E-Commerce und elektronische Bezahlen läuft längst nicht in jedem Land nach dem gleichen Muster ab. Ralf Ohlhausen von PRO mixt im aktuellen silicon.de-Blog Erfrischungsgetränke und Zahlungsvorlieben zu einer kleinen Weltreise zusammen.
Es ist Sommer, es ist Mittag, es ist heiß. Der Hunger meldet sich und mit der Hitze auch der Durst. Was also tun? Schauen, was es im Restaurant um die Ecke so gibt? Sich schnell etwas Kaltes zu trinken und einen kleinen Snack aus dem nächsten Supermarkt holen? Oder online bei einem Lieferservice bestellen?
Wofür auch immer Sie sich entscheiden – die Chance ist hoch, dass Sie Ihren Durst mit einem Produkt stillen werden, das man nur in Ihrem Teil der Welt kennt. Und Sie werden dafür unter Umständen auf eine Art und Weise bezahlen, die Ihren Kollegen aus anderen Ländern ungewohnt erscheinen mag. Jedes Kind kennt Coca Cola und Pepsi und so kennt auch fast jeder Visa und Mastercard, zwei der bestbekannten Namen in der Welt des bargeldlosen Bezahlens. Aber sowohl in der Getränke- als auch in der Bezahlwelt gibt es viele kleinere Marken, die auf lokale Wünsche und Bedürfnisse eingestellt sind. Begleiten Sie uns auf einen Kurztrip durch acht Länder, lernen Sie einige neue Getränke kennen und erfahren Sie, wie die Kunden dort am liebsten bezahlen.
Beginnen wir unsere Tour in Brasilien: Der E-Commerce wächst hier jährlich um mehr als 15 Prozent und der B2C-E-Commerce-Sektor ist 19,4 Milliarden Dollar schwer. 20 Prozent der Online-Transaktionen werden unter Verwendung von Boleto Bancario abgewickelt, einer beliebten brasilianischen Banküberweisungslösung, die auch bargeldbasiert funktioniert. Weitere 9 Prozent werden mit lokalen Kreditkarten bezahlt, wie zum Beispiel Hipercard, ELO und Aura. Insgesamt nutzen etwa 80 Prozent der Karteninhaber besitzen (und benutzen) eine lokale Karte. Grund für die hohe Zahl an lokalen Bezahlkarten und die große Beliebtheit von Boleto Bancario ist die nur sehr geringe finanzielle Inklusion in Brasilien. Das heißt, die meisten Brasilianer haben kein eigenes Bankkonto.
Diese ausgeprägte lokale Eigenheit spiegelt sich auch in den Vorlieben der Brasilianer wider, wenn es um Erfrischungsgetränke geht. Der brasilianische Markt ist der drittgrößte Softdrink-Markt der Welt, und für mehr als ein Viertel dieses Marktes ist Guarana Antarctica verantwortlich, ein kohlensäurehaltiger Softdrink, der auf ein traditionelles Getränk der brasilianischen Ureinwohner zurückgeht. Sehr speziell für den deutschen Geschmackssinn, aber genau das Richtige für Brasilianer, um sich nach einem heißen Strandtag oder einer wilden Nacht im Karneval von Rio zu erfrischen!
Der (reichlich große) Sprung hinüber nach Finnland – sowie der damit einhergehende Klimawechsel – verschafft Abkühlung. Auf dieses skandinavische Land entfallen mehr als 40 Prozent der gesamten E-Commerce-Umsätze in der Region, wobei der B2C-E-Commerce-Sektor 10,1 Milliarden Dollar generiert. Traditionell sind skandinavische Erfrischungsgetränke wie etwa “Erdbeerlimonad” (ein kohlensäurehaltiges Erdbeergetränk) im ganzen Land erhältlich, doch während die Finnen einerseits darauf bedacht sind, die Tradition zu wahren, haben sie auch die Zukunft fest im Blick.
So ist im Einzelhandel die Kartenzahlung beispielsweise oft günstiger als die Bezahlung mit Bargeld, wobei selbst die kleinsten unabhängigen Geschäfte Kreditkarten akzeptieren. 52 Prozent der Konsumenten kaufen online ein, und Online-Banktransaktionen sind beim Bezahlen von Waren und Dienstleistungen gang und gäbe. Wenn Sie es also den Finnen gleich tun möchten und sich auf den Weg zu Ihrer ersten von fünf Tassen Kaffee des Tages machen, dann vergessen Sie nicht, sich mit einem angemessenen Zahlungsmittel auszustatten – und damit ist keine Handvoll Kleingeld gemeint!
Wenn Sie allerdings vorhaben, nach Vietnam zu reisen, dann sollten Sie – ganz im Gegenteil – unbedingt einen Stapel US-Dollar (weithin akzeptiert) oder Dong (die lokale Währung) mit sich führen. Die Infrastruktur des Landes ist noch immer nicht entwickelt, so dass die Akzeptanz von Bezahlkarten gegen Null tendiert. Anschaffungen, die zu Vietnams B2C-E-Commerce-Sektor von 1,5 Milliarden Dollar beitragen, werden normalerweise mit alternativen Zahlungsmethoden beglichen, wie z.B. mittels der Online-Banküberweisungszahlart NganLuong (10 Prozent Marktanteil) oder per Nachnahme (für 50 bis 60 Prozent aller Online-Bestellungen genutzt).
