In seiner Eröffnungsrede stellte der ehemalige deutsche Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer (63) klar, dass die Zukunft der deutschen Energieversorgung zwei Aspekte bedinge: den Ausstieg aus der Atomenergie binnen 20 Jahren und deren Ablösung durch erhöhte Energieeffizienz und erneuerbare Energien.
Für die optimale Nutzung beider Aspekte seien nicht nur Vorgaben der Politik notwendig, sondern auch Anstrengungen seitens der Industrie. Dieser Wandel werde sich über Jahrzehnte erstrecken. Wie SAP in einer Mitteilung vom Januar verbreitete, dürften die nötigen Investitionen zwischen 2008 und 2015 mindestens 200 Milliarden US-Dollar umfassen.
Die Walldorfer sehen im Bedarf für Smart Grids und intelligente Energienutzung sowohl eine Herausforderung, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, als auch eine Marktchance. Zusammen mit dem Versorger RheinEnergie wollen sie beispielsweise demnächst Smart Meters, also intelligente Stromzähler, in 30.000 Kölner Haushalten installieren und verwalten.
Weitgefasste Definition
Was die Walldorfer unter Sustainability, also Nachhaltigkeit verstehen, meint wesentlich mehr als nur die Energieversorgung von morgen. Ihre Definition deckt neben dem Umweltschutz und der Energieversorgung auch wirtschaftliche Aspekte wie etwa Markenschutz und Transparenz der Lieferkette ab, aber auch die Sicherheit und Gesundheit von Personal. Denn wenn die EU beschließt, den Stoff Aceton nicht nur als krebserregend, sondern auch als leibesfruchtschädigend einzustufen, dann stehen die SAP-Kunden über Nacht vor dem Problem, Tausende Mitarbeiterinnen aus einem Bereich entfernen zu müssen, in dem sie mit Aceton umgehen. Aufgrund dieser weiten Definition verändert sich der Aufgabenbereich von traditionellen ERP-Lösungen radikal. Deshalb kann Martin Hill, Vice President Sustainability Line of Business Sales EMEA, davon sprechen, dass “Sustainability das neue ERP” werde.
Die zentrale Rolle der IT
Die Rolle der IT sieht Hill ganz zentral, wenn es darum geht, den Wandel zu nachhaltigem Wirtschaften vollziehen zu können. “Viele unserer Kunden wollen als erstes wissen, wo sie hinsichtlich Nachhaltigkeit überhaupt stehen.” Das ist verständlich, denn die Flut von Regularien und Vorschriften, die nicht nur aus Brüssel kommt, steigt ständig und kostet die deutschen Unternehmen beträchtlichen Kostenaufwand und Personaleinsatz. Entsprechende Lösungen könnten diesen Aufwand reduzieren und die Prozesse effizienter gestalten. Um etwa die Daten von Smart Meters auszulesen und zu deuten, sind entsprechende Analyse-Anwendungen nötig.
SAPs Produktentwicklung
Die Walldorfer sehen daher ein ganz erhebliches Marktpotential für alle ERP-Lösungen, die mit Sustainability zu tun haben. Hill schätzt diesen Markt gegenwärtig auf 7,5 Milliarden Euro weltweit. Deshalb verwundert es nicht, wenn SAP seine Business Suite 7 zwischen 2010 und 2012 erheblich erweitert und modernisiert.
Die Roadmap wurde auf der IUC von Stefan Engelhardt vorgestellt, dem weltweiten Direktor des Bereiches Utilities (Versorger). Dabei fiel auf, dass die In-Memory-Datenverarbeitung eine große Rolle in Analyseanwendungen spielen soll: Hill stellt sich Dashboards vor, die Informationen – sei es aus der Energieversorgung, sei es aus der Lieferkette – in Echtzeit auswerten und präsentieren.
Für die Produktentwicklung spielen laut Hill fünf Aufgabenbereiche eine zentrale Rolle: 1) Reporting und Analytics; 2) Risk Management; 3) Lieferkettenverwaltung; 4) Energy and Emissions, 5) Sustainable Workforce. Da die Walldorfer alle diese Lösungen auch weltweit bei sich selbst einsetzen, erwarten sie entsprechend positive Nutzeffekte, etwa im eigenen Rechenzentrum.
Markt für Innovationen
Vom Future Energy Center, das am 12. April von SAP Research in Karlsruhe eröffnet wurde, erhofft sich SAP Einblicke in die IT-gestützte Energienutzung der Zukunft, etwa in der Infrastruktur für Elektroautos. “Für uns bedeutet Sustainability nicht nur einen Business Case, sondern auch eine Chance für Innovationen”, erklärte Daniel Schmid, SAP Vice President, zuständig für Sustainbility.
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