Offenes Rennen um die Cloud-Marktführerschaft

Um die derzeitige Etablierung und das künftige Nutzungsverhalten von Cloud Computing zu untersuchen, führt techconsult im Auftrag von HP Deutschland den ‘HP Cloud Index’ durch: In insgesamt 800 Interviews in vier Quartalen werden Anwenderunternehmen nicht nur zu ihrem derzeitigen und zukünftigen Nutzungsverhalten befragt, sondern auch die Vorteile von Cloud Computing sowie die individuelle Cloud-Fitness bewertet. Zielgruppe der Untersuchung sind Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern. Die Partner stellen zudem einen Cloud User Check als kostenloses Benchmark-Tool zur Verfügung.

Nachdem in der ersten Ausgabe des HP-Cloud-Index bereits ein 11-prozentiger Cloud-Einsatzgrad unter mittelständischen Unternehmen zu Tage gefördert wurde, ermöglichen neue Auswertungen die differenzierte Darstellung der Nutzen-Bewertung des Cloud-Modells und detaillierte Einblicke in das Verständnis von Cloud Computing im Mittelstand.

Ein Viertel betrachtet Cloud Computing als nützlich für das eigene Unternehmen


Grafik: techconsult

Insgesamt bewerten 25 Prozent der Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand Cloud-Computing-Lösungen als nützlich oder sehr nützlich für das eigene Unternehmen. Viele dieser Unternehmen setzen konsequenterweise auch bereits ein Cloud-Modell im Unternehmen ein oder befinden sich in einer konkreten Planungsphase – bis Ende dieses Jahres werden voraussichtlich rund 15 Prozent der Mittelständler Cloud Services nutzen. Es bleibt aber ein nicht zu unterschätzender Anteil an Unternehmen, der Cloud Computing als nützlich ansieht, aber kurzfristig keine Einführung plant. Für Cloud-Anbieter ist gerade diese Gruppe besonders attraktiv – hier muss keine Nutzenargumentation über Cloud-Lösungen geführt werden. Diese steht aber bei der deutlichen Mehrzahl der befragten Unternehmen noch an: Nahezu 70 Prozent der Unternehmen halten das Modell derzeit noch für weniger oder nicht nützlich.


Grafik: techconsult

Viele dieser Unternehmen sind in der Vergangenheit punktuell und oberflächlich mit Cloud Computing in Berührung gekommen und haben das Modell aus verschiedenen Gründen für den Einsatz in ihrem Unternehmen abgelehnt. Diese Entscheidung wurde in der Regel anschließend nicht mehr kritisch reflektiert bzw. neue Angebote geprüft. Dies drückt sich auch in der Betrachtung des zeitlichen Verlaufs der Nutzenbewertung aus – hier ist nur eine leichte Steigerung der Nutzenbewertung zu verzeichnen. Techconsult erwartet jedoch, dass das Thema spätestens mittelfristig in vielen dieser Unternehmen wieder eine Rolle spielen wird. Die Vorzüge des Cloud-Modells sind einfach zu groß, als das Unternehmen das Modell dauerhaft aus ihrer Strategie ausklammern könnten. Zur Steigerung der Nutzenbewertung für diese Unternehmen können besonders Referenzkundenberichte und greifbare Success Stories einen wichtigen Beitrag leisten. Diese machen das Thema für die Unternehmen greifbar und Informationen lassen sich gegebenenfalls auf die individuelle Situation übertragen.

Hoher Nutzen bei hohem Informationsniveau


Grafik: techconsult

In der Nutzenbewertung wird deutlich, dass die Tiefe der Auseinandersetzung mit Cloud im direkten Zusammenhang mit der Bewertung des Vorteils eines Cloud-Computing-Einsatzes steht. Je stärker bereits eine Auseinandersetzung mit Cloud Computing in den Unternehmen stattgefunden hat, desto höher wird auch der Nutzen des Einsatzes bewertet. Etwa 50 Prozent der Unternehmen, die sich bereits intensiv mit Cloud Computing beschäftigt haben, sehen mindestens große Vorteile für den Einsatz im Unternehmen. Dem gegenüber steht noch die große Mehrzahl der Mittelständler, die sich bislang nur oberflächlich mit den Möglichkeiten und Chancen von Cloud Computing beschäftigt haben: diese sehen bislang mehrheitlich keinerlei Nutzen im Einsatz des Modells. Folgerichtig planen auch hauptsächlich Unternehmen aus ersterer Gruppe den Einsatz von Cloud-Lösungen. Auf Basis der ersten Erhebung lässt sich schlussfolgern, dass eine tiefere Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Chancen von Cloud Computing zu einer signifikant höheren Nutzen-Bewertung von Cloud Computing führt und in der Konsequenz eine höhere Neigung zum Einsatz von Cloud-Computing-Modellen zu verzeichnen ist.

Unternehmenseigene IT erfüllt die Bedürfnisse?

Unternehmen, die nur einen geringen oder keinen Vorteil im Einsatz von Cloud Computing sehen, verweisen hauptsächlich auf die ausreichenden unternehmenseigenen IT-Ressourcen. Auch Private-Cloud-Optionen werden somit frühzeitig ausgeschlossen. Das Bild der Public Cloud überlagert in vielen Unternehmen die Möglichkeiten eines Private-Cloud-Modells – für die Mehrzahl der Cloud-Nutzer gerade der sinnvolle Einstieg in die Cloud-Welt. Steigende Anforderungen an die IT können das Thema Cloud perspektivisch zwar durchaus wieder auf die Tagesordnung bringen, aber aktuelle Möglichkeiten der Optimierung und Effizienzsteigerung werden auf Basis oberflächlichem Wissens verschenkt. Gleichzeitig wirken hier auch Abwehrmechanismen: IT-Abteilungen sehen gerade in Public-Cloud-Modellen potentielle Jobkiller für die IT. Aus dieser grundlegenden Abwehrhaltung verpassen diese Unternehmen die Vorteile, die andere Unternehmen erkannt haben bzw. bereits realisieren.

