silicon.de-Blogger Michael Pauly hat einen Brief bekommen, der ihn zu einer Cloud-Schulung einlädt. Eigentlich wollte er gerne teilnehmen, stellt dann aber fest, dass voraussichtlich die Häppchen in der Mittagspause das Interessanteste an der Veranstaltung sein werden. Höchste Zeit für sinnvolle Schulungen, schreibt Pauly.
Heute ist mir nach langer Zeit nochmal eine echte Mail, so aus echtem Papier, wie es sie früher häufiger gab, auf den Schreibtisch geflattert. Ein solch “exotischer” Prozess wird bei mir natürlich sofort bearbeitet. Schnell geöffnet fiel mir die Einladung zu einer Cloud-Schulung entgegen. Diese warb mit der (exclusiven) Chance die “unbeschreiblichen” Vorteile der Cloud kennenzulernen. Mein Interesse war geweckt. Ich wollte IMMER schon etwas über die Cloud lernen.
Doch mal ehrlich. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Cloud Computing tritt an einfach und schnell handhabbar zu sein, mit unübersehbaren Vorteilen (so die Aussage von einigen Marketing-Abteilungen). Wozu brauche ich dann eine Schulung? Was ist so schwierig, dass ich es nicht selber lernen kann? Vielleicht gibt mir meine exklusive Einladung die Antwort darauf.
Das Programm dort startet mit einer Definition (NIST) und einer kurzen Historie: Was ist Cloud und wo kommt es her? Naja, das sollte ich eigentlich schon kennen. Dann kann ich mir diesen Part sparen und etwas länger ausschlafen. Mhmm, das fühlt sich schon ein bisschen wie früher in der Schule an ;-).
Danach würde mir (ein sicherlich sehr guter) jedoch mir unbekannter Berater erklären, was es mit den Einsparungen durch Cloud so auf sich hat. Dabei will ich doch gar nicht sparen. Ich will MEHR und SCHNELLER Business machen, neue Projekte auf den Weg bringen usw. Denn nur durch Sparen mache ich noch keine zusätzlichen Geschäfte und damit keinen zusätzlichen Umsatz und keinen Gewinn… Doch halt! Ich tue dem Menschen Unrecht. Da steht auch noch etwas von neuen Geschäftsmodellen durch Cloud Computing.
Leider ist nicht weiter aufgeführt, was mich unter dem Punkt erwartet, auch nicht in der weiteren Agenda. Vielleicht sollte ich auch diesen Programmpunkt überspringen. Vielleicht aber auch nicht, denn dadurch würde ich die Häppchen in der Mittagspause verpassen. Schließlich sieht es nicht so gut aus, wenn man erst zum Essen erscheint.
Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sicher würde mir der Nachmittag einen Erkenntnisgewinn bringen. Doch so richtig scheint das auch nicht der Fall zu sein. Denn hier werden eine Reihe von Softwareprodukten vorgestellt, bei denen ich noch nicht so richtig den Zusammenhang mit Cloud Computing sehe, außer im Namen.
Ich weiß nicht wie Sie es handhaben würden. Ich werde mir den Besuch dieser Veranstaltung sparen. Unter Cloud-Schulung verstehe ich auch etwas anderes. Bei einer solchen Veranstaltung will ich erfahren, was MIR die Cloud bringt und wie ICH sie einsetzen könnte und sollte. Da dies immer recht individuell für jedes Unternehmen ist, würden mir sicher Berichte aus der Praxis, Lessons-learned und eine ganze Reihe Best-Practice-Beispiele weiter helfen. Natürlich mit genügend Zeit zur Diskussion und zum Austausch.
Was mir nicht hilft, ist die x-te Interpretation der (NIST-)Cloud Definition und mögliche phantastische Wolkenkuckucksheime. Deshalb mein Fazit: Die Zeit der allgemeinen, nur auf Masse ausgelegten Cloud-Info-Schulungsveranstaltungen ist vorbei. Jetzt geht es um richtige Inhalte und konkrete Mehrwerte für mich und mein Unternehmen. Denn das Zeitalter mit Cloud hat gerade erst begonnen und da können wir noch einiges lernen, bis das es heißt: “School is over”.
Ihr Michael Pauly