Auch in IT-Fragen ist ein “Frühjahrsputz” notwendig, denn er zeigt auf, wo Probleme womöglich nicht beachtet wurden und neue Wege verdeckt hielten. CIOs sind dabei gefragter denn je – sie müssen ordentlich aufräumen, davon ist Silicon-Blogger Ingo Marienfeld überzeugt.
Altes muss und wird Neuem weichen: So verdrängt der Frühling den Winter und damit der Frühjahrsputz fleißig angesammelte Staubschichten. Auch in IT-Fragen ist so ein “Frühjahrsputz” notwendig, denn er zeigt auf, wo Probleme womöglich nicht beachtet wurden und neue Wege verdeckt hielten. CIOs sind dabei gefragter denn je – sie müssen ordentlich aufräumen.
CIOs sehen sich regelmäßig mit ausgesprochen dringlichen Fragen konfrontiert: Wie bringe ich mein IT-System auf Vordermann? Wie vermeide ich Sicherheits- und Anwendungsprobleme? Wie kann ich sicherstellen, dass alle IT-Prozesse in meinem Unternehmen reibungslos ablaufen? Diese Fragen sind nicht nur traditionell wichtig, sondern gerade im Zeichen der Digitalisierung höchst aktuell. In einer unsteten, vernetzten Zeit wird der Spagat regelrecht zum Drahtseilakt, wenn die Konkurrenz zwischen Investitionen in altbewährte IT-Systeme und die Forderung nach Innovationen und schneller Veränderung rasant steigt.
Dieser Tanz gelingt bei Weitem nicht allen: Seit dem Jahr 2000 sind über 52 Prozent der damaligen Fortune 500 Unternehmen verschwunden – sei es durch Übernahme oder Konkurs. Doch woran liegt es, dass so viele auf der Strecke bleiben? Konnten CIOs die notwendigen Veränderungen nicht rechtzeitig einleiten? Fehlte es an zukunftsfähigen Konzepten? Oder gingen die Reformen einfach nicht schnell genug?
Natürlich, darauf gibt es wie so oft nicht nur die eine richtige Antwort. Veränderungen im Businessumfeld durchzuführen, ist nie einfach, denn es erfordert Fingerspitzengefühl: Es muss gelingen, neue Marktchancen zu erkennen, diese zu erschließen und auszunutzen. Nur so können sich Unternehmen gut für die Zukunft aufstellen. Nichtsdestotrotz sollten gut funktionierende Geschäftsbereiche und bestehende Einnahmequellen nicht zugunsten einer potenziellen Chance einfach aufgegeben werden. Denn damit könnten wertvolle Marktanteile vergeben werden.
Den richtigen Takt finden – die Balance nicht verlieren
Genau diese Balance zu finden, ist Aufgabe und Dilemma des CIOs. Auf der einen Seite locken kalkulierbare Sicherheit und Stabilität durch etablierte Geschäftsprozesse, auf der anderen Versprechen, die neue Lösungen und flexiblere Anwendungen mit sich bringen. Die Herausforderung besteht nun darin, die Eckpfeiler des bisherigen Geschäftserfolgs nicht zu gefährden, während gleichzeitig zukünftige Geschäftsfelder erschlossen werden. All das muss auf verlässliche Art und Weise – und zu angemessenen Kosten – passieren, ohne jemals die Sicherheit von unternehmensinternen Daten und IP-relevanten Asset zu gefährden.
Betrachtet man die beispiellose Geschwindigkeit mit der sich sowohl der Markt, als auch gehandelte Technologien in der heutigen Zeit verändern, so steht der CIO vor zahlreichen, wichtigen Aufgaben: Er muss weiter vorausdenken, genauer planen und Veränderungen besser umsetzen als die Konkurrenz. Alles Aufgaben, die aufgrund der zunehmenden Bedeutung von IT für jede Branche und jedem Unternehmensbereich, immer mehr an Relevanz gewinnen. Doch wie kann der CIO das Geschäft aktiv vorantreiben, ohne die Sicherheit, die Verfügbarkeit und die Skalierbarkeit zu riskieren? Alle diese Prozesse obliegen schließlich seiner Verantwortlichkeit.
Kalkuliertes Risiko
Lange Zeit galt Schatten-IT ausschließlich als Risikofaktor, welcher umgangen und wenn möglich ganz beseitigt werden sollte. Heute setzt allmählich ein Umdenken ein, denn Schatten-IT birgt auch Potenzial, beispielsweise als Kanal für Innovationen im Bereich der Dienste und Anwendungen – womöglich sogar als neue Einnahmequelle.
