Microsoft: Wir sind die Alleskönner!

So sicherte Turner zu, dass Microsoft (MS) im Fiskaljahr 2012 (1. Juli 2011 bis 30. Juni 2012) 5,8 Milliarden US-Dollar in das globale Partnernetzwerk investieren wird. Vor allem seien diese Mittel zur geschäftlichen Expansion des Partnerbusiness vorgesehen, so Turner. Zudem teilte Microsofts Nummer zwei mit, dass man im vergangenen Fiskaljahr fast 9 Milliarden Dollar in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert habe. Dies sei deutlich mehr als der Wettbewerb wie etwa IBM (6 Milliarden) oder Cisco (5,7 Milliarden).

Ergebnis dieser Investitionen seien, unter anderem, die ausgezeichneten Erfolge im Cloud-Geschäft: Das Cloud-Office-Paket 365 habe nunmehr fünf Millionen lizenzierte Nutzer, von denen es 2,8 Millionen bereits auch tatsächlich produktiv einsetzten. Dynamics CRM Online verfüge über mehr als zwei Millionen lizenzierte Nutzer, und mehr als 30.000 Partner seien mittlerweile für die Cloud Services-Plattform Azure ausgebildet worden. Das aus gutem Grund, so der Microsoft-COO: “Wenn wir mehr Geschäft in der Cloud generieren wollen, dann müssen wir diese Produkte auch selbst nutzen.” Und er sei erst dann zufrieden, so Turner, wenn wirklich alle 640.000 globalen MS-Partner “cloud-ready” seien.

Nach Aussage des Unternehmens sind diese weltweit auf einem guten Weg – desgleichen in Deutschland, wie das deutsche MS-Management trotz eher durchschnittlicher Zahlen im Cloudgeschäft nimmermüde bekräftigte: “3000 unserer Partner sind bereit für die Cloud. 50 verkaufen schon aktiv Cloud-Produkte und -Services, wir haben 10.000 Office 365 Beta-Trials draußen und eine deutlich dreistellige Zahl von Anwendern, die das Produkt bereits gekauft haben”, so Martin Berchtenbreitner, verantwortlich für die Geschäfte der Mittelstands- und Partnerorganisation (SMS&P) von Microsoft hierzulande. Für die Aussage Berchtenbreitners spricht allerdings auch, dass sich Firmen und Unternehmen mittlerweile nicht mehr scheuen, selbst komplexere Umgebungen in die Cloud zu verschieben. So berichteten Firmenvertreter am Rande der WPC, dass etwa das Krisenportal des Landes Baden Württemberg auf Azure laufe.

Auf 37.000 habe sich die Zahl der Partner in Deutschland mittlerweile erhöht und Geschäftschancen für diese Unternehmen, so Microsoft, lägen in den kommenden Monaten vor allem in den Feldern: Business Intelligence, Collaboration, CRM, Systemmanagement und Unified Communication – das allerdings nicht ausschließlich in der Cloud, sondern auch on-premise wie Steve Ballmer fortlaufend betonte.

Denn das “Ballmer-Bashing” der vergangenen Monate – der namhafte US-Hedgefonds-Manager David Einhorn hatte sich gar öffentlich für die Ablösung von Ballmer ausgesprochen und von einem “Charlie Brown Management” gesprochen – ist offensichtlich doch nicht ganz spurlos an der Company vorübergegangen. So ließen der Topmanager und die Seinen keine Minute der WPC ungenutzt, um auf das sehr breite und ihrer Meinung nach in der Branche einzigartige Microsoft-Portfolio hinzuweisen: “In weniger als zwei Jahren haben unsere Partner mehr als 400 Millionen Kopien von Windows 7 verkauft. Das ist großartig und dreimal so viel wie wir an Kopien von Windows XP zu dessen Marktstart verkauft haben. Aber der beste Weg für unsere Partner, auch in der Zukunft ordentlich Geschäft zu generieren, wäre es, wenn wirklich alle Kunden auf Windows 7 migrieren würden”, so Ballmer.

Außerdem kündigte er eine Web-Erweiterung für die Spielekonsole Xbox an, die das Weihnachtsgeschäft von Microsoft beflügeln soll: Auf Basis der firmeneigenen Web-Suchmaschine Bing sollen die Xbox-Anwender spätestens im Herbst dieses Jahres auf tausende von Spielfilmen, Musikstücken und Computerspielen zugreifen können. Bereits in absehbarer Zeit, sagte Ballmer, soll dieses Entertainment-Netzwerk für die Konsole über Millionen von Inhalten verfügen. Das Besondere daran: Die Suche nach den Inhalten läuft über die Microsoft-Steuerung Kinect und Sprache.

