Der ehemalige PC-Hersteller IBM setzt jetzt nicht nur bei den Mitarbeiter-Geräten auf Apple. silicon.de-Blogger Stefan Pfeiffer, war einer derjenigen Mitarbeiter, die früh Fakten geschaffen haben. Er erklärt, wie es ihm dabei ergangen ist.
Mit großer Begeisterung habe ich im vergangenen Jahr die Ankündigung von Tim Cook, CEO von Apple, und Ginni Rometty, CEO meines Arbeitgebers IBM,gehört und gelesen, dass man künftig eng zusammenarbeiten will, um den Einsatz von Apple-Hardware und iOS- bzw. MacOS-basierten Lösungen in Unternehmen besser zu unterstützen. Das hat mich besonders gefreut, weil ich nun schon seit Jahren in der IBM mit Apple-Geräten arbeite.
Mein Arbeitspferd ist ein 13 Zoll MacBook Pro von Mitte 2014 und schon davor waren zwei MacBooks im Einsatz. Mobil telefoniere ich seit Jahren mit dem iPhone, angefangen vom iPhone 3 über das iPhone 4s jetzt zum iPhone 6. Und auch der zweite iPad, ein iPad Air von 2013, ist mittlerweile im Einsatz. Das sind alles Geräte, die ich gekauft habe, und die ich im Rahmen der Bring Your Own Device (BYOD)-Möglichkeiten der IBM nutze.
Über lange, lange Jahre gab es keinen offiziellen Support seitens des CIO Office der IBM. Die IBM’er durften die Geräte unter Einhaltung gewisser Sicherheitsbestimmungen nutzen, bekamen aber keine Hilfe, wenn sie die interne IT-Hotline anriefen. Unterdessen ist auch hier ein Wandlungsprozess im Gange. Seit wenigen Wochen können IBM-Mitarbeiter nun offiziell statt der Lenovo-Notebooks auch MacBooks als Arbeitsplatzrechner bestellen. Damit einher geht auch die offizielle IT-Unterstützung für Macs. Über eine speziellen AppStore kann sich ein IBM’er nun sein MacBook hochautomatisiert konfigurieren lassen. Im Rahmen der Apple-IBM-Allianz hat man in den vergangenen Monaten schon iPads an viele Verkäufer ausgegeben, die sie in der täglichen Arbeit nutzen. Entsprechende Schulungsprogramme wurden durchgeführt.
Doch wie waren meine Erfahrungen vor dieser offiziellen Möglichkeit, Mac am IBM-Arbeitsplatz zu nutzen? Seit Jahren arbeite ich bereits komplett auf Apple-Geräten. Nur ein- oder zweimal musste ich in dieser Zeit meinen Windows-Rechner hochfahren, um Aufgaben zu erledigen, die am Mac nicht funktionierten. Das war damals aber auch nur temporär und hing mit Java-Releaseständen zusammen. Kurz darauf konnte ich auch diese Dinge auf dem Mac erledigen.
Und wie ging das ohne offiziellen Support? Ganz hervorragend. In der IBM hat sich vor Jahren schon eine Gemeinschaft von Mac- und iOS-Anwendern gebildet, die ihre Erfahrungen online im unternehmensinternen sozialen Netzwerk IBM Connections austauschen. Hier werden Tipps und Tricks dokumentiert, offene Frage besprochen, ein IBM’er hilft dem anderen, Verbesserungsvorschläge werden ausgearbeitet und vieles mehr. Es ist eine sehr lebendige Gemeinschaft, maßgeblich moderiert von ein bis zwei Community Managern, die auch immer wieder aktiv über Neuerungen informieren.
Es war also auch schon vor der offiziellen Freigabe und die Unterstützung durch IT möglich, mit Apple-Geräten zu arbeiten. Alle Office-Anwendungen, von E-Mail über Instant Messaging hin zu Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationsprogramm sind verfügbar. Für letzteres gibt es sogar verschiedene Möglichkeiten, ob nun die Open Source-Varianten von Open Office oder Libre Office, die Apple-Produkte oder auch das klassische Microsoft Office. Fachanwendungen, ob nun Spesenabrechnung, Reisebuchungen, Bestellungen etc. laufen im Browser und somit ebenfalls reibungslos.
Was für MacOS und das MacBook gilt, das funktioniert auch auf den iOS-Geräten. Die wichtigsten Lösungen sind verfügbar, oft als App oder aber im Browser. E-Mail und Termine kann ich über den nativen iOS Mail-Klienten oder aber über die neue IBM Verse-App machen. Für Online Meetings, Chatten oder auch Enterprise Social Networking haben wir jeweils native Apps zur Verfügung. Und es kommen über den IBM App Store viele weiterer Lösungen hinzu, von der internen Trainingsakademie über Expertenverzeichnis bis zu SoftPhone und automatisiertem Telefonieren. Ständig werden neue Apps angeboten, die das mobile Leben und Arbeiten für IBM’er noch einfacher machen.
