Die 64 Hexagramme im chinesischen Buch der Wandlung, im I Ging, haben zum Teil eine frappierende Ähnlichkeit mit dem IBM-Logo, sagt silicon.de-Blogger Heinz Paul Bonn. Zudem enthielten sie wertvolle Tipps für CIOs.
In Zeiten der cloudianischen Wende ist es für den Chief Information Officer immer mal wieder sinnvoll, das Buch der Wandlungen, das I Ging, zu Rate zu ziehen. Die 64 Hexagramme, die zum Teil eine frappierende Ähnlichkeit mit dem IBM-Logo aufweisen, geben dem IT-Manager wertvolle Empfehlungen für die nächsten Schritte ins Cloud Computing. Schauen wir doch mal rein…
Schon das erste Hexagramm – eine Kombinationen aus drei Symbolen für Luft – weist den Weg in die Cloud: “Das Schöpferische” erkennen mehr und mehr CIOs in der Beschäftigung mit der wolkenbasierten IT-Infrastruktur. Vor allem sehen sie, wie Befragungen von Capgemini und IDC im ersten Quartal dieses Jahres zeigen, eine Herausforderung im schöpferischen Umgang der Fachabteilungen mit den Nutzungsmöglichkeiten der Cloud auf sich zukommen. Gerade die Chance, individuelle Anforderungen der Anwender durch Service-Angebote Dritter ad-hoc bedienen zu können, stellt den CIO – in diesem Fall als Chief Integration Officer – vor große Aufgaben. Kein Wunder, dass sie Themen Virtualisierung und Application Integration ganz oben auf ihre To-Do-Liste gesetzt haben.
Kein Wunder aber auch, dass viele mittelständischen IT-Manager Cloud Computing nicht nur mit dem Zeichen für Luft, sondern auch mit dem für Feuer (“heiße Luft”?) verbinden und deshalb Handlungsempfehlungen aus dem fünften Hexagramm des I Ging ziehen: “Warten”.
Denn angesichts der ernsten Sicherheitsbedenken, die gerade in Deutschland gegenüber der Public Cloud bestehen, schrecken doch viele IT-Verantwortliche vor der totalen Öffnung gegenüber Drittanbietern zurück. Hier bietet das 13. Hexagramm (zwei Teile Luft, ein Teil Feuer) wichtige Warnhinweise unter dem Titel “Gemeinschaft mit Anderen”. Löscht man jedoch die brandgefährlichen Datenschutzprobleme durch den Aufbau einer firmeneigenen Private Cloud, so ermuntert bereits das nächste Hexagramm den CIO – in diesem Fall als Chief Integrity Officer – mit dem “Besitz von Großem” (ein Teil Wasser, zwei Teile Luft) zur Investition in die Cloud; allerdings nicht ohne gleich im folgenden Hexagramm auf das richtige Sizing aufmerksam zu machen: “die Bescheidenheit”.
Die ist auch durchaus angebracht, da der CIO – als Chief Investment Officer – langfristig mit eher sinkenden Budgets rechnen muss, auch wenn für das laufende Jahr immerhin zwei von fünf IT-Managern mit wieder wachsenden Etats arbeiten können. Auf lange Sicht aber heißt es, die Kostenvorteile der Private Cloud so zu nutzen, dass bei geringerem Investment mehr Innovation zustande kommt. In der Tat bietet die Cloud wahrscheinlich die einzige wirtschaftliche Systemumgebung für den langfristig planenden Chief Infrastructure Officer, der nicht den schnellen Erfolg sucht (Achtung: heiße Luft!), sondern warten kann, bis viel Wasser (zwei Teile) durchs Rheintal (ein Teil Erde) geflossen ist. Dann nämlich winkt das 35ste Hexagramm: “der Fortschritt”.
Das kann durchaus als Befreiung (40stes Hexagramm – ebenfalls zwei Teile Wasser, ein Teil Erde) für das Zukunftsbild des CIO aufgefasst werden. Denn weniger geht es dem CIO künftig um die rein technische Umsetzung der Anforderungen aus den Fachabteilungen, sondern – sozusagen als Chief Intellectual Officer – um die Definition der strategischen Ziele des Unternehmens und der Identifikation der IT-Mittel zu ihrer Erreichung. Mehr Substanz in der inhaltlichen und intellektuellen Auswahl von möglichst standardnahen Anwendungen soll deshalb die Private Cloud für den Chief Integration Officer bringen. Eine solche “Sammlung” aus einem Teil Wasser (Applications), einem Teil Feuer (Big Data) und einem Teil Erde (Infrastruktur) empfiehlt das 45ste Hexagramm. Die Mehrheit der in jüngsten Umfragen zitierten CIOs sehen darin eine durchaus “erregende” Perspektive (51stes Hexagramm, ebenfalls Feuer, Wasser, Erde).
So führt Cloud Computing – versehen mit der Weisheit des I Ging – zur modernen, “liquid organisation” mit dem CIO als wahrem CEO, als Chief Enabling Officer. Aber nur, wenn er auch den letzten beiden Hexagrammen Folge leistet: er muss alles im Fluss halten (drei Teile Wasser – “Vor der Vollendung”) und für die Idee brennen (drei Teile Feuer – “Nach der Vollendung”).
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Hallo Herr Paul,
vielen Dank für diesen sehr amüsanten und tollen Blog-Beitrag mit Ihren umfassenden Empfehlungen. Es macht Spaß so etwas zu lesen.
Ja, die Public Cloud ist in Deutschland noch ein schwieriges Thema, aber die Fachabteilungen machen Druck. “Cloud oder nicht Cloud” (http://www.de.capgemini.com/it-trends-blog/2012/05/cloud-oder-nicht-cloud/), das ist hier die Frage.
Thomas Heimann
Guten Abend Herr Paul
Spannend! Könnten wir noch mehr Ideen austauschen über I Ging und CIO’s. Ich wäre sehr daran interessiert mit Ihnen darüber zu plaudern¨.
Danke für eine Rückmeldung (gabriel.felley@fhnw.ch) und viele Grüsse.
Dr. Gabriel Felley