Flexibilität als wichtigster Vorteil des Cloud-Modells


Grafik: techconsult

Unternehmen mit einer hohen Nutzenbewertung begründen ihre Angaben zu beinahe 80 Prozent mit der erhöhten Flexibilität durch eine bedarfsgerechte Bereitstellung der Services. Parallel haben auch auch Kosteneinsparungen eine herausragende Bedeutung: Sei es durch die Nutzung eines Public-Cloud-SaaS-Modells und Einsparungen der Lizenzgebühren oder durch die verbesserte Auslastung der eigenen Ressourcen durch eine genaue Bereitstellung in einem Private-Cloud-Modell – Kostenreduktion ist ein wichtiger Punkt bei den Überlegungen und der Evaluation eines Cloud-Einsatzes unter Mittelständlern. Public-Cloud-Lösungen sehen Unternehmen mit einer geringen Nutzenbewertung die IT-Sicherheit durch die Cloud gefährdet, während 50 Prozent der Gegenseite genau das Gegenteil erwarten: eine gesteigerte Sicherheit im Rechenzentrum des Dienstleisters.

Das sind grundlegende Bedenken, die hinsichtlich der Datenintegrität und -kontrolle auch zukünftig bei der Betrachtung von Cloud-Modellen mit Beteiligung externer Dienstleister eine wichtige Rolle spielen werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Punkt in den zukünftigen Wellen des Cloud Index verändern wird.

Cloud-Fitness wächst


Grafik: techconsult

Neben den Vorteilen, die der Einsatz von Cloud-Computing-Technologie für die befragten Unternehmen bietet, wurde zusätzlich die Cloud-Fitness der Unternehmen bewertet. Hier konnten die Unternehmen angeben, für wie gut vorbereitet sie ihr Unternehmen hinsichtlich der Nutzung von Cloud Services erachten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sehen ihr Unternehmen als gut bzw. sehr gut auf die Einführung von Cloud Computing vorbereitet. Sowohl Nutzen als auch Cloud-Fitness liegen in einer Gesamtbetrachtung derzeit noch auf einem ausbaufähigen Niveau. Die Beurteilung der Cloud-Fitness zeigt aber eine deutlich positive Tendenz und wird laut techconsult künftig stark zunehmen.

IT als Cloud-Treiber


Grafik: techconsult

Als Hauptgrund für eine unzureichende Cloud-Fitness wird meist die fehlende Awareness für Cloud Computing auf der Geschäftsführungs- und Fachabteilungs-Ebene genannt. Während Public-Cloud-Lösungen in der Vergangenheit oft direkt in die Fachabteilungen verkauft wurden, ist heute die IT-Abteilung in der Regel die Triebkraft hinter Cloud-Computing-Initiativen – eher bremsend scheint hier die Geschäftsführung zu wirken. Hier hat die IT noch nicht ausreichend Argumente für die Einführung von Cloud-Computing-Lösungen an der Hand. In der Ansprache der Geschäftsführung können vor allem die erhöhte finanzielle Flexibilität bzw. die monetäre Veränderung und Reduktion von Kosten von Capex hin zu Opex zündende Elemente sein.

Es ist davon auszugehen, dass die Rolle der IT-Abteilungen bei der Einführung von Cloud-Lösungen noch zunehmen wird. Zunächst einmal erfordern die bevorzugten Private-Cloud-Modelle internes IT-Know-how für die Implementierung und Betreuung, gleichzeitig spielen zukünftig stärker hybride Modelle eine Rolle, so dass Schnittstellen-Know-how und die Einbindung in Legacy Systeme wichtiger werden. Sicher wird hier auch der Betreuung durch externe Dienstleister, etwa Systemhäuser eine wachsende Bedeutung zuteil. Derzeit geben rund 50 Prozent der gut bzw. sehr gut vorbereiteten Teilnehmer die Betreuung durch das Systemhaus als Grund für die Bewertung ihrer Cloud-Fitness an. Neben dem Einsatz von Virtualisierungstechnologie spielt auch die IT-Standardisierung eine wichtige Rolle – besonders in den Bewertungen von Unternehmen, die sich intensiv mit Cloud Services beschäftigt haben. Die ausreichende (Internet-)Bandbreite wird vor allem von Unternehmen genannt, die sich nur oberflächlich mit Cloud-Lösungen beschäftigt haben.

Das offene Rennen um die Marktführerschaft

Auch unter Ausklammerung der Unternehmen, die sich nur oberflächlich mit Cloud-Computing-Lösungen und -Anbietern beschäftigt haben, kann der Großteil der befragten Mittelständler keinen Key Player in den Cloud-Bereichen PaaS, IaaS und SaaS identifizieren. Insgesamt mussten rund drei Viertel der interviewten IT-Entscheider die Frage mit “weiß nicht” beantworten. Gleichzeitig trauen diese aber vor allem etablierten IT-Anbietern die Marktführerschaft im Cloud-Umfeld zu. Dieser Vertrauensvorschuss fußt auf positiven Erfahrungen mit deren bisherigen Produkten und Services, aber auch auf partnerschaftlichen Beziehungen zu Anbieter oder deren Partnern. Vor allem aber vermuten die Befragten bei großen IT-Anbietern die höchste Investitionssicherheit und tiefes Know-how und umfassende Ressourcen, um Cloud-Modelle kunden- und preisgerecht anbieten zu können.

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Silicon-Redaktion

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