Fazit: Schon vor der offiziellen Unterstützung durch die IT war für mich im Marketing und auch für alle anderen Jobrollen, mit denen ich zu tun habe, ein reibungsloses Arbeiten auf MacBook und mit iOS-Geräten möglich. Bringt man sein eigenes Gerät, so muss man natürlich die Sicherheitsrichtlinien der IBM und die entsprechenden Mobile Device Management-Systeme akzeptieren, die Datensicherheit, Schutz und das Löschen unternehmenssensibler Daten bei einem Geräteverlust garantieren. Werden die Geräte von der Firma gestellt, so steht dies sowieso außer Frage.
Ja, die IBM ist natürlich ein IT-Unternehmen mit vielen entsprechend affinen Mitarbeitern und nur deshalb funktioniert das? Das möchte ich in Frage stellen. Der Einsatz von Macs, iPhone und iPads in Unternehmen ist heute in den meisten Branchen und für die meisten Jobrollen möglich. Genau dabei hilft auch die Allianz zwischen Apple und IBM auf verschiedensten Ebenen. Wie oben erwähnt sind die Collaborations-Produkte der IBM für Mac und iOS verfügbar. Mit den Produkten von Fiberlink, einer IBM Tochter, hat man eine Lösung zur Verfügung, mit der man die Geräte und Anwendungen sicher verwalten kann. Viele andere IBM Produkte laufen auf Mac und iOS.
Ergänzt wird dies durch umfassende Dienstleistungsangebote, die beispielsweise den Betrieb und die Unterhaltung der mobilen Geräte sicherstellen. Diese Angebote der IBM sind gerade für international tätige Unternehmen höchst interessant, da dadurch weltweit von der IBM der Betrieb und Support garantiert werden kann.
Und man darf sicher die neuen IBM MobileFirst for iOS Apps nicht vergessen, die in den vergangenen Monaten kontinuierlich für verschiedenste Industrien und Jobs auf den Markt gekommen sind. Dies sind speziell für iOS-Geräte entwickelte mobile Anwendungen für Mitarbeiter in Unternehmen (Business-To-Employee-Apps), die die Arbeit in vielen Berufen dramatisch ändern, die Jobs sozusagen “mobilisieren”. Sie sind eine ganz neue Kategorie von Anwendungen, die eine Brücke zwischen klassischen Unternehmensanwendungen und -daten und mobilen Geräten schlagen. Hier wird die langjährige Erfahrung der IBM bei der Integration von Unternehmenslösungen und -systemen mit der eleganten Benutzerführung von Apple kombiniert, um Arbeit und Services digital zu transformieren.
All diese Angebote zeigen, dass es Apple und IBM ernst damit ist, den Markt für Unternehmenskunden anzugehen. Man bietet eine valide Alternative zu Windows-basierten Umgebungen. Endlich. Sicherlich hat Microsoft mit Office ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Jedoch ist Office ja auch für Mac und iOS-Geräte verfügbar. Interessant zu beobachten wird sein, ob und welche Alternativen, Ergänzungen oder Integrationen IBM und Apple hier bieten wollen und werden.
Zu einem wirklichen Trumpf könnten für die beiden Allianz-Partner die MobileFirst for iOS-Apps werden, die sie auf den Markt bringen und die sich auf die geschäftliche Transformation und die Unterstützung der einzelnen Mitarbeiter konzentrieren. Mit solchen wertschöpfungsorientierten Geschäftsanwendungen könnten sie den entscheidenden Stich jenseits der Diskussion um Office-Anwendungen machen. Wenn Arbeit mobilisiert und wirtschaftliche Mehrwert in der notwendigen digitalen Transformation generiert wird, dann machen Apple und IBM am Arbeitsplatz richtig Sinn.
Wer eine unabhängige Einschätzung der Bedeutung sowie der Chancen und Risiken der Allianz und der Angebote von Apple und IBM haben möchte, bekommt diese auf der IBM BusinessConnect am 20. Oktober in Köln. Dort sind Sascha Pallenberg, Techblogger und Gründer von Mobilgeeks.de, und Alex Oppermann, IT-Analyst, Kolumnist und intimer Kenner von Microsoft, auf der Bühne, um über die verschiedenen Aspekte der Allianz und die Neuausrichtung von Marktbegleitern zu diskutieren.
Wie schön, dass man sich so darüber freuen kann, dass ein Unternehmen wie Apple unterstützt wird, das in Deutschland (und auch im Heimatland) keine (oder so gut wie keine) Steuern bezahlt und sich damit der Solidargemeinschaft in nicht unerheblichem Maße entzieht. Aber so sieht wohl die Welt aus dem IBM-Kuckucksheim aus.