetzugang und einem Whiteboard – also einer interaktive Tafeln mit Internetzugang – ausgestattet sein. Die Finanzierung müsse Eltern mit einbeziehen, dürfe aber sozial schwache Familien nicht zurücklassen. Die zuständigen Schulbehörden der Bundesländer sollten Strategien für den Einsatz neuer Medien im “digitalen Klassenzimmer” entwickeln, forderte Scheer.
Einer Umfrage des Bitkom zufolge arbeiten nur 15 Prozent der deutschen Schüler im Unterricht täglich mit dem PC. Seltener als einmal pro Woche oder gar nicht nutzen 43 Prozent der Schüler Rechner im Unterricht. Auf der anderen Seite sind 79 Prozent der Lehrer laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage überzeugt, dass ihre Schüler schneller lernen, wenn sie im Unterricht mit Computer und Internet arbeiten. Drei Viertel beobachteten dadurch bedingte Motivationssteigerungen.
Eine aktuelle Forsa-Studie hatte kürzlich ergeben, dass die Mehrheit der Schüler den PC für Hausaufgaben nutzt. Fast jeder Zweite macht seine Hausaufgaben mindestens einmal pro Woche am Rechner, ein knappes Drittel sogar täglich. Es sinnvoll, die Schüler dort abzuholen, wo sie sich in ihrer Freizeit gerne und viel engagieren, sagte Bitkom-Präsident Scheer vor diesem Hintergrund.
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