War in den letzten Jahren das Thema Kostensparen durch Green IT stark im Fokus, so rückt aktuell die Verbindung zu neu proklamierten Unternehmenszielen zunehmend in den Vordergrund. Immer mehr Unternehmen erstellen und veröffentlichen sehr differenzierte Nachhaltigkeitsberichte (Sustainability Reports). Diese sind – besonders bei größeren Unternehmen und Konzernen – Teil des Leitbildes und der Unternehmensziele. Neben anderen Aspekten der Nachhaltigkeit, wie umweltfreundliche und menschenwürdige Produktionsmethoden, Müllvermeidung und Recycling, sind die Reduzierung des primären Energieverbrauchs und der damit in engem Zusammenhang stehende “CO2-Ausstoß” des Unternehmens eine wesentliche Steuerungsgröße.
Die Bedeutung ist dabei branchenabhängig. In der Stahlindustrie liegt der Anteil des IT-Energieverbrauchs am Gesamt-Energieverbrauch des Unternehmens im Promillebereich, in der Automobilindustrie im unteren einstelligen Prozentbereich. Dagegen erreicht diese Quote bei bestimmten Dienstleistungsunternehmen, Behörden und insbesondere auch bei Banken und Versicherungen 40 Prozent – 60 Prozent des primären Energieverbrauchs – mit entsprechender Bedeutung und signifikanten Verbesserungsmöglichkeiten.
Der Energieverbrauch des Rechenzentrums ist bereits in vielen – aber leider bei weitem noch nicht allen – Fällen messbar und kann in die Energiebilanz einfließen. Bei den verteilten Systemen (Desktops, Monitore, Notebooks, Drucker, …) ist die Messmöglichkeit zwar technologisch gegeben, wird aber in der Praxis nur relativ selten angewandt. Hier können aber auch qualifizierte Abschätzungen weiter helfen. Der Energieverbrauch der internen IT kann in vielen Fällen also relativ solide abgebildet und berichtet werden.
Ganz anders sieht das bei externen IT-Services aus! Einzige Ausnahme ist das Housing, bei dem der Kunde monatlich den Energieverbrauch mit der Rechnung bekommt. In anderen Fällen – Hosting in größeren Rechenzentren, Dynamic/Utility/OnDemand-Services in virtualisierten und gesharten Umgebungen und Cloud Services – haben die Dienstleister nach Erkenntnis der Experton Group aktuell weder den Willen noch die technischen Möglichkeiten, den Kunden den konkreten Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß der genutzten Services nachhaltig zu reporten.
Welche Werte werden also bei Nachhaltigkeitsberichten – besonders bei IT-Energie-intensiven Branchen/Unternehmen – in die Berichte übernommen, insbesondere auch dann, wenn es um die Darstellung von Zeitreihen zur Entwicklung geht? Dies bleibt, unter Berücksichtigung der oben dargestellten Umstände, zumeist das Geheimnis der Autoren – in großen Versicherungsunternehmen z.B. einer vorstandsnahen Stabs-Abteilung mit 40 Mitarbeitern. Hier zwingt sich der Verdacht auf, dass in diesen Bereichen weder die Tragweite, noch die Herausforderung des IT-Energieverbrauchs tatsächlich erkannt wurde. Was sind Nachhaltigkeitsberichte in IT-Energie-intensiven Branchen, mit relativ hohem Outsourcing-Anteil ohne solide Betrachtung der IT-relevanten Parameter, also wert? Das kann sich jeder “Analyst/Marktbeobachter” mit gesundem Menschenverstand ohne Probleme selbst beantworten.
Die Konsequenz wird – sobald diese Defizite öffentlich werden – die vehemente Forderung der Unternehmen sein, von ihren IT-Dienstleistern die entsprechenden Kennzahlen zu bekommen. Sie werden in den meisten Fällen auf verständnislose und überforderte Lieferanten treffen.
“Es entsteht manchmal der Eindruck, das Thema Green IT sei tot – das Gegenteil ist aber der Fall”, sagt Friedhelm Barczik, Senior Advisor der Experton Group. “Allerdings haben sich die Wertesysteme verschoben und insbesondere auch die IT-Anbieter sind aufgefordert, diesen neuen Anforderungen zu begegnen.”
Andreas Zilch, Lead Advisor der Experton Group: “Anwender sollten genau beobachten, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit bei den eigenen Unternehmenszielen hat. In vielen Fällen wird man beobachten, dass dieses Ziel in letzter Zeit neu hinzugekommen ist oder an Bedeutung gewonnen hat. IT trägt zum Gesamt-Energieverbrauch des Unternehmens (branchenabhängig!) einen signifikanten Anteil bei. Diesen zu quantifizieren und zu berichten – aus interner Infrastruktur und externen Services – bleibt oft ein unlösbares Problem. Dies ist schon mittelfristig nicht mehr akzeptabel.”
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Todschweigen ist auch tot...
Es mag schon stimmen, dass es in allen Bereichen der IT entsprechende, "grüne" Varianten der Hardware gibt. Ich könnte aber (aus eigener Beobachtung) nicht feststellen, dass deren Vorhandensein bzw Nutzung gerade in mittelständischen Betrieben auch schon angekommen wäre!
Kann ja sein, dass es in börsennotierten Unternehmen zum guten Ton gehört, auf die "sustainability" hinweisen zu können, aber wenn der Mittelstand nicht mitzieht, bleibt die breite Masse aussen vor und der Effekt = NULL! (nahezu..)