Nach einem signifikanten Wachstumsrückgang 2009 brachte das Jahr 2010 eine Erholung der Software- und IT-Services-Branche, so PAC. Die meisten Länder wiesen wieder positives Wachstum auf, wodurch sich weltweit eine durchschnittliche Zunahme von 4 Prozent bei den Ausgaben für Software (auf 203 Milliarden Euro) und von 1,5 Prozent bei den Ausgaben für IT-Dienstleistungen (auf 502 Milliarden Euro) ergab. Der Software-Markt profitierte von einem deutlichen Anstieg der Lizenzumsätze, während das Marktumfeld für IT-Services schwierig blieb. Zwar erhöhte sich hier die Zahl der Neuaufträge beträchtlich, doch andererseits blieb auch der Preisdruck enorm.
Die drei Hauptsegmente des Software-Markts (Systems Infrastructure Software, Tools und Application Software Products) wuchsen ähnlich schnell (zwischen 3,5 und 4,5 Prozent). Im IT-Services-Bereich legte Outsourcing um 3,5 Prozent zu, während Hardware Maintenance und Project Services mehr oder weniger stagnierten.
Starke regionale Unterschiede beim IT-Einkaufsverhalten
Die höchsten Zuwachsraten verzeichneten die Analysten von PAC im Nahen Osten und in Afrika (über 7 Prozent sowohl bei Software als auch bei IT-Dienstleistungen), in Lateinamerika (6 bzw. 5 Prozent) sowie im asiatisch-pazifischen Raum (6 bzw. 3 Prozent). In Nordamerika wuchs der Markt lediglich um 4,5 Prozent bei Software und 1,5 Prozent bei IT-Services. Osteuropa, das in 2009 am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde, erholte sich leicht und wuchs um 4 bzw. 3 Prozent. Demgegenüber schnitt Westeuropa am schlechtesten ab. Dort legte das Software-Segment um magere 1,5 Prozent zu, der Services-Markt schrumpfte um 0,5 Prozent. Beunruhigend war, dass Italien, Portugal, Spanien, die Niederlande und Großbritannien im Jahr 2010 immer noch Rückgänge zu verzeichnen hatten.
Ein weitaus positiveres Bild zeigt sich in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien und China). Wachstumsstärkstes Land war Indien mit 15 Prozent bei Software und 14 Prozent bei Services, gefolgt von China (15 bzw. 11 Prozent). Brasilien, der reifste der BRIC-Märkte, verzeichnete ein Plus von 6 Prozent bei Software und bei Dienstleistungen, und Russland wuchs um 7 bzw. 4 Prozent nach einem dramatischen Einbruch im Jahr 2009.
(Alle genannten Wachstumsraten sind in lokaler Währung, d.h. Währungsschwankungen werden nicht berücksichtigt. In “realen” Euro wuchs der weltweite Software-Markt um 10 Prozent, der weltweite IT-Services-Markt um 7 Prozent.)
Markterholung setzt sich 2011 fort
PAC geht davon aus, dass diese Erholung im Jahr 2011 weiter anhalten wird, wobei die Ausgaben für Software mit 5,5 Prozent Wachstum in lokaler Währung nur leicht zulegen, während die Analysten bei IT-Services für 2011 einen deutlicheren Ausgabenanstieg von 4 Prozent (gegenüber 1,5 Prozent im Vorjahr) erwarten.
Aus regionaler Sicht sieht PAC auch in 2011 den Nahen Osten und Afrika an der Spitze mit je 10 Prozent Plus bei Software und 9 Prozent bei Services, gefolgt von Lateinamerika (8 Prozent in beiden Segmenten), Osteuropa (7 Prozent in beiden Segmenten), Asien-Pazifik (7 bzw. 5 Prozent) und Nordamerika (5,5 bzw. 4 Prozent). Das Schlusslicht bildet Westeuropa mit 3,5 Prozent Wachstum bei Software und 2,5 Prozent bei Dienstleistungen.
