Deutschlands IT-Fachkräfte in Wechselstimmung

Branchenbeobachter gehend davon aus, dass die Umsätze in der IT-Branche in diesem Jahr voraussichtlich um 4 bis 6 Prozent steigen werden. “Solch ein Wachstum erhöht den Bedarf an gut ausgebildeten IT-Fachkräften weiter und verschärft so den Wettbewerb zwischen Unternehmen um hoch qualifizierte Spezialisten. Beste Voraussetzungen also für wechselwillige ITler”, sagt Jan-Marek Pfau. Er hat bei der Managementberatung Kienbaum die Studie zur Wechselstimmung der IT-Fachkräfte geleitet.

80 Prozent können sich demnach derzeit vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln. Dabei waren IT-Fachkräfte bisher meist besonders treue Mitarbeiter: Nur 16 Prozent der befragten IT-Spezialisten haben ihren Arbeitgeber bereits viermal oder häufiger gewechselt. Die meisten davon sind schon zehn oder mehr Jahre in der IT-Branche tätig und rund ein Drittel der IT-Kräfte hat sich bislang erst zwei- oder dreimal einen neuen Job gesucht. Knapp die Hälfte der Befragten hat einmal oder sogar noch nie den Arbeitgeber gewechselt.


Quelle: Kienbaum.

“Die Zeiten, in denen IT-Unternehmen sich darauf verlassen konnten, dass ihre besten Mitarbeiter treu zu ihnen stehen, sind jedoch offenbar vorbei. Die IT-Profis erkennen die Chancen des ‘War for Talent’ und interessieren sich dafür, welcher Arbeitgeber ihnen das beste Gesamtpaket bietet”, so Pfau.

Wirklich aktiv werden bei der Suche nach einem neuen Job aber offenbar nur die wenigsten, laut Umfrage sind es 9 Prozent. Mehr als doppelt so viele (21 Prozent) bekunden konkretes Interesse an einem neuen Job. Bei einem attraktiven finanziellen Angebot würde rund die Hälfte der Befragten zuschlagen.

Aber es geht den wechselwilligen Spezialisten nicht nur ums Geld. Jeweils 40 Prozent legen Wert auf mehr Freizeit und Home-Office-Tage. Meist suchen IT-Profis ihren neuen Arbeitsplatz dort, wo es bereits besonders viele von ihnen gibt. Nämlich in Bayern (25 Prozent), Nordrhein-Westfalen (24 Prozent), Baden-Württemberg (16 Prozent) und Hessen (14 Prozent).

“Diese Bundesländer stehen auch oben auf der Wunschliste künftiger Arbeitsorte wechselwilliger ITler”, sagt Jan-Mark Pfau. In Ost-Deutschland zu arbeiten, können sich hingegen nur etwa 10 Prozent der IT-Fachkräfte vorstellen. Und lediglich 9 Prozent sind bereit, in ganz Deutschland einen neuen Job anzutreten.


Quelle: Kienbaum.

Bei der Suche danach vertrauen viele (44 Prozent) auf die Empfehlung von Bekannten und die Homepage des Wunschunternehmens (40 Prozent). Drei Viertel der Fachkräfte nutzt die Stellenanzeigen von Online-Medien. Die überwiegende Mehrheit durchsucht also das Internet nach dem Traumjob. Der Trend geht hier zu spezialisierten Plattformen.

Speziell für deutsche IT-Fachkräfte gibt es hier seit dieser Woche einen Neuzugang. Ictjob.de gehört zu einer gleichnamigen Gruppe, die bereits Portale in Belgien, Frankreich, Spanien und Luxemburg betreibt. Zum Start der Plattform in Deutschland werben die Betreiber mit Kunden wie Microsoft, Oracle oder Steria Mummert Consulting. Itcjob.de arbeitet nach eigenen Angaben mit einer Kompetenz-basierten Matching-Technologie, die bislang auf dem Markt einmalig sei. Fähigkeiten des Jobsuchenden und Anforderungen der Unternehmer würden dabei mit Hilfe eines speziellen Kompetenzrasters gegeneinander abgeglichen.

“Der eklatante Mangel an Fachkräften hat die Kommunikation zwischen Bewerbern und Arbeitgebern grundsätzlich verändert und zu einer Herausforderung für beide Seiten des Arbeitsmarktes gemacht”, sagt ictjob.de-Geschäftsführer Julian Steinbuch.

Die Managementberater von Kienbaum sehen bei dieser Kommunikation den Arbeitnehmer klar im Vorteil. In der Zusammenfassung ihrer Studie heißt es: “Der Arbeitnehmermarkt in der IT-Branche ist keine Zukunftsmusik, sondern längst Realität: Während dies für IT-Professionals große Chancen darstellt, müssen Unternehmen, sich immer größeren Herausforderungen stellen, um die gewünschten IT-Professionals für sich zu gewinnen.”

Silicon-Redaktion

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