Vor einem Jahr prognostizierte IDC, dass sich die neue dominierende IT-Plattform auf Basis von Mobile Computing, Cloud-Diensten, sozialen Netzwerken und Technologien zur Analyse von Big Data zum Mainstream entwickeln würde. Inzwischen steigen die Ausgaben für diese Technologien um rund 18 Prozent pro Jahr. Und es ist zu erwarten, dass diese Technologien von heute bis 2020 für mindesten 80 Prozent des Wachstums bei den IT-Ausgaben verantwortlich sein werden. Der Wettlauf um künftige Umsätze auf diesem Markt hat begonnen. IDC geht davon aus, dass das Jahr 2012 von den ersten ernsthaften Kämpfen um die Führungsrollen in diesem wichtigen und schnell wachsenden Technologiesektor geprägt sein wird.
“Der Wechsel in der Branche auf die dritte Plattform wird sich 2012 beschleunigen. Die Branchenführer müssen erhebliche Investitionen tätigen und folgenreiche Entscheidungen treffen”, sagt Frank Gens, IDC Chief Analyst. “Unternehmen wie Microsoft, HP, SAP, RIM und andere – darunter auch Apple – stehen 2012 teilweise am Scheideweg. Ende 2012 werden wir einen Eindruck davon haben, welche Anbieter bis zum Ende des Jahrzehnts zu den Branchenführern gehören und welche nicht.”
Der Marktforscher prognostiziert, dass die gesamten IT-Ausgaben weltweit 2012 um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,8 Billionen Dollar steigen werden. 20 Prozent dieser Ausgaben entfallen dabei auf Technologien, die aktuell die IT-Branche umkrempeln: Smartphones, Tablets, mobile Netzwerke, soziale Netze und Big Data Analytics.
Indes zeichnen die Schwellenmärkte (definiert als alle Märkte außer Nordamerika, Westeuropa, Japan, Australien und Neuseeland) für mehr als die Hälfte des weltweiten Wachstums der IT-Ausgaben 2012 verantwortlich. Sie werden angeführt von den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien und China) sowie einer kleinen Zahl weiterer, schnell wachsender Märkte wie Indonesien, Vietnam oder Saudi-Arabien. Die zunehmende Bedeutung dieser Märkte spiegelt sich in der Vorhersage von IDC wieder, dass China im Laufe des Jahres Japan als weltweit zweitgrößter IT-Markt ablösen wird.
2012 wird auch das Jahr des Aufstiegs mobiler Technologien. Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets lassen die PCs sowohl bei den Stückzahlen als auch bei den Investitionen hinter sich. Mobile Apps erzeugen mit 85 Milliarden Downloads mehr Umsatz als der Mainframe-Markt. Der Wettbewerb am Mobile-Markt wird sich 2012 verschärfen: Microsoft tritt in den wichtigen Kampf um eine Vormachtstellung bei den mobilen Betriebssystemen ein, bei den Media-Tablets fordert das Kindle Fire das iPad heraus. Ebenso werden zahlreiche neue mobile Geräte mit hinreichenden Leistungsmerkmalen (quasi ein “Smartphone Light”) den heutigen Marktführern auf den wichtigen Schwellenmärkten wie China, Indien, Indonesien oder Brasilien Paroli bieten.
Auch die Welt der Cloud-Dienste wird 2012 von Wettbewerb bestimmt sein. Der strategische Schwerpunkt verschiebt sich vom Aufbau von Infrastrukturen hin zur Schaffung von Anwendungsplattformen und Ökosystemen. Der Kampf um die bestimmende Rolle bei den Enterprise-Plattformen kommt gerade in die Gänge. Etablierte Anbieter wie IBM, Microsoft und Oracle bekommen Konkurrenz durch Amazon, Google, Salesforce.com und VMware. Ein Indiz dafür: IDC geht davon aus, dass Amazon Web Services im Jahr 2012 über eine Milliarde Dollar im Geschäft mit Cloud-Diensten umsetzen wird. Das Enterprise-Geschäft von Google zieht in den kommenden 18 Monaten nach. IDC erwartet zudem eine “heiße Schlacht am kalten Buffet der Firmenübernahmen”, in der die Hersteller den Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern suchen. So etwa Microsofts Bemühungen, eine Content- und Medien-Cloud wie Netflix zu kaufen, um einen Marktplatz für Apps und Content anbieten zu können. Zu den weiteren herausragenden Übernahmekandidaten zählen Anbieter von Cloud-Anwendungen und SaaS wie Workday, NetSuite oder Taleo.
