Das leichte Samsung Galaxy Tab 10.1v

Das erste Android-Tablet mit der Version 3.0 des Google-Betriebssystems ist ab sofort bei Vodafone zu haben. Wer allerdings eine günstige Alternative zu Apples iPad sucht, dürfte mit dem Samsung Galxy Tab nicht fündig werden. Denn für 599 Euro bekommt man inzwischen auch schon ein iPad. Aber kann sich denn die hohe Investition in das Samsung-Gerät lohnen?

Mit dem Galaxy Tab 10.1v bekommt man 16 GByte Speicher und ein integriertes UMTS-Modem für 600 Euro. Zusammen mit einem Vodafone-Vertrag ist es auch schon für 99 Euro zu haben, dann hat man allerdings eine stolze Grundgebühr von monatlich 55 Euro zu berappen. Also auch hier lockt kein Schnäppchen.

Auf den ersten Blick sieht das Galaxy Tab 10.1v so aus wie ein Tablet eben aussieht dieser Tage. Das 10,1-Zoll-Display ist mit einem Touchpanel aus Echtglas überzogen. Der Rand des Displays ist knapp einen Zentimeter breit – und hält man das Gerät im Querformat, dann sieht man die Linse der Kamera oben. Das war es dann auch schon. Kein Logo oder Schriftzug durchbricht die schlichte Optik des glänzend grauen Kunstoffs. Hinzu kommen zwei länglich Aussparungen für die Lautsprecher auf beiden Seiten.

Die Ein-Aus-Taste ist am linken Rand zusammen mit dem Kopfhörerausgang angebracht und der Schacht für die SIM-Karte sitzt rechts, was stören kann, denn so kommt es vor, dass man das Tablet aus Versehen ausschaltet. Auf der Oberseite sitzt links der obligatorische Wippschalter zur Regelung der Lautstärke. Rechts daneben gibt es ein kleines Loch im Kunststoff, hinter dem sich das integrierte Mikrofon versteckt.

Ganz unten entdecken wir einen breiten, proprietären Anschluss. Ein passendes USB-Kabel ist im Lieferumfang enthalten, optional wird es verschiedenes Zubehör geben – etwa ein Dock mit Tastatur, eines mit USB-Host-Anschlüssen zum Verbinden von Sticks oder Festplatten sowie einen HDMI-Ausgang. Schade – an solchen Punkten bemerkt man eben, dass die Samsung-Tablets aus dem Telekommunikationsbereich des Konzerns stammen. Der PC-Hersteller Acer beispielsweise hat in sein Iconia Tab einen HDMI-Ausgang und einen USB-Host-Anschluss für Sticks, Festplatten, Tastatur und andere Peripheriegeräte direkt integriert.

Die Rückseite verrät ganz eindeutig die Herkunft: Dieses Pad muss aus Samsung-Fabriken stammen – dieses Plastik kennen wir schon. Es wirkt identisch mit dem Material, das auch den Rücken des neuen Flaggschiff-Smartphones Galaxy S2 ziert. Hier wie dort ist das Material texturiert. Damit liegt es gut und griffig in der Hand, was auch durch die griffgünstige Form bedingt ist: Links und rechts gibt es eine leichte Erhöhung im Deckel, der sich fast schon in die Hand schmiegt.

Der Kunststoff kann von der haptischen Wertigkeit her schlicht nicht mit dem Aluminium des iPads oder des HTC Flyer mithalten. In der Praxis stört das kaum, doch der erste Eindruck hinterlässt einen leicht faden Beigeschmack.

Unabhängig davon gibt es dennoch zwei Metall-Elemente auf der Rückseite. Mittig hat Samsung kreisrund das Logo hinterlassen, darüber sitzt eine rechteckige Plattform, die die Linse der 8-Megapixel-Kamera sowie den LED-Blitz integriert.

