“Laue Nachfrage” – ein Phänomen von Microsoft-Gadgets

Apple hatte bereits 2010 mehr als 250 Millionen iPods verkauft. Diese Zahlen hatte Steve Jobs bei der Vorstellung des nächsten großen Wurfes, dem iPad, zum ersten Mal genannt.

Eine Zahl, von der Microsoft nur träumen kann. Seit 2009 sind die Verkäufe des Musik-Spielers Zune massiv eingebrochen. Jetzt ist Microsoft sogar so weit gegangen, den Player vollständig aus dem Programm zu nehmen. Allerdings soll Zune als Marke auf Windows Phone 7 und auf der Xbox 360 weiterleben, wie es jetzt von Microsoft heißt.

Und diese lauwarme Nachfrage hat nun dazu geführt, dass Microsoft nicht nur den Tablet-Markt (Courier), den Smartphone-Markt (Kin) sondern eben auch das Geschäft mit den Media-Playern (Zune) den Konkurrenten überlässt.

“Wir stehen hinter unserem Ziel, die besten Filme, Musik und TV-Shows über Zune on Xbox, den PC, Windows Phone 7 und Zune-Geräte zu bieten. Wir werden weitere Informationen über die Entwicklung des Zune-Entertainment-Services und der Zune-Hardware mitteilen, wenn wir die Pläne entwickelt haben”, erklärt ein Microsoft-Sprecher gegenüber dem Branchendienst CNET.

Bloomberg hatte berichtet, dass Microsoft die von Toshiba produzierte Hardware nicht mehr weiter entwickelt werde. Aber offenbar scheint bei Microsoft – anders als in dem Bloomberg-Bericht dargelegt – das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es gab Spekulationen, dass Zune Microsoft-intern zu wenig berücksichtigt würde. Andere Stimmen vermuten einen Zusammenhang mit der vor wenigen Wochen angekündigten Partnerschaft mit Nokia.

Gegenüber ZDNet erklärte Microsoft: “Wir ‘killen’ keinen der Zune-Services oder Features.” Neben der Integration mit Zune-Geräten, der Xbox Live, PCs und Phone 7 will Microsoft offenbar den Zune-Service auch in Bing und MSN integrieren. 2006 als Microsoft den ersten Zune vorstellte, hatte Apple bereits den iPod in der fünften Generation am Markt und es waren damals noch zwei Monate vor der Vorstellung des ersten iPhones. Es gibt Stimmen, die behaupten, Microsoft sei es nicht darum gegangen, tatsächlich gegen einen Konkurrenten anzutreten, sondern Microsoft habe zeigen wollen, dass sich das Unternehmen bewegen kann und auch bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen.

Zune hatte gegenüber dem iPod einige Vorteile. Eine bessere Alben-Ansicht, ein größeres Display, Radio-Empfang und eine Musik-Flatrate im Zune-Marketplace. Microsoft hat versucht, sich über die Farbe Braun gegenüber anderen abzusetzen. Nutzer konnten untereinander Lieder austauschen. Damit konnten Musikliebhaber bei ihren Bekannten neue Stücke kennenlernen. All das spräche eigentlich für Microsoft.

Doch entweder hat Microsoft es versäumt den Anwendern diese Vorteile vor Augen zu führen, oder Apple übertrumpft einfach als Status-Symbol das leicht angestaubte Windows-Image Microsofts. Viele aber waren vielleicht schon ihren iPod gewöhnt und hatten iTunes installiert. Doch mit dem ersten iPhone veränderte sich auch der Markt.

Die Verbraucher nutzten plötzlich keine Player mehr, sondern verwenden das Smartphone, das man ohnehin mit sich führt, als Walkman. Redmond reagierte. Wieder setzte Microsoft auf den Gedanken des sozialen Netzwerkes und versuchte das in eine Hardware zu gießen. Heraus kam das Social-Media-Smartphone Kin. Eigentlich hatte Microsoft alles richtig gemacht. Trotzdem verschwand das Kin mitsamt der eingebauten Zune-Software nach zwei Monaten aus den Regalen. Nach Europa hatte sich Microsoft mit diesen beiden Geräte-Familien erst gar nicht gewagt. Es könnte daran gelegen haben, dass man damit keine Bilder auf Twitter hochladen konnte und man pro Monat rund 70 Dollar für einen Datentarif hätte hinblättern müssen. Warum aber, hat sich Microsoft dann überhaupt auf dieses Abenteuer eingelassen?

Microsoft hatte zudem das Entwickler-Team des Zune nach drei Jahren aufgeteilt. Übrig blieb eigentlich nur noch eine Gruppe von Software-Entwicklern, die damit beschäftigt sind, den Player auf verschiedene Plattformen zu portieren. Den letzten Hardware-Refresh führte Microsoft 2009 mit dem Zune HD durch. Ende 2010 wurde das Gerät in Kanada eingeführt und in diesem Jahr bestückte Microsoft auch amerikanische Einzelhändler mit großen Mengen des Players.

Nachdem 2010 Robbie Bach, Kopf von Entertainment and D, und CTO J. Allard bei Microsoft ausstiegen, hatte Zune zudem zwei wichtige Köpfe verloren. All das klingt nicht so, als ob es bei Microsoft große Bestrebungen gegeben hätte, die Zune-Hardware zu retten. Aber Zune wird wohl als Software erhalten bleiben und es könnte auch für Microsoft eine ungleich größere Rolle spielen als die gleichnamige Hardware, denn damit werden Nutzer von Windows Phone ihre Musiksammlung zwischen Smartphone und PC synchronisieren können.

Silicon-Redaktion

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