“Wenn ein Informatiker einem Fremden erzählt, dass er mit Computern arbeitet, dann paart sich im Blick des Zuhörers eine ganz spezielle Mischung aus Mitleid und Respekt” zitiert silicon.de Blogger Frank Schiewer einen bekannten Schweizer CIO. Doch unser Experte weiß Rat.
Wie unterscheiden sich Informatiker und Betriebswirte? Der Manager glaubt, ein Kilobyte sind 1000 Byte, der Informatiker denkt, dass ein Kilometer 1024 Metern entspricht. Okay, dieses Beispiel ist vielleicht etwas plump. Wer die IT-Szene aber näher kennt, wird schnell und selbstkritisch feststellen können, dass an dem Klischee durchaus etwas dran ist. Das Merkwürdige: Weder sind es große kulturelle Hürden, die überwunden werden müssen, damit sich die beiden Fachleute verstehen. Noch braucht das Management unbedingt ein Informatikstudium, um in die Welt der CIOs eintauchen zu können. Es mangelt einzig und allein an einem sinnvollen, abteilungsübergreifenden Modus Operandi. Und diese Meinungsverschiedenheiten gehen sogar so weit, dass der bekannte Schweizer CIO Claude Roeltgen seine (traumatischen?) Erfahrungen darüber in Form eines Buches abgearbeitet hat: “Wenn ein Informatiker einem Fremden erzählt, dass er mit Computern arbeitet, dann paart sich im Blick des Zuhörers eine ganz spezielle Mischung aus Mitleid und Respekt.”
Unternehmen helfen allerdings weder Vorurteile noch Erlebnisberichte weiter, um dieses Dilemma aufzulösen. Was sie benötigen, sind professionelle Werkzeuge, um die beiden Welten miteinander erfolgreich zu synchronisieren. Jeder andere Ansatz ist zum Scheitern verurteilt. Darüber hinaus ist die IT heutzutage zu tief in den unternehmerischen Prozessen verankert, als dass man diesen Herausforderungen mit Bordmitteln begegnen könnte. Fakt ist, dass das Management in Geschäftsprozessen denkt und fragt, die IT der konservativen Schule aber meint, darauf mit technischen Antworten erwidern zu können.
Dabei ist die Zeit des “Königsreiches IT” längst vorüber. Einen messbaren Beitrag zur Wertschöpfung leisten ist das, was der CEO von seinem CIO erwartet. Dafür müssen die technologisch orientierten Teams den Fachabteilungen allerdings als verlässlicher Partner zur Seite stehen. Das gelingt nur dann, wenn etwa die Veränderungen des IT-Bedarfs über die Zeitachse in einem strukturierten Prozess festgehalten und nachverfolgt werden. Diese Entwicklung ist vergleichbar mit der Bürgerbeteiligung im politischen Raum, die in den vergangenen Monaten eine ungeahnte Dynamik entwickelt hat. In ähnlicher Art und Weise kann sich auch die IT nicht mehr auf Sätze berufen wie: “Das haben wir aber vor zwei Jahren so beschlossen!” Denn, wer konnte vor zehn Jahren beispielsweise bereits den Hype des Cloud Computing vorhersehen?
Ganz klar: Unternehmen benötigen stattdessen ein Business IT-Management. Ein Prinzip, das dafür bürgt, dass die IT die Geschäftsziele klar und ausdrücklich unterstützt. Dieser Ansatz verbindet ein umfassendes Verständnis des Business und seiner Strategie mit dem notwendigen Einblick in die bestehende Anwendungslandschaft sowie deren Planung und Weiterentwicklung. Vergleichbar ist diese Sichtweise mit der Entwicklung in der Automobilindustrie: Immer noch werden im Grunde simple Verbrennungsmotoren dafür eingesetzt, dass sich ein Fahrzeug überhaupt vorwärts bewegt. Allerdings ist der Anteil der Elektronik im Pkw seit Jahren gestiegen. Und der Umweltschutzgedanke wird vermutlich dafür sorgen, dass klassische Motoren und Getriebe bereits mittelfristig größtenteils ausgestorben sein werden. Es wäre angesichts dieser Tatsache allerdings grotesk, wenn deshalb die Mobilität grundsätzlich gefährdet sein würde. Ähnlich verhält es sich dabei mit der IT und der Fachabteilung: Das Unternehmen muss “rollen”, Sprachprobleme dürfen dabei aber keine Rolle spielen.