Technologien im Bereich der sozialen Netzwerke werden eine Pflichtkomponente in der Strategie aller wichtigen IT-Anbieter – insbesondere, wenn sie durch mobile Technologien verstärkt werden. Damit erwartet IDC, dass einige wichtige IT-Anbieter demonstrative Übernahmen im Segment der sozialen Netzwerke durchführen. Andere hingegen werden ihre Community-Plattformen weiter ausbauen. Unternehmen wie LinkedIn, Spigit, BrightIdea, Attensity oder Lithium sind logische Übernahmekandidaten für Microsoft, IBM und Oracle. Daneben wird Facebook versuchen, seine marktbeherrschende Stellung bei den Endanwendern zu nutzen, um seine Rolle als Plattform der Wahl im Business-to-Consumer-Geschäft zu stärken.
Zu guter Letzt wird 2012 Big Data seinen Platz unter den unverzichtbaren Kompetenzen einnehmen. Die Masse an digitalen Inhalten steigt auf 2,7 Zettabyte (ZB), ein Zuwachs um 48 Prozent im Vergleich zu 2011. Über 90 Prozent dieser Informationen werden unstrukturierte Daten sein (etwa Bilder, Videos, MP3-Dateien und Daten auf Grundlage sozialer Netzwerke und Web-basierender Workloads). Diese stecken voller reichhaltiger Informationen, sind aber nur schwer zu verstehen und zu analysieren. Die Unternehmen sind daran interessiert, aus diesen Daten wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Damit geht IDC davon aus, dass sich Angebote, bei denen Daten und analytische Technologien enger miteinander verzahnt sind, zum Mainstream entwickeln. Dazu zählen In-Memory-Datenbanken und BI-Werkzeuge. Ähnlich wie am Markt für Cloud-Dienste wird 2012 wahrscheinlich ein heißes Jahr bei Big-Data-getriebenen Firmenübernahmen, da die großen IT-Anbieter zusätzliche Funktionalitäten zukaufen wollen.
Neben den zentralen Entwicklungen bei Mobile, Cloud, sozialen Netzwerken und Big Data erwartet der Marktforscher, dass 2012 auch in weiteren Bereichen ein “interessantes Jahr” wird:
Die Ausgaben für mobile Datennetze werden zum ersten Mal die Ausgaben für feste Netzwerke übersteigen.
80 Prozent der neuen, kommerziellen Unternehmensanwendungen werden auf Cloud-Plattformen eingeführt.
15 Prozent der neuen mobilen Apps werden bis Jahresende auf HTML5 basieren.
Anbieter aus Schwellenmärkten wie Huawei oder China Telecom werden aggressiv auf die entwickelten Märkte drängen.
Die Anzahl intelligenter Kommunikationsgeräte im Netzwerk wird in den kommenden 24 Monaten die Zahl herkömmlicher Computing-Devices fast im Verhältnis zwei zu eins übersteigen.
“Auch wenn die IT-Branche den Weg der Transformation wie bereits 2011 weitergeht: Die Ereignisse, die Angebote und die Einsätze werden 2012 deutlich anders sein”, sagt Gens. “Die Dringlichkeit zu handeln und die richtigen Entscheidungen zu treffen wird dramatisch steigen. Bis zum Ende des Jahres 2012 werden wir wohl deutlich klarer sehen, welche Anbieter sich erfolgreich in der Spitzengruppe dieses marathonartigen Rennens um die Marktführerschaft des kommenden Jahrzehnts positioniert haben.”
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