Cloud Index: Cloud-Nutzen positiver bewertet
Der Marktforscher techconsult und HP Deutschland haben neue Erkenntnisse aus den HP-Cloud-Index-Ergebnissen des vierten Quartals 2011 veröffentlicht. Für den Index werden 200 Anwenderunternehmen in insgesamt 800 Interviews quartalsweise zu ihrem derzeitigen und künftigen Nutzungsverhalten befragt.
Demnach hat sich die Auseinandersetzung mit Cloud-Technologien im vierten Quartal 2011 weiter gesteigert. Folgt man dem Trend, werden sich voraussichtlich gegen Ende des Jahres mehr als die Hälfte der Mittelständler intensiv oder sehr intensiv mit Cloud Computing beschäftigt haben. Hervorhebenswert ist insbesondere der deutliche Rückgang der Unternehmen, die sich bislang gar nicht mit der Cloud beschäftigt haben. Während im zweiten Quartal 2011 noch nahezu die Hälfte der befragten Mittelständler keinerlei Berührungspunkte zu Möglichkeiten und Chancen von Cloud Computing hatte, ist diese Gruppe mittlerweile auf ein Drittel der Unternehmen geschrumpft. Den größten Anteil bilden derzeit Unternehmen, die sich nur oberflächlich mit der Cloud beschäftigt haben. Hier ist festzustellen, dass in diesen Unternehmen häufig noch kein konkreter Anlass für die Evaluation einer Cloud-Nutzung gegeben war und oft – meist aus Zeit- und Ressourcenmangel – eine tiefe Auseinandersetzung mit innovativen IT-Lösungen und Angeboten und speziell der Cloud fehlt.
IT als Kompetenzzentrum und Initiativgeber
Die Auseinandersetzung mit Cloud wird speziell von der IT-Abteilung getrieben, diese fungiert nicht nur als Cloud-Kompetenzzentrum sondern ist in der Regel auch Initiativgeber für den Einsatz von Cloud-Computing-Modellen im Unternehmen. In rund der Hälfte der Cloud-nutzenden Unternehmen war diese für die Einführung von Cloud-Lösungen verantwortlich. Des Weiteren nehmen sowohl externe Dienstleister als auch über- bzw. nebengeordnete Organisationseinheiten, wie Konzernzentralen oder Shared Service Center, häufig die Rolle des Impulsgebers ein. Geschäftsführung und Fachabteilungen sind nur vergleichsweise selten für den Einstieg in die Cloud-Welt federführend. Erfüllt die IT nicht die Erfordernisse der Fachabteilungen, greifen diese allerdings vereinzelt selbständig auf Cloud-Dienste zurück. Indirekte Impulse für die Cloud-Nutzung können jedoch sehr wohl aus den Bereichen Geschäftsführung und Fachabteilung entstammen: Werden beispielsweise veränderte Anforderungen an die Unterstützung der Geschäftsprozesse gestellt, grundlegend neu-geschaffene Unternehmensbereiche aufgebaut oder Kostensenkungsprogramme angeschoben, so kann dies in der IT als indirekter Impuls für die Auseinandersetzung mit Cloud-Optionen wirken. Nimmt die IT-Abteilung eine skeptische oder grundlegend ablehnende Haltung gegenüber Cloud Computing ein, bleibt in der Regel nur ein externer Partner als Impulsgeber.
Geschäftsführung und Fachabteilung setzen sich derzeit nur oberflächlich mit innovativen IT-Lösungen auseinander und in noch geringerem Ausmaß mit Cloud Computing. Auch die IT-Abteilung ist derzeit stärker mit anderen IT-Innovationen beschäftigt als dem Cloud Computing. Einhergehend mit dem grundsätzlichen Beschäftigungsgrad ist hier aber mittelfristig mindestens eine Annäherung zu erwarten. Nicht selten sind die Teilnehmer aus der IT derzeit noch mit der Umsetzung von innovativen IT-Formaten wie Virtualisierung beschäftigt.
Deutliche Steigerung der Nutzenbewertung im zweiten Halbjahr 2011
Mit dem vierten Quartal 2011 hat die Cloud-Nutzenbewertung erstmalig die Cloud-Fitnessbewertung überholt und sie gegen Jahresende deutlich hinter sich gelassen. Die Frage des Cloud-Nutzens entscheidet sich für die Teilnehmer einerseits in der konkreten Evaluation des Einsatzes von Cloud-Technologien, andererseits basiert sie auf der schlichten Beschäftigung mit dem abstrakten Modell und seines hypothetischen Mehrwerts für das Unternehmen. Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen mit einer hohen Nutzenbewertung konnte bislang Erfahrungen in konkreten Cloud-Projekten sammeln. Auffällig ist, dass der Anteil der Unternehmen mit einer positiven Nutzenbewertung deutlich stärker wächst als der Cloud-Einsatzgrad. In der Betrachtung der Ergebnisse lässt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Beschäftigungsgrad mit der Cloud, der Cloud-Nutzenbewertung und der tatsächlichen Planung eines Cloud-Einsatzes erkennen.
