Damit europäische ITK-Anbieter auf dem Cloud-Markt erfolgreich agieren können, müssen Politik und Wirtschaft demnach eng zusammenarbeiten, um die Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Cloud-Wirtschaft festzulegen. “Anwender bemängeln derzeit besonders das Fehlen von einheitlichen technischen, juristischen und wirtschaftlichen Standards für das Cloud Computing”, sagt Carsten Rossbach, Partner von Roland Berger. “Dies gilt zum Beispiel für den Datenschutz, der heute noch keinem europaweiten Standard unterliegt. Der europäische Datenschutz darf jedoch keine Bürokratieängste schüren, sondern muss zu einem Gütesiegel für ‘Made in Europe’ werden.” SAP und Roland Berger schlagen dieses Fünf-Punkte-Programm vor, um die positiven Effekte der Cloud-Wirtschaft zu realisieren:
1. Schaffung eines europäischen Rechtsrahmens: Der Rechtsrahmen soll Datenschutz und Datensicherheit in allen europäischen Ländern harmonisieren.
2. Der European Cloud Gold Standard: Die europäische Industrie sollte ein europäisches Gütesiegel für Cloud-Dienstleistungen schaffen, um die Akzeptanz von Cloud-Anwendungen zu erhöhen.
3. Innnovationen in der Cloud: Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sollten öffentliche Forschungs- und Entwicklungsprogramme mit Cloud-Schwerpunkt verstärkt fördern.
4. Cloud Computing im Mittelstand: Durch spezielle Programme sollte die Anwendung von Cloud Computing in mittelständischen Unternehmen gefördert werden. Dafür sind keine zusätzlichen Ressourcen notwendig, denn die EU hat in der laufenden Programmperiode hinreichende Mittel zur Verfügung gestellt.
5. Die öffentliche Hand als Pionier: Als großer Einkäufer von IT-Lösungen in Europa sollte der öffentliche Sektor als Impulsgeber für die Cloud-Wirtschaft gelten. Denn der verstärkte Einsatz bei öffentlichen Institutionen würde die Marktdurchdringung dieser Services erheblich unterstützen und Vertrauen in das Gütesiegel schaffen.
Laut SAP und Roland Berger wird das weltweite Umsatzvolumen der Cloud-Wirtschaft bis 2015 voraussichtlich auf rund 73 Milliarden Dollar wachsen. Von diesem Wachstum können europäische ITK-Anbieter deutlich profitieren, wenn sie eigene Aktivitäten starten und die europäische Politik die richtigen Rahmenbedingungen dafür schafft. Wurden im Jahr 2010 weltweit rund 21,5 Milliarden Dollar in Cloud Computing und in die damit verbundenen Dienstleistungen investiert, so wird sich dieser Betrag bis zum Jahr 2015 voraussichtlich mehr als verdreifachen – auf zirka 73 Milliarden Dollar. Damit ist Cloud Computing das am stärksten wachsende Segment innerhalb der ITK-Branche.
“Die rasant zunehmende Verbreitung von Cloud Computing bei professionellen Anwendern eröffnet vor allem europäischen Anbietern hervorragende Wachstumsperspektiven“, so Rossbach. “Dies wird auch dem europäischen Arbeitsmarkt nachhaltige Impulse geben, wenn Angebote und Rahmenbedingungen stimmen.” Laut Studie könnten so im Umfeld der Cloud Economy europaweit mindestens 70.000 neue Jobs pro Jahr entstehen.
“Cloud Computing wird vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen eine echte Revolution darstellen”, sagt Peter Lorenz, Leiter des Bereichs On-Demand-Solutions bei SAP.” Denn diese Unternehmen werden Zugriff auf IT-Architekturen erhalten, die bislang nur Großunternehmen vorbehalten waren. Dadurch werden sich neue Marktchancen für IT-Anbieter ergeben, ihren Kunden maßgeschneiderte Lösungen und flexible Dienstleistungen anzubieten.”
Dabei bietet der Markt für Cloud-Dienstleistungen verschiedene Service-Modelle. “Der ‘Infrastructure as a Service’-Bereich erlangt zwischenzeitlich einen hohen Reifegrad; insbesondere globale ITK-Anbieter amerikanischer Herkunft haben dieses Segment besetzt”, sagt Rossbach. “Doch solche Infrastrukturdienstleistungen werden mittelfristig nur noch niedrige Gewinnmargen bieten.” Größeres Potenzial böten hingegen die Bereiche ‘Software as a Service‘ und ‘Platform as a Service’, so Lorenz: “Diese Bereiche der Cloud Economy werden in den nächsten Jahren stärker wachsen und höhere Gewinnmargen mit sich bringen. Und hier hat Europa die Chance, aktiv zu werden.”
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