Einziger Wermutstropfen bleibt in dieser momentan sehr selbstbewussten Firmenbiographie von Microsoft das Handy-Geschäft: “Hier haben wir uns von sehr geringem Marktanteil zu sehr geringem Marktanteil entwickelt”, machte sich der Microsoft-Chef über den schlappen Start des mobilen Betriebssystem Windows Phone 7 lustig. Indes: Im Herbst will das Unternehmen mit dem neuen OS Windows Phone “Mango” an den Start gehen, “das über mehr als 500 neue Funktionen verfügt”, so Ballmer. Bis dahin möchte Microsoft mit einem originellen Vorgehen den Abverkauf des mobilen Betriebssystems forcieren: Man habe weltweit mit Telekommunikationsprovidern Verträge geschlossen, so dass alle Partner ab sofort in den Genuss eines deutlich subventionierten Windows Phone7-basierten Geräts kommen können.

Ob Microsoft seinen markigen Ankündigen Taten – oder besser: entsprechende Verkaufszahlen – folgen lassen wird, wird sich zeigen. Kevin Turner indes strotzte zumindest derart vor Selbstbewusstsein, dass er sich auf eine Wette mit gleich fünf Unbekannten einließ: “Meine Wette für das Fiskaljahr 2012: wir werden in Cloud-Services wachsen, im Endkundengeschäft die Nase vorn haben, in der Suchmaschinen- und Displaywerbung mehr Marktanteile haben, ebenso im Mobilbereich und schließlich wird Windows 8 nicht nur auf x86-Prozessoren einwandfrei laufen, sondern auch auf ARM-Prozessoren und chipbasierten Systemen.”

Silicon-Redaktion

View Comments

  • Alleskönner?
    Microsoft hat keinen Grund sich selbst zu beweihräuchern. Die Produkte werden immer instabiler, fehlerträchtiger und schlechter zu bedienen. Es war schon immer ein Mangel von Microsoft mehr auf optische Effekte, denn auf Zuverlässigkeit und Ergonomie zu achten. Obwohl ich bereits seit 2007 mit Office 2007, nun 2010 arbeite, finde ich nichts in diesem willkürlichen Sammelsurium an Ribbons. Funktionen, die seit Jahren einen festen Namen hatten wurden willkrülich umbenannt und funktionieren pikanterweise nicht mehr (versuchen sie mal "Markierung Drucken" in Excel 2010 ;-))
    Windows Server 2008 und Windows 7 werden durch unüberschaubare GUIs verunstaltet, die beim besten willen nihht mehr mit dem Keyboard bedienbar sind. Allein durch das Aufblähen der Click-GUIs verliere ich schon Zeit.
    Triviale Funktionen, wie die Suche, avancieren zur Wutprobe.
    Versuchen Sie in Windows Svr 2K8 mal search by date range. Das geht nur noch mittels Click und Drag & Drop und auch das erfahren Sie nur, weil es Google & Co. gibt.

Recent Posts

KI im SEO: So erzielen Sie optimale Ergebnisse

Künstliche Intelligenz gewinnt im Bereich der Suchmaschinenoptimierung zunehmend an Bedeutung. Durch Technologien, die menschliches Verhalten…

41 Minuten ago

Stadt Kempen nutzt Onsite Colocation-Lösung

IT-Systeme werden vor Ort in einem hochsicheren IT-Safe betrieben, ohne auf bauliche Maßnahmen wie die…

22 Stunden ago

SoftwareOne: Cloud-Technologie wird sich von Grund auf verändern

Cloud-Trends 2025: Zahlreiche neue Technologien erweitern die Grenzen von Cloud Computing.

22 Stunden ago

KI-basierte Herz-Kreislauf-Vorsorge entlastet Herzspezialisten​

Noah Labs wollen Kardiologie-Praxen und Krankenhäuser in Deutschland durch KI-gestütztes Telemonitoring von Patienten entlasten.

22 Stunden ago

IBM sieht Nachhaltigkeit als KI-Treiber

Neun von zehn deutschen Managern erwarten, dass der Einsatz von KI auf ihre Nachhaltigkeitsziele einzahlen…

1 Tag ago

Wie KI das Rechnungsmanagement optimiert

Intergermania Transport automatisiert die Belegerfassung mit KI und profitiert von 95 Prozent Zeitersparnis.

2 Tagen ago