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Gartner: Schwere Zeiten für den CIO

“Den CIOs bläst der Wind aus allen vier Himmelsrichtungen gleichzeitig entgegen”, sagte Gartner-CEO Gene Hall gleich zu Beginn seiner Willkommens-Botschaft und machte damit von Anfang an klar, dass sich die CIOs warm anziehen müssen, wenn sie das heraufziehende Unwetter überstehen wollen.

Die vier Winde, die Hall ansprach, sind vier disruptive Technologien, die seiner Ansicht nach die IT-Welt und damit das Leben der CIOs nachhaltig verändern werden. Hierzu gehören Social Media, Mobilität, Cloud Computing und die neuen Analytics. “IT wird nie mehr das sein, was wir noch vor ein-zwei Jahren als unveränderbar angesehen haben”, meint Hall. Und konsequenterweise stand das diesjährige Symposium unter dem Motto “RE-IMAGINE IT”. Gartners Research-Director Peter Sondergaard konnte dann im Anschluss von Hall dessen Aussage mit Fakten und Prognosen erhärten.

Erste disruptive Technologie, Social Media: “Mit 1,2 Milliarden Usern – das sind 20 Prozent der Weltbevölkerung – hat Social Media schon längst seine Anfangsphasen überschritten; es ist höchste Zeit, dass die IT-Manager Social Media fest in die Unternehmens-Infrastruktur integrieren”, lautet Sondergaards Rat an die CIOs und alle anderen IT-Manager.

Zweite disruptive Technologie, Mobilität: Die explosionsartige Ausbreitung von Apples iPad und den Android-Smartphones spricht eine deutliche Sprache. Gartner prognostiziert bis 2015 einen kumulativen Absatz von knapp einer Milliarde Tablets sowie elf Milliarden Smartphones. “Bring-your-own-Device ist schon bald der Regelfall und Kunden und Partner werden nur noch über mobile Geräte auf ihre Informationen zugreifen”, lautet die Warnung an die CIOs. Sondergaards Kollege Hung LeHong fügte hinzu, dass im Jahr 2015 die Zahl der Entwicklungsprojekte für mobile Anwendungen viermal so hoch sein wird, wie die für Desktop-PCs.

Dritte disruptive Technologie, Cloud Computing: Obwohl in aller Munde sind die Gartner-Analysten etwas vorsichtig mit ihrer Einschätzung. “Es ist noch kein Mainstream, erst wenn die Mega-Player, wie Oracle, SAP und Microsoft ihr komplettes Angebot als Cloud-Services bereitstellen, wird sich diese IT-Nutzung auf breiter Front durchsetzen”, meint Gartner-Analyst David Cearley. Doch das Potenzial von Cloud Computing sei immens. “Cloud Computing ist die Industrialisierung der IT, es bietet viel, viel mehr als nur Kostenvorteile”, so Sondergaard. Damit verweist er auf die Messbarkeit und Vergleichbarkeit von IT-Services, vor allem wenn es um die Diskussion mit den Fachbereichen geht.

Vierte disruptive Technologie, die neuen Analytics: “Das Konzept eines allumfassenden Datawarehouse, in dem alle entscheidungsrelevanten Informationen abgespeichert sind, ist tot”, so Sondergaard. Die Zukunft gehört unterschiedlichen Content Management Systemen, mehreren Datawarehouse-Installationen sowie dedizierten File-Systemen, die mit modernen Daten-Services und entsprechenden Metadaten verknüpft sind. “Daraus entsteht ein ‘logisches’ Unternehmens-Datawarehouse”, erläutert Sondergard seine Perspektive. In diesen Datenbergen werden vor allem die Marketing-Experten neue Analysen und Kampagnen in Realtime durchführen. “Was früher Tage gedauert hat, geht jetzt in Minuten oder Sekunden – das schafft neue Anwendungen, Entscheidungen und Geschäftsprozesse”, meint Sondergaard.

Mit all den vielen umwälzenden Änderungen in der IT-Landschaft wagte sich Sondergaard zu einer mutigen Prognose: “Mit ihren vielfältigen Verknüpfungen werden die neuen IT-Welten bestehende Architekturen obsolet machen – die Zeit ist reif, um alte Legacy-Anwendungen abzuschalten, um damit Platz für Neues zu schaffen”, rief er den 7500 Teilnehmern zu, unter denen sich laut Gartner immerhin rund 2000 CIOs befanden. Kreatives Zerstören nannte er das – und die Analysten scheuten sich nicht, auf der Bühne eine virtuelle Wiese abzubrennen. “Im Mittelalter hat man das alle drei Jahre gemacht, um so den Boden zu düngen und Platz für eine neue Aussaat zu schaffen”, sagte Tina Nunno.

In diesem Zusammenhang ging Sondergaard intensiv auf das Thema “Risiko” ein. “IT-Chefs müssen risikobereiter werden – sie neigen naturgemäß zum Perfektionismus, doch damit machen sie sich zum Verwalter”, war seine scharfe Kritik. Wenn IT in Zukunft eine bedeutende Funktion im Unternehmen einnehmen will, dann müssen deren Topmanager sich Business-gerecht geben – und das bedeutet kontrolliertes Risiko.

Im traditionellen Kreuzverhör wurde in diesem Jahr VMware-Chef Paul Maritz von den beiden Vize-Präsidenten Chris Wolf und Yvonne Genovese in die Mangel genommen. Vor allem wollten die beiden wissen, wie sich VMware gegenüber Microsoft positioniert und was VMwares Produkt- und Firmenstrategie sei. Maritz war diesbezüglich zwar vorsichtig, ließ sich aber zu einigen anderen Ansichten hinreißen. So meint er, dass die bestehenden kommerziellen Anwendungen, wie Oracle oder SAP, “aus der Zeit der Papier-Rechnungen stammen” und folglich überholt seien. “Wir brauchen neue Applikationen, die den heutigen Realtime-Anwendungen gerecht werden”, lautet seine Forderung. Doch auf Nachfrage räumt er ein, dass die großen ERP-Systeme von SAP und Oracle “noch auf lange Zeit den Ton angeben werden”.

Silicon-Redaktion

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