Transformationsprojekte als Motor der allmählichen Erholung
Aus Sicht von PAC ergeben sich immer noch erhebliche Wachstumschancen für IT-Anbieter aus der Herausforderung, Infrastruktur- und Anwendungslandschaften zu konsolidieren und standardisieren. Gleichzeitig kommen auch zahlreiche Transformationsprojekte in Gang und Technologietreiber wie Virtualisierung, Cloud Computing, SOA und Mobility kommen häufig in Kombination zum Einsatz. Als Schlüsselkriterien bei den meisten Transformationsprojekten betrachtet der Marktforscher Integration, Networking, Flexibilität, Kosteneffizienz, Allgegenwärtigkeit und Prozessorientierung.
“Obgleich sowohl das wirtschaftliche als auch das politische Umfeld in den PIIGS-Ländern (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien), in Tunesien und Ägypten instabil bleibt, sind die meisten Unternehmen 2011 wieder auf Wachstumskurs”, sagt Christophe Châlons, Chief Analyst bei PAC. “Hauptziele bleiben Kostenreduzierung und Steigerung der betrieblichen Effizienz. Allerdings ist auch das Unternehmenswachstum zurück an der Spitze der Prioritätenliste. Es geht darum, das Geschäft mit Bestands- und Neukunden zu entwickeln, neue Regionen zu erschließen und alle Vertriebskanäle zu bündeln. Dabei sollen auch Time-to-Market verkürzt und Innovationen gefördert werden.”
Nach Ansicht von PAC gibt es zahlreiche andere Prozess- und Technologiebereiche, für die beträchtliche Investitionssummen reserviert sind. Hierzu zählen eingebettete Systeme, das Internet der Dinge, Collaboration, CRM, Informationsmanagement, soziale Netzwerke, Compliance und Nachhaltigkeit – nicht zu vergessen auch branchenspezifische Themen wie PLM (Product Lifecycle Management), Multichannel-Integration, Post-Merger-Integration, E-Government, E-Health, Tele-Health sowie Smart Grid oder Smart Metering.
Noch kein Grund zur Euphorie
Châlons warnt jedoch davor, die kurzfristige Aufhellung des Marktumfelds schon als Anlass zum Feiern zu sehen: “Ein großer Teil der aktuellen Investitionen hat zum Ziel, mittelfristig die Gesamtkosten für IT zu senken und dabei die neuen Cloud-basierten Delivery-Modelle zu nutzen, wie beispielsweise SaaS (Software as a Service) oder IaaS (Infrastructure as a Service). Dies veranlasst die meisten traditionellen IT-Anbieter, Beratungsfirmen, System-Integratoren, Outsourcing-Dienstleister, Software-Anbieter, Hardware-Hersteller und VARs, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. In der Zwischenzeit führt die zunehmende Reife des Markts zu einer immer deutlicheren Konzentration bei den IT-Anbietern. Sie treiben verstärkt Fusionen und Übernahmen voran, um Skaleneffekte zu generieren, die geografische Reichweite auszudehnen, ihr Portfolio zu diversifizieren und neue Geschäftsmodelle aufzubauen.”
Hinzu kommt, dass die Konvergenz von IT und Telekommunikation sowie die wachsende Bedeutung von IT für die meisten Produkte und Dienstleistungen den Markteintritt neuer Anbietergruppen möglich machen, zum Beispiel Telekommunikationsbetreiber, Gerätehersteller oder Maschinen- und Anlagenbauer.
Alles dreht sich um Innovation
Die gute Nachricht ist, dass die Anwender immer mehr bereit sind, für echten Mehrwert und sinnvolle Innovationen zu zahlen. Allerdings geht PAC davon aus, dass die hierfür benötigten Innovations-Budgets durch Kosteneinsparungen bei Standard-Produkten und -Dienstleistungen generiert werden.
“Die Anwender und Entscheidungsträger sind zunehmend bereit, Standards mit begrenzter kundenspezifischer Anpassung zu implementieren. Sie versuchen auch, Verbraucherstandards in der Unternehmens-IT umzusetzen. Diese beiden Faktoren sind Voraussetzungen für die meisten Cloud-Modelle. Die Zahl der IT-Lieferanten sinkt immer rascher und die Anwender suchen sich eine geringere Anzahl bevorzugter Anbieter, die ihnen länderübergreifende Betreuung bieten”, kommentiert Châlons.
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