Sonnige Aussichten für IT-Fachkräfte
Erste Experten prophezeien bereits das Ende des Aufschwungs, doch in der IT-Branche scheint das Wachstum vorerst nicht zu stagnieren. Das ist auch auf dem Arbeitsmarkt deutlich zu spüren. Hier prophezeien Experten allen voran Freelancern gute Zeiten , vorausgesetzt sie bringen die richtigen fachlichen Kompetenzen mit. Auf der anderen Seite wird für Unternehmen die Talentsuche zunehmend schwer.
Grundsätzlich erlebt der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte aktuell einen kräftigen Aufschwung, heißt es im gerade veröffentlichten DEKRA Arbeitsmarktreport 2011. Gefragt sind demnach vor allem Spezialisten im Bereich Software-Entwicklung: Programmierkenntnisse rangieren ganz oben auf der Liste der gewünschten Erfahrungen. Aber auch andere IT-Fachkräfte sind derzeit sehr gesucht.
Bildungsexperte Dr. Peter Littig: Formale Abschlüsse werden wichtiger. Quelle: DEKRA Akademie.
Für den Arbeitsmarktreport hat die DEKRA Akademie in einer Stichtagsanalyse von 10.500 Stellenangebote in 13 deutschen Tageszeitungen und zwei großen Online-Jobbörsen durchgeführt. Für IT-Berufe wurden 351 Stellenanzeigen zusätzlich ausgewertet. Ziel war es, die Perspektive eines Stellensuchenden einzunehmen, der sich an einem Samstagmorgen über vorhandene Ausschreibungen informiert.
Eine deutliche Sprache spricht bereits der erste Blick auf die Zahl der Stellenangebote: Im Vergleich zum Vorjahr standen 56 Prozent mehr Angebote zur Auswahl als im Vorjahr. Meist handelte es sich dabei um unbefristete Vollzeitstellen. Mit der detaillierten Analyse will die DEKRA Akademie zeigen, welche Fachrichtungen derzeit am häufigsten nachgefragt werden und welche Kenntnisse und Kompetenzen Bewerber mitbringen sollten.
Das Ergebnis im Überblick: Fast ein Drittel aller Stellenangebote für IT-Spezialisten entfällt auf Software-Entwickler. An zweiter Stelle folgen Fachkräfte im Bereich Systems Engineering, Informatik sowie Systemadministration. Daneben können auch IT-Berater von der guten Wirtschaftslage profitieren. Zweieinhalb Mal mehr Stellenangebote als vor einem Jahr in diesem Bereich lassen nach Meinung der Arbeitsmarktexperten darauf schließen, dass Unternehmen wieder mehr neue oder zurückgestellte Projekte realisieren.
Welche fachlichen Kompetenzen konkret nachgefragt werden, hat die Projektbörse projektwerk untersucht, die Freelancer und Unternehmen miteinander vernetzt. Demnach steigt auf dem freien Projektmarkt die Nachfrage nach SAP-Experten, während andere Werte, wie zum Beispiel Oracle oder SQL sinken. SAP befinde sich aktuell auf einem Jahreshoch, während die Nachfrage nach Oracle, SQL und auch Java nach einem kurzen Zwischenhoch im Mai wieder zurückgehe.
“Bemerkenswert ist, dass sich Arbeitgeber von Kandidaten häufig Erfahrung in der Kundenbetreuung wünschen. Hier dürften neben externen auch interne Kunden, also von den IT-Abteilungen betreute Anwender, gemeint sein”, heißt es in einer Mitteilung der DEKRA Akademie. “Denn fast ebenso viele Stellenanzeigen fordern Erfahrung in der Software- und Systemadministration.”
Eine weitere Beobachtung der Experten: Formale Abschlüsse scheinen zunehmend wichtig zu werden. Grund dafür seien möglicherwiese immer komplexere Technologien und die sich verändernden Anforderungen in der IT. Für rund 64 Prozent der analysierten Stellen ist inzwischen ein Hochschulabschluss erforderlich.
“Allerdings sind Arbeitgeber des Öfteren bereit, erfahrenen Bewerber mit einer IT-Ausbildung, gegebenenfalls ergänzt durch weitere Qualifizierungen, die gleichen Chancen wie Hochschulabsolventen zu geben”, sagt Dr. Peter Littig, Direktor Bildungspolitik und –strategie der DEKRA Akademie.
Er macht zudem genauso wie die Experten von projektwerk auf die negativen Folgen der aktuellen Entwicklung des IT-Marktes aufmerksam, Stichwort Fachkräftemangel.
“Ein Ausweg ist der Einsatz von hoch spezialisierten Freiberuflern”, ist man bei projektwerk überzeugt. “Sie punkten nicht nur durch Flexibilität und Einsatzbereitschaft, sie können auch Auftragsschwankungen abfangen und so die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens unterstützen.”
Littig verweist auf einen weitere Aspekt: “Oberstes Ziel muss es sein, allen Menschen ohne Ausnahme bestmögliche Chancen für die Teilhabe am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Werden Personengruppen eingebunden, die bislang am Arbeitsmarkt vernachlässig wurden, erschließen sich Arbeitgebern mittelfristig wichtige Ressourcen, um den Auswirkungen der demographischen Entwicklung vorzubeugen.” Der vollständige Report kann auf der Website der DEKRA heruntergeladen werden.