Ratmir Timashev

ist ein ebenso erfahrener wie erfolgreicher Unternehmensgründer. Heute ist er President und CEO bei Veeam Software.

Die Cloud ist die Alternative zum Tape

Schluss mit den Altlasten, fordert silicon.de-Blogger Ratmir Timashev. Denn während Server zunehmend virtualisiert werden, findet ihr Backup mit überholten Techniken statt. Diese traditionellen Datensicherungsstrategien bringen CIOs früher oder später ins Straucheln, warnt Timashev.

Das gute alte Tape. Es ist immer noch da. Wie ein Relikt aus der Frühzeit der Rechenzentren erinnert es uns an das Riepl’sche Gesetz, wonach kein altes Medium vollständig durch ein Neues ersetzt wird. Und wer kennt nicht IT-Administratoren, die stapelweise Bänder an sichere Orte bringen oder sogar mit nach Hause nehmen müssen? Diesen Kollegen möchte man zurufen: “Sucht euch endlich ein neues Hobby für den Feierabend! Das Ende der Tapes ist nah.”

Viele Unternehmen greifen bei der Datensicherung zwar nach wie vor zu diesem bekannten und einigermaßen verlässlichen Medium. Doch aufgrund stetig wachsender Datenmengen stößt die Sicherung auf Band schon jetzt häufig an ihre Grenzen. Das Procedere ist schwerfällig, birgt ein hohes Fehlerrisiko (wie oft wurde ein Tape-Tausch schon vergessen?) und nicht zuletzt skalieren Tapes eben schlecht.

Mit Blick auf neuere Technologien ist die Diskrepanz zwischen alt und neu noch augenfälliger. Während Server zunehmend virtualisiert werden – über die Hälfte aller Infrastrukturen in Unternehmen laufen auf Hypervisoren – findet ihr Backup mit überholten Techniken statt. Besonders bei der Langzeitsicherung von Daten prägen noch immer Bandlaufwerke das Bild. Die zunehmende Virtualisierung bringt CIOs mit traditionellen Datensicherungsstrategien aber ins Straucheln. Schon vermeintlich selbstverständliche Aufgaben wie die Sicherstellung kurzer Recovery Point Objectives, eine Sicherung ohne Beeinträchtigung des laufenden Betriebs und die Gewährleistung fehlerfreier Backups sind alles andere als Standard.

Betrachtet man die Backup-Strategien dieser CIOs in ihrer Gesamtheit fällt auf, dass sie versuchen, der Lage mit mehreren verschiedenen Backup-Systemen Herr zu werden. Hier eine Lösung für physische Server, dort noch ein Disk-to-Tape-System und für die virtuellen Server noch eine eigene Software. Das Management einer solch komplexen Sicherungsarchitektur produziert fast schon unweigerlich mehr Probleme als sie löst. Höchste Zeit also für ein Umdenken!

Einheitliche Backup-Strategien, weniger Insellösungen

Liebe CIOs, tun Sie sich und Ihren Administratoren einen Gefallen und machen Sie aus dem Flickenteppich an Systemen eine einheitliche Infrastruktur. Das bedeutet in erster Linie, für die jeweilige Infrastruktur ein natives Backup-System einzusetzen. Physische Umgebungen sichert man am besten mit darauf zugeschnittener Backup-Software. Virtualisierte Infrastrukturen brauchen auf ihre Eigenheiten spezialisierte Lösungen. Eine “One-Size-Fits-All-Lösung” gibt es nicht.

Angesichts des anhaltenden Trends zur Standardisierung von IT-Architekturen auf Basis von Virtualisierung, gilt es im nächsten Schritt noch den Medienbruch zwischen First-Level-Backup auf Festplattensystemen und dem Second-Level-Backup auf Tape aufzulösen. Die Alternative zum Datensicherungs-Tape heißt Cloud Storage.

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist die Cloud interessant. Denn für sie lohnt es sich nicht, ein eigenes Rechenzentrum inklusive Betreuung für die Langzeit-Datensicherung zu unterhalten. Damit auch KMUs von der Cloud profitieren können, muss die Wolke nur ein kleines Stück näher an die Erde geholt werden. Denn noch allzu oft schrecken Mittelständler vor der Integration von Cloud Storage in ihre Backup-Strategien zurück. Die Verknüpfung unterschiedlicher Systeme und ihr einheitliches Management werfen viele Fragen auf, die bislang oft noch unbeantwortet blieben.

