Die Cloud ist mittlerweile so selbstverständlich geworden, dass viele Jugendliche den Begriff gar nicht mehr verwenden. Doch auch viele IT-Entscheider in Unternehmen glauben, dass der Begriff bis 2025 aussterben wird, so eine aktuelle Citrix-Studie.
Begriffe wie Cloud Computing und Cloud-Speicher könnte bald das gleiche Schicksal ereilen, wie die elektrische Straßenbahn. Dass die Trams mit elektrischem Strom betrieben werden ist heute selbstverständlich, niemand muss dieses Merkmal zur Unterscheidung erwähnen. Als die Städte damit begannen Oberleitungen durch ihre Straßen zu ziehen, um ihre Bahnen von Dampf- oder Pferdebetrieb auf Elektrizität umzustellen, sah das noch anders aus. Es war durchaus erwähnenswert, ob man eine altmodische Pferdebahn genutzt hatte, oder die moderne Elektrische.
In der digitalen Welt stehen wir mittlerweile vor einem ähnlichen Umbruch: Die Cloud war vor wenigen Jahren noch ein revolutionäres neues Konzept. Heute ist sie im privaten und beruflichen Alltag angekommen. On-premise- und Cloud-Lösungen zur Datenspeicherung existieren nebeneinander, as-a-Service-Anwendungen und konventionelle proprietäre Software werden gleichzeitig genutzt. Doch die Cloud könnte in Zukunft so selbstverständlich werden, dass der Begriff gar nicht mehr eigens erwähnt werden muss.
Je wichtiger die Cloud, desto unnötiger der Begriff?
Eine große Mehrheit (83,5 Prozent) der deutschen IT-verantwortlichen ist davon überzeugt, dass die Cloud entscheidend zum Geschäftserfolg hiesiger Unternehmen beiträgt. Andererseits sagen aber bereits 22,6 Prozent der IT-Entscheider, dass der Cloud-Begriff bis zum Jahr 2025 keine Rolle mehr spielen wird. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie, die Censuswide im Auftrag von Citrix durchführte. Das unabhängige Marktforschungsinstitut führte eine Online-Befragung unter 3.250 IT-Entscheidern aus Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern durch. Von den Teilnehmern stammen je 1.000 aus Deutschland und Frankreich, 750 aus dem Vereinigten Königreich und 500 aus den Niederlanden. Außerdem befragte das Institut zeitgleich 3.500 Jugendliche aus denselben Ländern.
Der Vergleich zwischen den vier Ländern zeigt: Im Durchschnitt glaubt mehr als jeder vierte IT-Entscheider (27,3 Prozent) an ein Verschwinden des Cloud-Begriffs bis 2025, in den Niederlanden sind es sogar 42,4 Prozent. Die Gründe für das bevorstehende Aussterben des Cloud-Begriffes sehen die deutschen IT-Verantwortlichen vor allem in der Selbstverständlichkeit der Cloud-Nutzung. 44,6 Prozent der Befragten aus dieser Berufsgruppe glauben, dass die Cloud einfach so alltäglich wird, dass es einfach keinen speziellen Begriff mehr dafür braucht.
In der parallel befragten Gruppe von Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sehen die Ergebnisse ähnlich aus. Fast zwei Drittel der jungen Leute (64,5 Prozent) halten Back-Ups von Daten und Fotos für wichtig. Online-Speicherlösungen halten 56,5 Prozent der Altersgruppe für wichtig. Den Cloud-Begriff an sich kennt jedoch nur ein gutes Drittel (34,4). Die Nutzung der Cloud-Technologien ist bei den Jugendlichen also schon ganz selbstverständlich, auch wenn sie den Begriff nicht alle in ihrem Wortschatz haben.
Was die Generationen Y und Z aus ihrem Privatleben als Selbstverständlichkeit kennen erwarten sie auch in ihrem späteren beruflichen Leben. Wenn Unternehmen diese jungen Leute als zukünftige Arbeitnehmer gewinnen wollen, müssen sie ihnen Lösungen für cloud-basiertes Arbeiten bieten – auch wenn es vielleicht schon bald niemand mehr so nennen wird.
Die Übergangszeit wird von hybriden Infrastrukturen geprägt sein
Im Gegensatz zur allgemein wahrgenommenen großen Relevanz der Cloud steht aktuell noch der Umfang ihres gegenwärtigen Einsatzes in deutschen Unternehmen. In der Citrix-Umfrage geben nur 44,7 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie mehr als die Hälfte ihrer Daten in der Cloud speichern. Der große Teil von 62,7 Prozent nutzt für seine Anwendungen und zum Speichern von Daten On-premise-Systeme, entweder neben der Cloud oder ausschließlich. In Frankreich speichern 51,4 Prozent der befragten Unternehmen ihre Daten mehrheitlich in der Cloud, in den Niederlanden sind es sogar 60,2 Prozent. Lediglich in Großbritannien fällt der Wert mit 37,2 Prozent geringer aus als in Deutschland.
Allerdings sagen auch 78 Prozent der deutschen Unternehmen, dass sie eine dezidierte Cloud-Strategie haben. Die große Mehrheit von 83,5 Prozent bezeichnet die Cloud darüber hinaus als wichtig für ihr Geschäft. Das spiegelt sich auch in den geplanten Investitionen wieder, mehr als die Hälfte der Befragten möchte innerhalb der nächsten zwölf Monate in SaaS-Technologien investieren.
Bei reinen Public Clouds sind unter deutschen Unternehmen immer noch Bedenken bezüglich der Datensicherheit weit verbreitet. So glauben 30,2 Prozent der befragten IT-Entscheider, dass öffentliche Cloud-Umgebungen ungeeignet sind, um vertrauliche Unternehmensdaten zu speichern. Bei hybriden Infrastrukturen fällt dieser Wert mit 22 Prozent wesentlich geringer aus.
Fazit: Gelungene Transformation erfordert gute Planung
Die große Mehrheit der deutschen Unternehmen hat die Bedeutung der Cloud für ihre zukünftige Entwicklung erkannt. Genauso wie ihre Mitarbeiter von morgen, gehen Unternehmen davon aus, dass die Cloud ganz selbstverständlich werden wird. Doch soweit ist es noch nicht, aktuell befinden wir uns mitten in einer Transformationsphase. Das zeichnet sich besonders dadurch aus, dass IT-Umgebungen zurzeit sehr oft durch hybride Infrastrukturen geprägt sind. So entstehen sehr komplexe Systeme. Ein positives Signal für die Zukunft ist, dass Unternehmen die Bedeutung der Cloud-Transformation erkannt haben und sich durch die Formulierung von Cloud-Strategien darauf vorbereiten.