Laut Gartner soll sich der Anteil von Schatten-IT am operativen Geschäft innerhalb der nächsten vier Jahre verdoppeln: von 15 auf ganze 30 Prozent. Diese Entwicklung sollten auch CIOs nicht verpassen, sondern sie vielmehr zu ihrem Vorteil nutzen. Wenn die richtigen digitalen Technologien eingesetzt werden, können Unternehmen die bestehende Infrastruktur effizienter nutzen und Kosten reduzieren. Beispielsweise ergeben sich aus der Debatte um BOYD Potenziale, wenn privat genutzte Smartphone oder Filesharing-Dienste in den Geschäftsprozess integriert werden. Nutzer kennen diese Anwendungen gut und Unternehmen erhalten so die Möglichkeit, neue Synergien zu schaffen. Damit läutet IT als zentraler Bestandteil des Wettbewerbserfolgs eine digitale Transformation ein.
Digitale Triebfeder des wirtschaftlichen Wachstums
Diese ist allerdings schon längst im Gange. Digitale Technologien, wie sie beispielsweise bei AirBNB, Amazon und Uber eingesetzt werden, dienen als Triebfeder für immer schnelleres wirtschaftliches Wachstum. Damit eröffnen sie neue Geschäftsfelder, die bedeutenden Gewinn abwerfen können. Doch dies ist nur der Anfang – Big Data, das Internet of Things (IoT) und fortschrittliche Analyse-Tools zur Datenauswertung bieten etablierten Geschäftszweigen ganz neue Chancen.
• Finanzen: Banken wagen sich zunehmend mit ihren Dienstleistungen in den mobilen und digitalen Raum und bieten ihren Kunden so die Möglichkeit, Transaktionen durchzuführen, ohne tatsächlich vor Ort sein zu müssen und mit Menschen zu interagieren. Neue Dienste, wie Mikrokredite, Crowdfunding und speziell auf den Kunden zugeschnittene Zahlungsmethoden bringen weitere Entlastung. Doch auch die Bank profitiert von der Erhebung größerer Datenmengen, der Verminderung des Betrugsrisikos und Senkung von Kosten, aufgrund von Automatisierungsprozessen.
• Industrie: Herstellern von landwirtschaftlichen Geräten ist es gelungen, Traktoren zu entwickeln, die autonom entscheiden, wie ein Feld am effizientesten zu bearbeiten ist. Dazu werden Big Data und entsprechende Sensoren eingesetzt u m neue Einnahmequellen zu generieren.
• Automotive: Ein international agierender Reifenhersteller ist dazu übergegangen, die Reifen von Motorrädern, Automobilen, Lastkraftwagen und Flugzeugen mit Sensoren auszustatten, die mit Hilfe von Big Data neue Informationen und Analysemöglichkeiten bereitstellen, von denen sowohl Fahrzeug- und Bremsenhersteller, als auch Versicherungsunternehmen und viele andere Stakeholder profitieren können.
Für CIOs geht es heute vor allem darum, über den Tellerrand zu schauen. Erfolg bedeutet nicht länger allein die Automatisierung von Prozessen und die Wartung der IT, sondern diese mit neuen Geschäftsbereichen zu verbinden, Prozesse zu evaluieren und wenn nötig neu zu erfinden. Auch geht es darum, zukünftige Entwicklungen zu prognostizieren und das Unternehmen durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder auf lange Sicht in die richtige Marktposition zu manövrieren. Ein zukunftsfähiges Konzept und die Steigerung der Einnahmen, mit Hilfe von neuen digitalen Technologien – dies ist Aufgabe des CIOs.
Um dieser gerecht zu werden, bedarf es Mut zur Veränderung. Dieser Prozess kann nur beginnen und gelingen, wenn die Ziele der Entwicklungs- und Operationsteams genau aufeinander abgestimmt werden. Nur dann tragen sie dazu bei, dass alle Schritte wesentlich schneller und reibungsloser ablaufen und IT neue Anwendungen und Services anbieten kann. Die Umsetzung dieser Ideen hätte eine viel weitreichendere Integration zur Folge, als bisher Standard war.
Die digitale Evolution ist ohne Zweifel ein hochriskantes Unterfangen, kann allerdings auch enorme Gewinne abwerfen. Unternehmen, denen es gelingt aus dem einstigen Dilemma Profit zu schlagen, schaffen sich so einen enormen Vorteil. Dies soll nicht bedeuten, dass alles Alte unmittelbar durch modernste Technologie ersetzt werden muss, sondern dass eine Entwicklung in Gang gesetzt werden sollte, die traditionelle IT mit neuen Lösungen kombiniert, um so mit der Geschwindigkeit des digitalen Zeitalters Schritt zu halten. Sobald Unternehmen einmal den Schritt zu automatisierten und modernisierten IT Plattformen vollzogen haben, sind die Möglichkeiten für neue Nutzenpotenziale nahezu endlos.