Einzelfälle stellen Unternehmen dar, die Cloud-Lösungen einsetzen bzw. eingesetzt haben und einen geringen bis keinen Nutzen bzw. Vorteile im Einsatz sehen. Hier konnten die, in die Cloud gesetzten Erwartungen nicht erfüllt werden bzw. es ergaben sich unvorhergesehene Probleme, die in der anschließenden Bewertung zu einem eher negativen Urteil führten. Unter den Unternehmen, die nur einen geringen oder keinen Nutzen im Einsatz von Cloud Computing sehen, befindet sich auch eine steigende Anzahl von Unternehmen, die den Cloud-Einsatz zwar evaluiert, jedoch aus verschiedenen Gründen abgelehnt haben. Beispielsweise führte ein höheres Informationsniveau zu einer niedrigen Cloud-Fitness-Bewertung aufgrund einer ungeeigneten IT-Infrastruktur für den Aufbau einer Private Cloud.
IaaS erstmals mit höchster Nutzenbewertung
In der differenzierten Bewertung der Cloud Disziplinen Software as a Service (SaaS), Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) ist im Durchschnitt für das vierte Quartal 2011 nur ein leichter Anstieg der Nutzenbewertung zu verzeichnen. Die höchsten Werte konnte IaaS im vierten Quartal 2011 verzeichnen und damit SaaS von der Spitzenposition verdrängen. PaaS verharrt auf dem im dritten Quartal deutlich gestiegenem Niveau.
Gründe für eine positive Cloud-Nutzenbewertung
Der am häufigsten genannte Grund für einen positiven Cloud-Nutzen ist die erhöhte Flexibilität durch die bedarfsgerechte Bereitstellung von IT-Leistungen. Hiermit verbunden sind nach wie vor die Ansprüche, die unternehmenseigenen IT-Ressourcen – speziell das Personal – stärker von wiederkehrenden Routine-Aufgaben zu entlasten und den Weg für qualitative hochwertige Aufgaben freizumachen. Eine deutlich positive Tendenz weisen die Punkte Förderung der IT-Standardisierung und gesteigerte mobile Verfügbarkeit auf. Die Sicherheitsthematik wird nur selten als Grund für einen hohen Cloud-Nutzen angeführt. Einerseits spielt das Thema aufgrund der Präferenz einer selbst-betriebenen Private Cloud keine Rolle, andererseits wird die Sicherheit bei Dienstleistern auch weiterhin häufig noch kritisch beurteilt.
Gründe für eine negative Cloud-Nutzenbewertung
Nach wie vor gibt der Großteil der Unternehmen mit einer niedrigen Cloud-Nutzenbewertung an, derzeit keine Einsatzmöglichkeiten für Cloud zu haben und daher auch nur einen geringen oder keinen Nutzen in dem Modell für den Einsatz im eigenen Unternehmen zu sehen. Im Jahresverlauf kontinuierlich gestiegen, ist die Zustimmung zu einer verringerten bzw. gefährdeten IT-Sicherheit durch die Cloud-Nutzung. Ausdruck einer gestiegenen Informationstiefe zu Cloud Computing sind die häufiger genannten Punkte Interoperabilität und Customization. Hier zeigt sich – wenigstens teilweise – eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema und eine damit verbundene Identifizierung von Hindernissen für den Einsatz im Unternehmen.
Leichte Veränderungen in der Cloud-Fitness
Während sich die Bewertung des Cloud-Nutzens im Vergleich zum vorherigen Quartal weiter deutlich gesteigert hat, waren in der Bewertung der Cloud-Fitness nur marginale Veränderungen zu konstatieren. Die intensivere Auseinandersetzung mit Cloud Computing und erste Erfahrungen mit Cloud-Projekten zeigen sich insbesondere in einer deutlichen Zunahme des Anteils, der sehr gut auf die Nutzung von Cloud vorbereiteten Unternehmen. Mit einem tieferen Wissen über das komplexe Thema Cloud Computing, steigt sowohl das Wissen um die Risiken von Cloud-Services als auch das Wissen um die Probleme der Einbindung und Orchestrierung.
Insgesamt betrachten sich nur etwas mehr als ein Viertel der Unternehmen gut auf die Cloud Thematik vorbereitet. Den größten Anteil haben weiterhin die Unternehmen, die nach eigener Auskunft nur schlecht auf Cloud Computing vorbereitet sind. Häufig sind dies Unternehmen, die bislang auch nur rudimentäre Standardisierungs- und Automatisierungsprojekte in Angriff genommen haben und bei denen virtuelle Systeme nur eingeschränkt zum Einsatz kommen.
Nach wie vor ist die fehlende Cloud Computing Awareness in der Geschäftsführung bzw. den Fachabteilungen der Hauptgrund für eine weniger gute oder schlechte Cloud-Fitness. Der Punkt des fehlenden Schnittstellen-Know-hows als Hindernis für eine hohe Cloud-Fitness korrespondiert mit den Angaben der Unternehmen hinsichtlich des Cloud Nutzens.
Auffällig ist die zunehmend positiver beurteilte Rolle von Systemhäusern und IT-Dienstleistern in der Beratung und Vorbereitung von Cloud-Computing-Projekten. Als Grund für eine unzureichende Cloud-Fitness verliert der Punkt in den letzten Quartalen deutlich an Zustimmung und wird im Gegenzug von mehr als 60 Prozent der gut bzw. sehr gut auf die Nutzung von Cloud Computing vorbereiteten Unternehmen als Grund für ihre Bewertung angegeben.