Warum Frankfurt einer der wichtigsten Standorte für das IoT und die Cloud ist, erklärt Holger Nicolay von dem Colocation-Anbieter Interxion. Die Bedigungen seien nirgends besser als in der Main-Metropole.
Aufgrund der immer schnelleren Weiterentwicklung von Technologien und Geschäftsideen müssen deutsche Unternehmen innovativ sein, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben. Dabei spielen im Rahmen der umfassenden Digitalisierung und Vernetzung insbesondere die Ansätze Industrie 4.0 und Internet der Dinge (IoT) eine große Rolle.
Studien zeigen, dass Deutschland im Bereich IoT bereits heute eine Spitzenposition einnimmt. Dies belegen auch aktuelle Beispiele großer US Unternehmen, die in den Standort Deutschland investieren. So entwickeln beispielsweise IBM und Microsoft in München verschiedene Innovations-Labore für Anwender im IoT-Bereich. Um die neuen Anwendungen zu vernetzen und das gewaltige Datenvolumen in den Clouds verarbeiten zu können, steigt auch der Bedarf an leistungsstarken Rechenzentren.
Sie sind die Motoren der Digitalisierung und in Frankfurt am Main stehen davon besonders viele. Genauer gesagt befinden sich mehr als die Hälfte aller deutscher Colocation Rechenzentren in oder in unmittelbarer Nähe der Mainmetropole. Die steigend wachsende Nachfrage nach zusätzlichen Datenkapazitäten hat zur Folge, dass die hier bestehenden Serverhallen erweitert und regelmäßig neue Rechenzentren gebaut werden.
Ohne hochmoderne, gut vernetzte und redundant ausgelegte Rechenzentren funktionieren weder die Digitalisierung noch deren Treiber Cloud Computing, Internet of Things und Big Data. Die Rekordnachfrage macht Data Center zu einem Top-Wirtschaftsfaktor in Europa: Die bedeutendsten Standorte sind Frankfurt, London, Amsterdam und Paris. Dort hat die Nachfrage nach RZ-Leistung den magischen Schwellwert von 100 Megawatt höchstwahrscheinlich schon erreicht, das prognostizierte Ende 2016 das Immobilienberatungsunternehmen CBRE. Allein in Frankfurt lag die im Jahr 2016 zusätzlich nachgefragte Leistung bei mehr als 30 Megawatt, damit ist die Mainmetropole der absolute Spitzenstandort für Rechenzentren in Europa. Und 2017 soll der Leistungsbedarf weiter um acht bis zehn Prozent wachsen.
Warum pulsiert Frankfurt?
Nirgendwo auf der Welt verbinden sich so viele Netzwerke miteinander und tauschen Daten aus wie in der Mainmetropole. Der weltweit größte Internetaustauschknoten DE-CIX wird in Frankfurter Rechenzentren gehostet und misst Spitzenverkehrsraten von bis zu 5,6 Terabyte pro Sekunde. Die zentrale geografische Lage in Europa macht Frankfurt zu einem wichtigen Gateway nach Mittel- und Osteuropa.
Auch die Interessengemeinschaft für digitale Wirtschaft der Rhein-Main-Region, “Digital Hub”, sieht Frankfurt in puncto digitaler Leistungsfähigkeit weltweit an führender Position: Hier seien die höchsten Übertragungsraten sowie die schnellsten Interkontinentalverbindungen nach USA und Hongkong möglich. Angelockt durch diese Infrastruktur formt mittlerweile eine große Anzahl an Cloud Service Providern, darunter auch die Großen wie Microsoft, Amazon Web Services, Oracle und IBM SoftLayer, den wichtigsten Cloud Hub Deutschlands in Frankfurt.
Von diesen Konnektivitäts-Vorteilen wollen viele Unternehmen profitieren: Die enorme Nachfrage nach Rechenzentrumskapazität wird dabei nicht nur durch Streamingdienste, Social-Media-Plattformen und andere rein digitale Anbieter getrieben. Auch klassische Industrien wie Banken, Versicherungen, Handel, Maschinenbau, Transport und Logistikunternehmen verlagern ihre IT-Infrastruktur immer häufiger in fremdbetriebene Rechenzentren.
Eine Marktstudie aus dem Jahr 2016 von Research in Action belegt, dass etwa 50 Prozent der heute von Unternehmen selbst betriebenen Rechenzentren in den nächsten 5 Jahren abgebaut werden sollen. Diese Infrastruktur verschwindet jedoch nicht, sondern wird zu spezialisierten Betreibern ausgelagert – dieses können Cloud-Anbieter, Managed Service Provider und auch Colocation Dienstleister sein.
Laut Studie mieten sich immer mehr Unternehmen mit den eigenen Servern künftig in einem hochmodernen Colocation-Rechenzentrum ein. Die Zahl der Colocation-Interessenten wird sich bis 2020 verdoppeln. Dagegen sinkt das Interesse an Managed Services und Outsourcing von jetzt 33,8 Prozent auf 24,8 Prozent in 2020. Die relevanten Anbieter für Housing Services – also Colocation – hat die Experton Group 2016 erstmals im “Infrastructure Services Vendor Benchmark” untersucht und bewertet (siehe Grafik). Die Anbieter, die es in den “Leader”-Bereich geschafft haben, betreiben ihre Rechenzentren größtenteils in Frankfurt.
Die besten Colocation-Anbieter ziehen auch die besten Cloud Provider an, daher sind die Bedingungen für eine erfolgreiche Digitalisierung in Frankfurt besonders gut. So profitieren die Kunden von extrem kurzen Latenzzeiten, robustem Betrieb und hohem Datendurchsatz. Allein durch die physikalische Nähe ist dies natürlich nirgendwo besser zu erreichen als in demselben Data Centre, das auch die Cloud-Anbieter nutzen.
Innovative High-Tech hat natürlich auch seinen Preis: Mittlerweile liegt der Stromverbrauch der Frankfurter Rechenzentren über dem des Flughafens Rhein-Main. Die Stromversorgung spielt auf der einen Seite eine entscheidende Rolle für die Ausfallsicherheit der Rechenzentren und damit auch für den Standortvorteil, den Frankfurt aktuell beansprucht. Dazu gehen einzelne Rechenzentrumsbetreiber bereits Kooperationen mit ortsansässigen Stromversorgern ein, um ihre Liegenschaften immer mit ausreichend Energie versorgen zu können. Auf der anderen Seite ist die Verantwortung der Anbieter hoch, wenn sie nicht als “Stromfresser” gelten wollen.
Die Nutzung von erneuerbaren Energien ist dabei nur ein Baustein für eine nachhaltige und umweltschonende Stromversorgung. Energieeffizienz lautet hierbei das Zauberwort. Die Nutzung von Strom, Fläche und Klimatisierung müssen so optimiert werden, dass Energie eingespart werden kann. Und nur durch diese Maßnahmen erhält sich Frankfurt ein nachhaltiges Image als innovativer digitaler Hub in Europa.