CIOs verlieren innerhalb der Unternehmen immer mehr an Einfluss. Denn es ist häufig nicht mehr der CIO, der entscheidet, welche IT-Projekte ein neues Investment bekommen, sondern vielmehr der oberste Finanzer in einem Unternehmen. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren immer mehr durchzusetzen scheint.
Das Marktforschungsinstitut Gartner belegt diese Entwicklung in einer gemeinsam mit zwei Managementinstituten durchgeführten Studie. Demnach hätten 26 Prozent der Chief Financial Officers (CFOs) IT-Investitionen alleine genehmigt. Schon im zurückliegenden Jahr hatte Gartner diese Studie durchgeführt. Noch vor einem Jahr waren es lediglich 11 Prozent der CFOs, die alleine eine Investition abzeichneten.
Dagegen waren es unter den CIOs in der jüngsten Untersuchung nur 5 Prozent, die ein Projekt alleine verabschieden konnten. Ein weiterer Kontrollverlust zeigt sich auch in dem hohen Anteil von IT-Abteilungen, die direkt dem CFO unterstellt sind. Auf 42 Prozent aller IT-Abteilungen treffe das laut Gartner zu. Ein Drittel der IT-Abteilungen unterstehen gleich dem CEO.
Und dieser Trend hat natürlich starke Auswirkungen auf die IT eines Unternehmens. Denn der CFO versuche in erster Linie die Geschäftsprozesse zu optimieren, effizienter zu machen, oder aber um Einsichten zu bekommen, die ihm einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern verschafft. Daher ist für über 65 Prozent (Mehrfachnennungen möglich) der Unternehmen Business Intelligence die wichtigste Technologie. Erst an zweiter Stelle werden mit 46 Prozent Geschäftsanwendungen wie ERP oder integrierte Finanzlösungen genannt.
Der CIO hingegen, so erklärt Gartner-Analyst John van Decker, ziele weniger auf das Business oder Business-Intelligence-Projekte ab, sondern habe einen verstärkt technischen Fokus. Er setze eher auf Cloud-Initiativen oder Virtualisierungs-Themen.
Dass sich die IT nach dem Business ausrichten müsse, ist ein Mantra, das seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholt wird. Aber offenbar gehen die Bemühungen nicht weit genug. “Die Studie hat eine klare Aussage und zwar, dass die IT noch enger mit dem Business verzahnt werden muss.”
Decker fürchtet sogar noch weiteren Kontrollverlust der CIOs, wenn die IT den Bedürfnissen des Business nicht entspreche. Diese Warnung gewinnt mit einem weiteren Ergebnis der Studie noch mehr Gewicht: So sehen nur 30 Prozent der Befragten einen klaren Wettbewerbs- oder Geschäftsvorteil durch die IT. Und um noch eins drauf zu setzen, erklärten lediglich 32 Prozent der CFOs, dass sie den ihnen zur Seite gestellten CIO als “strategischen Partner” wahrnehmen.
Dennoch sieht van Decker in diesen Ergebnissen keine Bankrotterklärung für CIOs oder gar das Berufsbild im Wanken. Doch wenn sich die Rolle des CIO nicht stärker Business-orientiert ausrichte, werden die Geschäftsbereiche sich von den CIOs abwenden, ihr eigenes ‘Ding’ machen und die IT auf einem absoluten Minium betreiben, warnt der Gartner Research Vice President, der zu diesem Thema auch ein Webinar plant.
Doch diese Ergebnisse haben natürlich auch Bedeutung für die Unternehmen. Indem die Rolle des CFO bei technischen Fragen immer stärker wird, “müssen die Unternehmen sicherstellen, dass der CFO auch in technologischen Fragen ausgebildet ist”, so Decker. Es sei zudem wichtig, dass CIO und CFO ein gemeinsames Verständnis darüber hätten, wie man die IT einer Organisation am besten nutzt.
Auch Bill Sinnett, Director of Research bei der Financial Executives Research Foundation (FERF), die zusammen mit dem Committee of Finance & IT of Financial Executives International an der Studie mitgewirkt hat, liest die Ergebnisse in die Richtung, dass es der CFO ist, der im Wesentlichen die Koordinierung zwischen strategischer Ausrichtung und Technologie übernimmt. Für die CFOs sei daher eine klare Aufgabenverteilung und ein klares Ownership eines Projektes am wichtigsten, knapp gefolgt von Business Case und Project Management.
Eine IBM-Studie zum gleichen Thema sieht zwar ebenfalls eine stärkere Zusammenarbeit zwischen CIO und CFO sowie eine stärkere Einbindung des CIO in Geschäftsprozesse, jedoch kommt IBM hier zu dem Schluss, dass sich der Einfluss des CIO deutlich verstärkt hat, und die Einbindung in das C-Level-Management zunimmt. Diese unterschiedliche Wahrnehmung trotz vergleichbarer Ergebnisse mag vielleicht daran liegen, dass im Fall von IBM CIOs befragt wurden und Gartner CFOs die Fragebögen hat ausfüllen lassen.
Die Studie wurde von Oktober 2010 bis Januar 2011 unter 344 Unternehmen durchgeführt. Wobei 46 Prozent der Befragten in Unternehmen tätig sind, die mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr umsetzen.
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