Dieses Festhalten an Traditionen spiegelt sich auch in den Softdrink-Vorlieben der Nation wieder – ein beliebter Durstlöscher ist Nuac Me, ein süß-saures Getränk aus Tamarinde. Die Früchte des Tamarinden-Baumes finden vielseitige Verwendung: Ihr unverwechselbarer Geschmack verleiht der lokalen Küche Würze, und mit dem Fruchtfleisch werden Messingartefakte aus buddhistischen Heiligengräbern poliert.
Ein Schwenk von der Tradition zur Technologie führt uns nach Deutschland, weltweit auf Platz fünf bezüglich des E-Commerce-Volumens. 60 Prozent der Bevölkerung geht hierzulande online shoppen, daher ist es kein Wunder, dass der E-Commerce mit einem B2C-E-Commerce-Sektor von 71,2 Milliarden Dollar boomt. Und auch wenn sich der Enthusiasmus der Deutschen gegenüber der Kreditkarte in Grenzen hält, profitieren sie in jedem Fall von neuen Zahlungstechnologien.
Dazu gehört ein ganzer Mix von alternativen Zahlarten, von SEPA-Lastschriftverfahren über Banküberweisungsmethoden wie Giropay und SofortÜberweisung bis hin zu Zahlarten für den Rechnungskauf wie billpay oder ratepay. Des Deutschen Faible für eine gute Mischung spiegelt sich in einem national weitverbreiteten Mischgetränk wieder: Spezi, ein Mix aus Cola und Orangenlimonade, der in den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Bayern erfunden wurde.
Israel, das im Jahr 1948 offiziell als Staat anerkannt wurde, ist nur wenige Jahre älter als Spezi. Obgleich der B2C-E-Commerce-Sektor einen Wert von 169 Millionen Dollar hat, ist der heimische Internethandel eingeschränkt, da viele israelische Konsumenten außer Landes einkaufen. Die ausgeprägte Startup-Szene des Landes lässt hingegen darauf schließen, dass man sich stark für lokale Gründer engagiert. Daher ist es vielleicht auch nicht verwunderlich, dass die Konsumenten am liebsten lokale Bezahlkarten benutzen, wie z.B. die Isracard. Und mit einem ähnlich hohen Einsatz für körperliche Aktivität lässt sich in Israel kaum ein besserer Durstlöscher vorstellen als eine natürliche Variante, beispielsweise israelischer Pfirsichnektar.
Die Türkei steht im Ruf ein Land zu sein, das Tradition und Fortschritt miteinander verbindet. Der B2C-E-Commerce-Sektor ist mit 7 Milliarden Dollar zwar relativ klein, 33% Kreditkartendurchdringung und hohe -gebrauchsraten lassen jedoch schon vermuten, dass die meisten Online-Transaktionen mit Karte abgewickelt werden. Das Festhalten an Traditionen zeigt sich an der Liebe des türkischen Volkes zu Uludağ Gazoz, einem kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränk, das ursprünglich mit Quellwasser aus dem Berg Uludağ hergestellt wurde.
In Südafrika findet man die Schätze eher unter der Erde als in einem Gebirgszug. Zwar kann das Land hohe Exportzahlen für Edelsteine, Mineralien und Gold aufweisen, sein B2C-E-Commerce-Sektor beläuft sich jedoch auf nur 3 Milliarden Dollar. Immerhin: 22 Prozent der Südafrikaner shoppen online. Von diesen 22 Prozent benutzen 28% ihre Mobiltelefone zum Einkaufen und zahlen bevorzugt mit Kreditkarten und E-Wallets. Und hat man nach einer heftigen Feier eine weniger weise Kaufentscheidung getroffen, so geht der Griff zu einer Dose Crème Soda. Dieses lokale (grüne, nach Vanille schmeckende) Getränk wird auch “Green Ambulance” oder “Crème Sober” genannt und gilt als Mittel der Wahl gegen Kater-Symptome.
Aber nicht nur in Südafrika greift man zu Erfrischungsgetränken, um sich am Morgen danach wiederzubeleben. Auch die Bewohner des Vereinigten Königreichs, dem letzten Halt auf unserer Tour, trinken gegen den Hangover an: Der schottische Softdrink Irn-Bru ist bekannt für seine regenerierenden Eigenschaften und bringt jeden wieder in die Lage, seinen Teil zum größten E-Commerce-Markt in Europa beizutragen: Insgesamt 30 Prozent aller E-Commerce-Transaktionen in der Region entfallen auf Großbritannien, dessen B2C-E-Commerce-Sektor 157 Milliarden Dollar schwer ist. Und auch wenn die Briten alternative Zahlungsmethoden wie zum Beispiel Skrill nutzen, so stammen die meisten doch nicht aus dem eigenen Land. Kredit- und Debitkarten sind nach wie vor die beliebtesten Zahlungsmittel.
Damit sind wir am Ende unserer Tour angelangt, und für Sie wird es wahrscheinlich auch höchste Zeit, an Ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Wir hoffen, Sie hatten Spaß bei unserem kurzen Blick auf einige der Alternativen, die unsere Welt zu bieten hat. Und wir hoffen, dass Sie etwas wirklich Leckeres gefunden haben, um Ihren Durst zu stillen!