SAP will Spionagevorwürfe nicht auf sich sitzen lassen
Der badische Softwarekonzern SAP will die aktuelle Klage seitens Oracle nicht einfach hinnehmen.
Der Softwarekonzern SAP hat angekündigt, sich gegen die vom US-Konkurrenten Oracle erhobenen Vorwürfe der Industriespionage zur Wehr zu setzen. SAP werde die Vorgänge nicht weiter kommentieren, sondern nur klar machen, dass der Konzern sich “aggressiv gegen die von Oracle in der Klageschrift getroffenen Behauptungen wehren wird”, teilte SAP mit.
Oracle bezichtigt SAP, das Unternehmen habe sich wiederholt unerlaubt Zugang zu einer Kundenbetreuungs-Website von Oracle verschafft und von dort “Tausende Software-Produkte” sowie anderes vertrauliches Material heruntergeladen. “Im Ergebnis hat SAP eine illegale Bibliothek von Oracles urheberrechtlich geschütztem Software-Code und anderem Material gesammelt”, heißt es in der Klage.
Oracle muss in der Klage nachweisen, dass SAP aus “mangelnder Support-Fähigkeit für Oracle-Produkte” gehandelt und sich in der Folge über Oracle-Kundendaten und deren Support-Datenbank illegalen Zugang zu Produkten und Daten verschafft habe, die ausschließlich zahlenden Oracle-Kunden offen stehen.
Wie SAP-Sprecher Steve Bauer allerdings gegenüber der Presse mitteilte, werde SAP die Services rund um Oracle-Produkte weiterhin über die zugekauften Dienste der Tochter TomorrowNow liefern. Der Dienstleister bietet Support für verschiedene konkurrierende Produkte an, auch für Oracle-Suiten.
SAP ist allerdings, laut Analystenmeinung, trotz Oracles etwa 20 Milliarden Dollar teuren Zukäufen der vergangenen Jahre immer noch der Platzhirsch auf dem Markt für Enterprise Ressource Planning. So fragte sich Scott Braunzell, ein Cybersecurity Practice Leader und Senior Managing Director der US-Sicherheitsberatungsfirma Risk Control Strategies, ob SAP so etwas nötig habe. Schließlich seien die Walldorer in ihrem Gebiet Marktführer. Und wenn sie so etwas täten, sagte er dem Magazin CRMBuyer, so würden sie dies doch am allerwenigsten von ihren eigenen Servern aus tun. Doch er wollte sich nicht zu weiteren Spekulationen hinreißen lassen und sagte, er warte auf die forensischen Daten, die im Laufe des Prozesses zum Vorschein kommen würden.
Ganz anders sieht es David Leit, Mitglied der Sozietät Lowenstein & Sandler. Er sagte gegenüber dem Magazin, sollte irgendetwas an den Vorwürfen nur im entferntesten dran sein, so täte SAP gut daran, sich anders zu verhalten, als sie es jetzt tut. Er riet zumindest zum Versuch, intern zur Aufklärung beizutragen. Sonst dürfte nicht nur der Imageschaden für SAP enorm sein. Immerhin gehe es um missbrauchte Kundendaten.
Als Klagepunkte, die entkräftet oder bekräftigt werden müssen, sieht er den Bruch von Zugangsberechtigungen mit allen geschäftlichen Implikationen, die dies nach sich ziehe, und außerdem illegalen Download. Er sagte er könne sich sogar vorstellen, dass Oracle noch Punkte zum Urheberrecht an Software auf den Tisch legen könne. Leit rechnet mit einem längeren Prozess.