Nach dem deutlichen Einbruch 2009 hat der Markt für das Rekrutieren, Vermitteln und Steuern von freiberuflich tätigen IT-Spezialisten von insgesamt 5,8 Milliarden Euro auf 6,7 Milliarden Euro 2010 deutlich zugelegt. Die zehn in diesem Marktsegment führenden Unternehmen – Hays, Allgeier, Gulp, GFT, Reutax, Harvey Nash, 1st solution, Solcom, top itservices und Quest – konnten ihren Umsatz um durchschnittlich satte 26,3 Prozent auf insgesamt 1,2 Milliarden Euro steigern. Ihr Anteil am Gesamtmarkt liegt bei etwa 17,4 Prozent.
Damit haben die Unternehmen ihre eigenen Prognosen übertroffen: In der letztjährigen Studie erwarteten die Top 10 der Vermittler ein durchschnittliches Plus von 15,7 Prozent. “Der positive Trend hält an und wird sich angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortsetzen”, prognostiziert Hartmut Lüerßen, Lünendonk-Partner und Autor der Studie. Für das nächste Jahr rechnen die befragten Anbieter mit einem Marktwachstum von 15,1 Prozent.
Erfolgreiche Projektbesetzung erfordert Umdenken
In den vergangenen Jahren haben viele Auftraggeber-Unternehmen ihre internen Prozesse optimiert und dabei die Zahl ihrer externen Dienstleister reduziert. “Dadurch konnten sie die Projektbesetzung prozessual beschleunigen”, beschreibt Lüerßen die Strategien vieler großer Konzerne. Trotzdem trifft der Fachkräftemangel deutsche Unternehmen immer stärker, wie die Auswertung der wichtigsten Auswahlkriterien für geeignete Dienstleister belegt: Hier hat die Lieferfähigkeit, also die mögliche Vermittlung eines IT-Experten, den Preis als wichtigstes Argument verdrängt.
Durch die große Nachfrage nach IT-Experten sei der Markt für viele Qualifikationen wie leergefegt. Die Folge: Wenn ein Unternehmen erst bei konkretem Bedarf bei einem Vermittler einen Spezialisten nachfragt, kann dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen passenden Experten vermitteln. “Dadurch gefährden Unternehmen ihre Projektlaufzeiten”, warnt Lüerßen.
Eine Möglichkeit für Unternehmen, mehr Planungssicherheit zu erhalten, sei das Eingehen solider Planungspartnerschaften. Darin bezieht ein Unternehmen seinen Recruiting-Partner früh in geplante Projekte ein, so dass dieser sich frühzeitig um passende IT-Experten bemühen kann. “Dies bedeutet für die Auftraggeber-Unternehmen aber, dass sie ihren Partnern sensible, oft strategische Informationen anvertrauen müssen. Dieser Vorstellung stehen viele natürlich zunächst skeptisch gegenüber”, sagt Oliver Staudenmeyer, Vorstandsmitglied von Reutax. Andererseits haben viele Firmen kaum andere Möglichkeiten, dringend benötigte Experten zu finden: “Planungspartnerschaften geben den Vermittlern die Chance, den Mangel an Fachkräften effizienter zu verwalten”, resümiert Lüerßen.
Problem: Deutsch als Projektsprache
Immer häufiger versuchen die Vermittler, im Ausland IT-Profis für deutsche Unternehmen zu gewinnen. Vor allem mittelständische Firmen stehen sich aber oft selbst im Weg: “Wenn ein Unternehmen nicht bereit ist, englisch als Projektsprache einzuführen, ist die Vermittlung ausländischer Spezialisten meist nicht möglich”, berichtet Frank Schabel, Marketingchef von Hays. “Vor dem Hintergrund des akuten und anhaltenden Fachkräftemangels ist hier ein Umdenken nötig.”
Gerade der Mittelstand bietet den Experten-Vermittlern Wachstumspotential, ist aber auch beratungsintensiv. “Der Aufwand für das Rekrutieren, Vermitteln und Steuern von IT-Experten ist bei mittelständische Unternehmen deutlich höher als bei Großkonzernen, die den Umgang mit externen Profis gewohnt sind”, berichtet Thomas Götzfried, Vorstandsmitglied der Allgeier Management AG. “Andererseits sind Mittelständler eher bereit, höhere Honorare zu zahlen, um überhaupt IT-Profis für ihre Projekte zu gewinnen.”
Für die gefragten Freiberufler wirkt sich die Mangelsituation positiv aus: Ihre Honorare steigen wieder, wenn auch nicht in dem Maße, wie die Nachfrage zunimmt. “Viele Staffing-Anbieter haben in den letzten Jahren mit Unternehmen Verträge mit Preisvereinbarungen geschlossen, an die sie nun gebunden sind”, begründet Attilio Berni, Geschäftsführer von Elan IT Resource.
Besonders stark steigen die Honorare für Freiberufler, die Kompetenzen in den Tätigkeitsfeldern SAP, Projektleitungs/-management, Embedded Software, Java und Cloud Computing vorweisen können. Dies korreliert interessanterweise nicht mit dem Kundenbedarf: Neben SAP-Expertise suchen Unternehmen vorrangig Experten für Webservices, Business Intelligence, Ressourcenplanung im Unternehmen (ERP), Mobile, Security, IT-Servicemanagement und Customer Relationship Management (CRM). “In jedem Fall empfehlen wir Freiberuflern, ihre Profile gut zu strukturieren, aktuell zu halten und ihre Stärken gut herauszuarbeiten – so können sie von der Entwicklung optimal profitieren”, erklärt Lüerßen.
Die Zahl der freiberuflichen IT-Experten ist in Deutschland erneut leicht gestiegen: Derzeit arbeiten etwa 75.000 Spezialisten auf freier Basis für Unternehmen. Abhängig von der Unternehmensgröße schätzen die Staffing-Experten den Anteil von IT-Spezialisten, die direkt mit Unternehmen zusammenarbeiten, auf aktuell noch 10 (Großunternehmen) bis 30 Prozent (Mittelstand). Götzfried betont, dass “immer mehr Freiberufler den Weg über Staffing-Agenturen wählen, da diese ihnen das aufwändige Akquise- und Kontaktmanagement abnehmen”.
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