Mehr Desktop-Virtualisierung im deutschen Mittelstand
Auch im Mittelstand wird VDI, oder eine Virtual Desktop Infrastructure, offenbar immer mehr zum Thema, wie eine Studie jetzt belegt.
Eine große Mehrheit im deutschen Mittelstand plant in den nächsten zwei bis drei Jahren lokal betriebene PC-Systeme zu virtualisieren. Auch eine Auslagerung der Desktop-Infrastruktur an externe Dienstleister scheint sich immer mehr als Option durchzusetzen, wie eine Befragung von Pierre Audoin Consultants (PAC) unter 114 Entscheidern aus mittelständischen Betrieben mit 100 bis 500 Bildschirmarbeitsplätzen ergab.
Derzeit, so die PAC-Analystin Dr. Katharina Grimme, sei VDI im deutschen Mittelstand noch eher eine Randerscheinung. Allerdings würde es bereits einige Beispiele geben, die neben Kosteneinsparungen vor allem auch eine bessere Erfüllung der Compliance-Richtlinien als Ergebnis haben. “Wenn ein Unternehmen eine VDI einführen will, bedeutet das eine erheblich gestiegene Komplexität”, so Grimme weiter. Neben der Implementierung stellt vor allem die Integration mit bestehenden Services besondere Anforderungen an die Anwender.
Doch auch bei den Mitarbeitern wachsen inzwischen die Anforderungen: Als größte Herausforderung beim Betrieb von Desktop-Computern sehen 96 Prozent der mittelständischen Manager den wachsenden Bedarf an einer mobilen Arbeitsweise. Mitarbeiter wollen mit Notebook und Smartphone auch unterwegs möglichst ohne Einschränkung auf die Unternehmens-IT zugreifen. Zwei Drittel der Befragten suchen ebenso nach Wegen, private Endgeräte “Bring your own Device”, BYOD, und Heimbüros besser in die Unternehmens-IT einzubinden. Und fast neun von zehn IT-Entscheidern, insgesamt 84 Prozent, beschäftigen sich mit der Frage, ob und wie die gewachsenen Ansprüche der Nutzer überhaupt mit der Compliance im Unternehmen vereinbar sind.
Für viele Anwender, so PAC, das diese Studie im Auftrag des Outsourcing-Spezialisten Pironet durchgeführt hat, gelte die Desktop-Virtualisierung dabei als Schlüsseltechnologie. Die PAC-Umfrage ergab, dass die Mehrheit der Unternehmen, die bereits VDI-Lösungen einsetzt, ihre Erwartungen hinsichtlich Flexibilität, Sicherheit und Verfügbarkeit als erfüllt sieht. Besonders in punkto Mobilität und Compliance konnten die Unternehmen die Leistungsfähigkeit ihrer Desktop-Landschaft steigern.
Auch drei Viertel der Teilnehmer, die noch keine Erfahrung mit VDI haben, versprechen sich Fortschritte beim mobilen Arbeiten und bei der Erfüllung von Compliance-Vorgaben – trotz höherer Freiheitsgrade für die Nutzer. “Der Vergleich mit den tatsächlichen Erfahrungen im Teilnehmerfeld zeigt, dass die Erwartungen sogar noch übertroffen werden”, so Grimme, die auch die Studie verfasste.
Allerdings stünden mittelständische Unternehmen beim Einsatz virtueller Desktops noch am Anfang, so Grimme. Ein Viertel der Befragten arbeitet bereits mit einer virtualisierten Desktop-Infrastruktur, ein weiteres Viertel plant einen VDI-Rollout. Insgesamt erwarten 63 Prozent der Manager, dass sich der Virtualisierungsgrad ihrer Desktop-Landschaft in den nächsten zwei bis drei Jahren auf jeden Fall steigern wird.
Die neuen Freiheiten für die Nutzer hätten allerdings auch ihren Preis, führt Analystin Grimme an: “Mit der Virtualisierung steigt der Komplexitätsgrad bei Planung, Betrieb und Management von Desktop-Systemen.” Statt der manuellen Wartung lokal betriebener Rechner müssten sich Unternehmen dann Themen wie virtualisierter Datensicherung, dynamischer Lastverteilung oder Hochverfügbarkeit stellen. Auch die auditsichere Lizenzierung einer VDI-Umgebung sei komplex, so Grimme. Dieser Aufwand sei gerade für mittelständische Betriebe ohne externe Spezialisten auf Dauer kaum mehr zu bewältigen.
Derzeit jedoch beziehen gerade einmal zwei Prozent der befragten Unternehmen ihre virtuellen Desktops von einem externen Dienstleister. Ein Fünftel hat zumindest Teile seiner Desktop-Infrastruktur ausgelagert. In Anbetracht der erwarteten Verbreitung von VDI-Technologien im Mittelstand sagen die PAC-Marktforscher aber einen starken Trend zum Outsourcing von Desktop-Management-Services in den kommenden Jahren voraus.