Jeder spricht heutzutage über Cloud, aber was bedeutet dies für die Supply Chain und hier insbesondere die Sichtbarkeit in den Lieferketten? Und befindet sich wirklich ein Großteil der Lösungen in der “Cloud”, oder ist das nur ein Marketing-Begriff? Diese Fragestellungen beleuchtet Christian Titze, Research Director bei Gartner, im silicon.de-Blog.
In einer kürzlich durchgeführten Marktstudie von Gartner (Herbst 2014, 32 Teilnehmer, verschiedene Industriesegmente, unterschiedliche Regionen) nannten 72 Prozent der befragten Unternehmen, dass Sie eine Cloud-Lösung für Supply Chain-Funktionen im Bereich der Lieferkettensichtbarkeit (Supply Chain Visibility) im Einsatz haben. Dabei muss man aber folgendes berücksichtigen:
- 38 Prozent der Befragten sind dabei eine “Multi-Tenant”-Lösung einzurichten, das heißt diese Lösungen bauen auf einer von allen gemeinsam genutzten Software-Plattform auf (wird auch als “Public Cloud” bezeichnet)
- Eine dedizierte Software-Plattform ist immer noch die bevorzugte Variante. Hierbei unterscheiden wir zwischen einem traditionellen Ansatz (28 Prozent, das heißt gehostet oder im eigenen Rechenzentrum) oder einer “Private Cloud” (34 Prozent der Implementierungen)
- Und sehr wichtig, die Adaption der Cloud hängt sehr vom individuellen Anwendungsfall ab!
Funktionalitäten im Bereich der Planung (SCP = Supply Chain Planning) werden traditionell auf einer dedizierten Software-Plattform aufgesetzt. Warum? Weil Planungsdaten unternehmenskritisch sind und von Unternehmen eben nicht einfach in die Cloud gestellt werden. Solch ein Ansatz bringt Vorteile in der Datensicherheit und Flexibilität in der Anpassung der Software. Allerdings birgt er auch Nachteile hinsichtlich mangelnder Skalierbarkeit, höheren Kosten und auch langsameren Implementierungsdurchlaufzeiten.
Im Gegensatz dazu ist der Bereich der “Execution” (SCE = Supply Chain Execution) – das sind die Bereiche Einkauf, Produktion, Vertrieb inkl. Logistik, und Service – offener für Cloud-Lösungen. Hier liegen 90 Prozent der Anwendungen in der Cloud. Aber Achtung! Davon befinden sich die Hälfte in einem Private Cloud-Umfeld, das heißt wieder auf Basis einer dedizierten Software-Plattform.
Welche sind nunmehr die Bereiche wo Cloud als Betriebsmodell am meisten eingesetzt wird? Die alten Bekannten: eben die Lieferkettensichtbarkeit / Event Management aber auch in den Bereichen Transportmanagement, Lagermanagement, und Einkauf bzw. Sourcing.
Was sagt uns all das? Man soll sich den Charakteristika von Cloud-Lösungen bewusst sein, und immer den Aspekt der technologischen Grundlage (Tenancy) im Hinterkopf haben. Ja, Cloud bietet Vorteile in der Skalierbarkeit, von schnelleren Implementationen, geringeren Kosten (aber Achtung, wichtig ist die Kalkulation eines ROI über 5 bis 8 Jahre, eventuell wendet sich das Blatt hier), und vor allem einem flexibleren Preismodell zusammen mit dem finanziellen Aspekt. Wobei wir hier nicht über Finanzinvestments (Capital Investments) sondern hauptsächlich von betriebsbedingten Kosten (Operational Expenses) sprechen.
Abschließend noch ein Paar Empfehlungen für Sie:
- Wägen Sie die Vor- und Nachteile von dedizierten versus gemeinsam genutzten Software-Plattformen ab, und stellen Sie nicht nur den Kostenaspekt in den Fokus
- Wählen Sie das Model aus, welches zu Ihrer internen IT-Strategie und dem jeweiligen Anwendungsfall für Lieferkettensichtbarkeit am besten passt
- Seien Sie offen für Cloud-Anwendungen, aber stärken Sie Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten, um die richtige Auswahl und Entscheidung zu treffen.
Interessant. Gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen kann die Private Cloud durchaus helfen, ich habe bei meinem Fotostudio etwa eine NAS von WD (die EX4100) im Einsatz und zusammen mit der App von MyCloud steht das Dropbox und Co kaum nach – und die Daten sind weiterhin bei mir. Sehr praktisch und leicht einzurichten.