Bei festem Druck gibt der Rücken des Galaxy Tab 10.1v minimal nach. Das stört den Qualitätseindruck allerdings nicht – alles wirkt dennoch grundsolide. Nur beim Druck auf den Rand des Touch-Panels auf der Vorderseite gibt das Samsung gelegentlich mal ein paar knarzende Geräusche von sich. Bei Apple wäre das nicht passiert. Übrigens, stabil ist dieses Gerät wirklich, man kann sich sogar draufstellen. Im CBS Interactive-Test überlebte das Galaxy-Tab sogar einen 100-Kilo-Mann.

In ein paar Wochen kommt mit dem Galaxy Tab 10.1 (ohne “v” im Namen) bereits der flachere Bruder auf den Markt. Für eine signifikant geringere Bauhöhe müssen Käufer lediglich eine geringere Kamera-Auflösung in Kauf nehmen.

In beiden Fällen setzt Samsung einen Dual-Core-Prozessor von Nvidia ein, damit ist die Leistung in etwa mit dem Xoom von Motorola zu vergleichen. Dabei handelt es sich um einen Tegra 2 mit einer Taktfrequenz von 1,0 GHz, dem die Entwickler 1 GByte RAM zur Seite gestellt haben. Das ist ordentlich und auf dem Datenblatt auch erste Liga, in der Praxis gibt es aber schon schnellere Komponenten. Das Tab ist mit 16 und 32 GByte integriertem Speicher zu haben. Die kleinere Version wechselt den Besitzer bei diversen Online-Shops für 599 Euro – und kostet damit exakt genauso viel wie ein iPad 2 mit 16 GByte Speicher und UMTS-Modem. Die große Version wird derzeit nur bei einem Händler gelistet und ist dort nicht lieferbar, weswegen der Preis von 839 Euro durchaus nicht ganz realistisch sein könnte. Wie dem auch sei, das wäre sehr teuer – denn für 40 Euro weniger gibt es bereits ein iPad 2 mit 64 GByte Speicher. Die Wahl der Ausstattung sollte übrigens wohl bedacht sein. Denn mangels SD- oder microSD-Kartenslot ist eine nachträgliche Aufrüstung nicht möglich – schade.
Auch ansonsten wirkt das Galaxy Tab eher wie ein Eigenbrötler – denn sowohl eine Micro-USB-Buchse als auch ein HDMI-Ausgang oder ein USB-Host-Anschluss fehlen. Und: Zur Datenübertragung mit dem PC oder Mac will ein Programm installiert werden. Anmelden als Festplatte? Geht nicht.

Dafür kommuniziert das Gerät bereitwillig, wenn keine Kabel im Spiel sind. WLAN nach dem a- und dem n-Standard ist eine Ansage, ebenso HSPA+ für den Datentransfer aus dem Mobilfunknetz mit bis zu 21 MBit/s. Der Upload erfolgt via HSUPA mit bis zu 5,76 MBit/s. Bei Bluetooth sind wir von Samsung allerdings etwas mehr gewöhnt – 2.1 +EDR ist integriert. Die Oberklasse-Smartphones aus Korea bringen schon seit längerer Zeit den flotteren 3.0-Standard mit. Aber gut, zur Übertragung von Fotos oder Musik in Stereo reicht es aus.

Das 10,1-Zoll-Display basiert übrigens auf der PLS-Technik. Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein LCD, das allerdings – ähnlich wie die bei hochwertigen Geräten eingesetzten IPS-Panels – eine vergleichsweise hohe Blickwinkeltreue und eine gute Farbwiedergabe ermöglicht. Mit einer Auflösung von 1280 mal 800 Bildpunkten überragt es die Pixeldichte des iPad 2 (1024 mal 768) um ein gutes Stück – bei fast identischer Diagonale (iPad 2: 9,7 Zoll).

Die frontseitige Kamera hat eine Auflösung von 2 Megapixeln, die rückwärtige Digicam nimmt, wie bereits gesagt, Fotos mit bis zu 8 Megapixeln auf. Videos landen auf Wunsch in HD-Ready-Auflösung, also mit 1280 mal 720 Pixeln, im internen Gerätespeicher. Darüber hinaus gibt es noch die üblichen Sensoren für Umgebungshelligkeit, Bewegung und einen Kompass. Auf den Annäherungssensor hat der Hersteller sinnigerweise verzichtet – denn zum Telefonieren wird wohl niemand das Tablet ans Ohr halten.