Doch auch hier tut sich etwas. Neuere Backup-Lösungen bringen eine einfach konfigurierbare Anbindung an Cloud-Storage-Dienste wie Amazon S3, Rackspace, Microsoft Azure und andere mit. Das macht Eigenentwicklungen und komplizierte Anpassungen bestehender Systeme an Cloud-Storage-APIs überflüssig. Am Ende wird das Backup einer Virtuellen Maschine ebenso virtuell in der Cloud gespeichert. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass es auch räumlich von der Server-Technik im eigenen Rechenzentrum getrennt ist.

Es ist also an der Zeit, dem Backup-Sammelsurium vergangener Tage Lebewohl zu sagen und auch die Backup-Tapes in den wohlverdienten Technikruhestand zu schicken. Alles, was es für diesen Schritt braucht, ist ein ganzheitlicher Blick auf die eigene Infrastruktur und Lösungen, welche die Vorteile der Virtualisierung bis hin zur Datensicherung zum Tragen bringen.

Für KMUs wie große Unternehmen gilt gleichermaßen: Trennen Sie sich von Ihren Altlasten. Denn es bedarf weder Kurier- und Lagerdiensten, noch des Bänder schleppenden Administrators mehr. Die Cloud ist in greifbare Nähe gerückt.



  1. Wie hat mal jemand die Cloud so schön erklärt?

    “Stell dir vor das ist wie mit Waldi. Der ist jetzt im Hundehimmel. Und die Daten sind jetzt im… OH SCHEISSE!”

    Sie argumentieren gegen den Trend vieler Unternehmen, die Backups und Produktivdaten wieder aus der Cloud, zurück ins Unternehmen zu holen.
    Die Cloud hat ein Vertrauensproblem. Die Ausfälle von Amazons und Microsofts Cloud-Diensten haben das gezeigt. Es wäre so, wie alle Eier in einem Korb zu tragen, den man noch nicht einmal selbst in der Hand hat.

    Eine NAS im privaten Umfeld ersetzt die Cloud gerade für KMUs viel besser, meine ich. Selbst wenn das Netz weg sein sollte, kann ich immer noch die NAS nehmen und ins Unternehmen tragen.

    1. @kamiwolf: Genau! Und viel Spass bei der der Rücksicherung eines kompletten Servers aus der Cloud, Herr Timashev.

  2. Die Argumentation Herrn Timashevs ist schon klar – als Werbung in ureigener Sache.
    Selbstverständlich müssen virtualisierte Umgebungen mit dafür gemachter Lösung gesichert sein; wir haben uns soeben *gegen* Veeam entschieden, da den Job andere genauso gut erledigen, jedoch zu wesentlich niedrigeren Kosten, unbestritten der Fähigkeiten der Veeam-Lösung.
    Und die externe Cloud ist (meistens) ganz schick, sofern die Datenverbindungen schnell und zuverlässig sind. Aber was, wenn nicht…?
    By the way entwickeln IBeEm u.a. seit längerem Bänder mit deutlich > 10TB … das sollte mal zumindest für KMU ausreichen, nicht weiter zu erwähnen bei Einsatz automatischer Wechsler.
    Im übrigen haben auch die modernsten Systeme zur Sicherung virtueller Umgebungen die features, unmittelbar auf Band zu schrieben. Wohlweislich.

  3. Clouds sind unsicher:

    Nicht nur die Verfügbarkeit, auch die Integrität der Daten und ihre Vertraulichkeit (!) ist wenig sicher. Zwar sind meist einige Sicherheitsmechanismen enthalten – aber diese Mechanismen sind selbst manipulierbar, enthalten Sicherheitslücken – häufig auch Zero-Day-Vulnerabilities –unveröffentlichte und ungepatchte Sicherheitslücken. Erst wenn diese systematisch identifiziert und behoben sind, können wir wieder über Clouds reden. Es gibt bis heute keine sichere Alternative zum Tape.

  4. Auch wir warenen regelmäßig vor den “Gefahren” des “Cloud Computings” besonders in datenschutzrechtlicher Hinsicht: http://www.recht-freundlich.de/cloud-computing-nach-wie-vor-und-immer-mehr-ein-thema-hier-datenschutz-2

    Allerdings ist es kein Ding der Unmöglichkeit für Unternehmen, die Cloud auch zeitgemäß zu nutzen. Hier sind eben Datenschutzexperten gefragt. Sich allerdings bei hochsensiblen Unternehmensdaten oder den Bestandsdaten einzig auf eine – womöglich sogar außerhalb der EU angesiedelten – Cloud zu verlassen, halten auch wir für fragwürdig.