Heinz Paul Bonn

ist Gründer des Kölner ERP-Spezialisten GUS Group. Der Buchautor und Blogger ist Ehrenmitglied und Vorsitzender des Forums Mittelstand im BITKOM.

Ich bin doch nicht BYOD!

silicon.de-Blogger Heinz Paul Bonn hat frappierende Parallelen zwischen IBM Anfang der neunziger Jahre und Microsoft im Jahr 2013 entdeckt. Bonn weiß auch die Antwort auf die Frage, warum Microsoft nicht mehr sexy ist. Der Konzern sei zu lange und zu intensiv mit IT-Managern zusammengesteckt.

Anfang der neunziger Jahre fühlte sich IBM vom Markt ungeliebt. Big Blue hatte zwar noch das Ohr der IT-Manager im Unternehmen, die unverändert und bereitwilligst die Schecks für den nächsten Mainframe-Upgrade unterschrieben. Aber der gemeine Consumer hatte mit IBM nichts mehr am Hut. OS/2 war kein Enduser-Betriebssystem, sondern irgendwie eine Schmalspurversion jener Systemsoftware, die die Mainframes steuerte: MVS. Wer wäre schon auf die Idee gekommen, zu Hause ein überteuertes PS/2 mit OS/2 aufzustellen. Doch höchstens die Big Blue Die Hards!

Anfang dieser Woche lud Microsoft die IT-Manager nach Las Vegas ein, um ihnen die Schönheiten der Corporate-IT zu präsentieren – so Sachen wie System Center Configuration Manager Service Pack (Werkzeug zur zentralisierten Verwaltung von Hard- und Software) oder User State Migration Toolkit (ein Kommandozeilenprogramm, um Benutzerdateien und Benutzereinstellungen von einem Windows-Computer zu einem anderen zu übertragen). Ja, um der Wahrheit die Ehre zu geben, auch die jüngste Betaversion der Virtual Machine für Windows Azure wird präsentiert – also doch immerhin auch Cloud Computing.

Aber wer heute sein eigenes Endgerät mit in die Firma bringt und dann eine Integration mit der Welt der Unternehmensdaten wünscht, der kommt nun mal nicht typischerweise mit einem Windows-Gerät daher, sondern mit einem System für Android, iOS oder BBOS. Die jüngsten Zahlen aus den Märkten für Smartphones und Tablets sind niederschmetternd – nicht nur für Microsoft, sondern vor allem für IT-Manager. Sie müssen sich damit beschäftigen, dass die BYOD-Welle sie nicht überrollt. Bring Your Own Device heißt heute vor allem: Schlepp was anderes als Windows an.

Die Parallele könnte nicht frappierender sein. Was IBM mit OS/2 misslang, scheint Microsoft mit Windows 8 in den Sand zu setzen. Nach dem herben Einbruch bei PC-Stückzahlen im vergangenen Jahr auf zwar immer noch beeindruckende 341 Millionen Einheiten, sehen Gartner und IDC zwar eine leichte Erholung für 2014. Aber spätestens 2017 soll der PC-Absatz um weitere 20 Prozent auf dann noch 270 Millionen Stück zurückgegangen sein. Und schlimmer noch: Das Wachstum von zuletzt 20 Prozent bei mobilen Endgeräten für Windows 8 ist bei deutlich geringeren Basiswerten alles andere als ein Ausgleich für diese Erosion bei Marktanteilen.

Und wenn im Unternehmen weiterhin Microsoft-Produkte eingesetzt werden, so sperren sie den besonderen Touch, der mit der Gestensteuerung von Windows 8 verbunden sein könnte, an den Werkstoren aus. Auf dem Firmengelände wird getippt – und zwar auf der Tastatur – und nicht angetippt – auf dem Bildschirm. Und das bedeutet, dass Windows 7 hier noch lange fröhliche Urständ feiern wird – oder aber Windows 8 in seiner rückwärtsgewandten Variante. So wie OS/2 auch einen Windows-Modus kannte, kennt Windows 8 einen Tasten-Modus. Tasten im Sinne von Tastatur, nicht im Sinne von Berühren.

Wie IBM in den neunziger Jahren steckte Microsoft zu lange und zu intensiv mit den IT-Managern zusammen, statt den Trend auf der Straße zu verfolgen. Aber die IT-Manager sind nur so lange gegenüber ihrem Lieferanten loyal, wie sie damit nicht in Konflikt mit ihren Anwendern geraten. Die aber wollen was anderes als Corporate-IT der kleinen Schritte. Sie wollen Mobilität und Modernität. Sie wollen vielleicht ihr Reporting auf dem Ultrabook erfassen. Aber ihre Mails checken sie längst woanders.

Microsoft ist nicht BYOD. Microsoft ist so sexy wie IBM in den neunziger Jahren. Aber der damalige Schock hat Big Blue gut getan. Jetzt muss er auch Microsoft treffen – möglichst heilsam.



  1. “Der Konzern sei zu lange und … zusammengesteckt.”
    Oh… Wenn das das Deutsch eines Buchautors ist, schade…

    Inhaltlich:
    Wer mit IT ARBEITEN will/muss, braucht eine Tastatur. Punkt.
    Alles andere ist wohl eher der Wunsch, dass “seine” Beschäftigung mit solchen Geräten als Arbeit gedeutet wird…

    BYOD funktioniert, wenn sich die Admins (!) drauf einlassen, mit dem BS des Arbeitsplatzrechners hat das wenig zu tun… in einer Firma läuft das Wichtige ‘eh auf Server und die unter Unix/Linux/

    naja…

    m2ct, der snape

  2. Totaler Quatsch! Das solch eine “Instanz” (Hr. Bonn) so etwas verfassen kann. Die IT dient immer noch der Unterstützung in erster Linie der Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Die dafür notwendigen Programme werden auch in Zukunft nicht mit einem Tablet welchen BS’s auch immer bedient werden können. BYOD wird immer nur in Nischen eines Unternehmens eingesetzt werden können.