Softwareseitig läuft auf dem Testgerät ein originäres Android 3.0.1 alias Honeycomb mit dem Google-Standard-Interface. Die Bedienung ist flott und macht Spaß, und an die Eigenheiten der Oberfläche gewöhnt man sich schnell. Hier und da erscheint uns das User-Interface zwar etwas unlogisch, doch insgesamt ist es hübsch, flott und ohne große Lernphase benutzbar. An die extreme Simplizität des iPads kommt Honeycomb allerdings nicht heran – dafür bietet es deutlich mehr Möglichkeiten und ist, etwa mit Widgets und Verknüpfungen auf den Homescreens, prima an die eigenen Bedürfnisse anpassbar.

Auch bei anderen Punkten trumpft Apple, so etwa bei der hervorragenden iTunes-Integration. Man kann das Synchronisierungs-Programm des Mac-Herstellers hassen oder lieben, aber für die meisten Anwender ist es sicherlich der simpelste Weg, Fotos, Musik, Videos und Bücher zu übertragen und direkt zu kaufen. Google ist da längst noch nicht so weit. Eine herstellerübergreifende Sync-Lösung gibt es ebenso wenig wie einen Google-eigenen Content-Store. Speziell in diesen Bereichen wird sich zwar in der nächsten Zeit sehr viel tun, und bis dahin gibt es auch viele Alternativen. Aber die muss man eben suchen und ausprobieren. Wer das machen möchte und sich dafür begeistern kann, wird mit den Android-Tablets garantiert glücklich. Alle anderen sollten wohl doch noch einen Blick auf das iPad werfen. Dazu passt es auch, dass nicht sonderlich viele Anwendungen vorinstalliert sind: Selber machen ist angesagt.

Allerdings: Wer bereits ein Android-Smartphone besitzt, kann die dort gekauften Apps auch problemlos auf dem Tablet installieren. Leider gibt es im Google-eigenen App Store, dem Android Market, bislang keine Kategorie, die explizite Tablet-Anwendungen auflistet. Und somit sehen nicht alle Programme auf dem Honeycomb-Tablet ganz so aus, wie man es erwarten würde. Noch dazu haben einige Smartphone-Apps auch Darstellungsprobleme auf dem großen Display. Doch alles in allem können wir uns über die App-Welt auf dem Google-Tablet nicht beschweren – und freuen uns lieber über die weiterhin hohe Gratis-Quote unter den Angeboten. Anwendungen, die bereits für das Tablet portiert wurden, sehen übrigens meist sehr hübsch aus und brauchen sich vor ihren iPad-Pendants nicht zu verstecken.

In punkto Akkulaufzeit ist gegen das Galaxy-Tab nichts einzuwenden. Einen Tag intensive Nutzung macht es problemlos mit. Auch unter Volllast hält der Akku bis zu sechs Stunden durch. In der Praxis wird man meist deutlich länger damit arbeiten können, sofern man nicht das Display auf maximale Helligkeit einstellt, Gigabyte-Weise Daten überträgt oder komplexe Berechnungen anstellt.

Das Galaxy Tab 10.1v macht Freude beim Bedienen. Allerdings schränken eine fehlende USB-Buchse und HDMI-Ausgang in die Praxistauglichkeit wieder etwas ein. Aber es macht einfach Spaß, es zu bedienen, es ist toll, es griffbereit auf dem Wohnzimmertisch liegen zu haben, und es ist ein hervorragender Multimedia-Begleiter auf Reisen. Da rückt der nicht ganz überzeugende Ersteindruck der Kunststoffrückseite schnell in den Hintergrund. Unterm Strich bleibt nur: Wer es lieber einfach möchte, greift zum iPad. Und wer sich alle Türen offen halten will, sollte sich das 10.1v durchaus ansehen – und die Daumen drücken, dass der Preis bald fällt.

Silicon-Redaktion

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