Ostern ist ja am ersten Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Weniger bekannt ist, dass das Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation – das CeBIT in Hannover – jeweils ungefähr drei Wochen vor diesem astronomischen Ereignis angesetzt wird.
Die Sterndeuter aus dem Messeturm in Hannover haben deshalb für das kommende Jahr den Messebeginn ebenfalls früh gelegt: ab dem 5. März teilen die geschätzten 4200 Aussteller wieder ihre Errungenschaften mit erwarteten mehr als 300.000 Besuchern.
Aber ist die CeBIT überhaupt noch zeitgemäß? Ist ein fester Messeplatz in einer zunehmend virtuell gut eingerichteten Welt noch lebensnah? Ist eine Computerschau mit Ausstellungsständen und Reklameaufwand in der Zeit der Social Media und des Cloud Computings nicht ein Anachronismus?
Man könnte meinen, dass die CeBIT von jenen Kopfgeburten, die sie selbst hervorgebracht hat, allmählich aufgefressen wird: OnDemand-Computing, Virtualisierung, Web-Communities – dies alles sind immerhin technische und gesellschaftliche Erscheinungen, die auf der CeBIT selbst erst das Licht der Vermarktungswelt erblickt haben. Doch jetzt ist die Messe gelesen…
Einspruch, Euer Ehren! Das Erfolgsgeheimnis der CeBIT war immer eine Atmosphäre des Teilens und Mitteilens. Längst sind die Marketiers, sind die Entwickler mit den Vorbereitungen für ihre Messebotschaften und Präsentationen befasst. Die CeBIT ist ein Kulminationspunkt für Entwicklungsleistungen. Es mag absurd klingen: Aber die Dinge werden fertig weil die Messe droht. Das Ereignis in Hannover ist insofern ein wesentlicher und globaler Synchronisationspunkt. Am 5. März sind wir fertig – komme, was da wolle.
Und die CeBIT ist und bleibt ein Gegenentwurf zur Beiläufigkeit der im Vorbeigehen über die sozialen Medien verbreiteten Botschaften. Was dort en passant, so im Vorbeigehen, gebloggt und gepostet wird, ist eine Botschaft aus dem Handgelenk. Die Botschaften, die wir auf der CeBIT teilen und mitteilen, sind hingegen Marksteine. Sie setzen die Orientierungspunkte für die IT-Konjunktur.
Und die boomt unverändert und braucht für das kommende Jahr die CeBIT als Medium der Selbstmotivation. Denn IT geht eigentlich immer. In der Krise müssen wir investieren, um uns auf raue Zeiten einzustellen. Im Boom können wir investieren, weil wir uns auf das Wachstum einstellen müssen. 71 Prozent der vom Bitkom befragten IT- und TK-Unternehmer sehen folglich keinen nennenswerten Konjunktureinbruch im kommenden Jahr. Sie erwarten im Gegenteil mehr Umsatz als im laufenden Jahr, das mit einem Umsatzplus von 2,8 Prozent deutlich über den Erwartungen – auch des Bitkom – lag. Zwar wird die 2-Prozent-Hürde im kommenden Jahr eher nicht übersprungen – aber ein satter Zuwachs auf neue Bestmarken ist doch drin.
Denn die teilende Gesellschaft, die nicht nur neue Geschäftsmodelle für die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen findet, sondern auch nach neuen, besseren Methoden, um Wissen zu teilen und Arbeitsprozesse auf viele auszudehnen, findet auf der CeBIT ihr prägendes Motto: Shareconomy – teilhabende, mitteilende Wirtschaft.
Das ist nicht das Motto einer Technologie, nicht einer neuen Disziplin, sondern eines gesellschaftlichen Wandels, der sich derzeit vollzieht und dem die CeBIT einen Namen gegeben hat. Nach einer IBM-Studie unter 1700 CIOs weltweit sind Partizipation, Vernetzung und Meinungsfreude die neuen Währungen der IT-Strategen. Für sie sind Soziale Netzwerke, offene Firmenkultur, Partnerschaft weniger eine Technikleistung als vielmehr eine Geisteshaltung. Ihre technische Basis hingegen – zum Beispiel Cloud Computing, Big Data, Business Process Optimization und Knowledge Management – sind die Exponate auf der CeBIT 2013.
Shareconomy – die Wirtschaft, die teilen und mitteilen lernt, ist eine Basiströmung für die kommenden Jahre. Und wer hat´s erfunden? Die Hannoveraner!