Angesicht der vielen Tablets und Smartphones, die Weihnachtsmann und Christkind in diesem Jahr unter die Christbäume legen werden, macht sich silicon.de-Blogger Eugen Gebhard Sorgen. Denn die aktuelle Infrastruktur sei dem Breitbandbedarf der damit verbundenen Multimedia-Apps und –Dienste kaum noch gewachsen.
Der rasant steigende Absatz von Smartphones und Tablet-PCs wird sicher dazu führen, dass auch dieses Jahr wieder viele dieser mobilen Endgeräte unter den deutschen Weihnachtsbäumen liegen werden. Damit einher gehen wird auch der Anstieg von mobilen Multimedia-Anwendungen wie Apps, mobile Videodienste in HD-Qualität oder auch cloud-basiertes Online-Gaming, denn gerade dafür sind Smartphones und Tablets ja wie geschaffen – egal, ob nun zum privaten Vergnügen oder für berufliche Zwecke. Diese Entwicklungen stellen die Mobilfunknetze allerdings vor große Herausforderungen, denn damit wird auch die Bandbreite stark beansprucht, die mit der aktuellen Infrastruktur über kurz oder lang in die Knie gehen wird.
Deshalb ist es zwingend notwendig weiterhin in den Ausbau der Netze zu investieren. Besonders die Versorgung mit dem neuen Standard LTE ist dabei ganz wichtig, denn der Erfolg solcher multimedialen Anwendungen für den privaten, aber auch den beruflichen Gebrauch hängt von der Anwendererfahrung ab – und das ist genau der Punkt, an dem die Netzwerk-Konnektivität ins Spiel kommt. Denn nur wenn diese schnell und ohne Unterbrechungen gegeben ist, gibt es auch ein positives Nutzungserlebnis.
Wichtig für diese Konnektivität ist vor allem das Backhaul, das die Basisstationen mit dem Kernnetzwerk verbindet und so entscheidend für Bandbreite und Latenzzeiten und damit für die ganze Qualität der mobilen Internetnutzung ist.
Die Anforderungen, die LTE an das Backhaul stellt, sind anders als bei den 3G-Vorläufern, als die Funktionalitäten der Basisstationen aus der UMTS-Architektur abgeleitet wurden. LTE dagegen setzt zwei zentrale Verbindungstypen ein, um die Anzahl der Netzknoten und Schnittstellen zu verringern. Außerdem werden die Basisstationen logisch geordnet und nicht mehr nur mit dem Core-Netzwerk verknüpft. So werden die Signalisierungsmeldungen zwischen Basisstation und Core-Netzwerk reduziert. Das beschleunigt den Verbindungsaufbau und die Latenz- sowie Verbindungszeit. Bei Echtzeit-Anwendungen gibt es damit kaum einen Unterschied zu kabelgebundenem Breitband. Die gute Übertragungsqualität führt aber auch zu einem exponentiellen und sich sogar noch weiter beschleunigenden Nutzungszuwachs bei den IP-basierten Anwendungen.
Im Vergleich zum 3G-Netz muss das Backhaul also nun viel mehr Daten verarbeiten. Dafür ist aber nicht nur eine größere Bandbreite nötig, sondern auch die Möglichkeit der paket-orientierten Datenübertragung. So kann Traffic priorisiert werden, damit beispielsweise Sprachdaten, die ein deutlich geringeres Übertragungsvolumen haben, oder wichtige Anwendungen, die auf konsistente Übertragungsraten angewiesen sind, nicht durch Multimedia-Applikationen beeinträchtigt werden.
Die Antwort auf diese Herausforderung? Carrier Ethernet – für eine kosteneffiziente und skalierbare Architektur, die es erlaubt, die Kosten zu kontrollieren und dennoch auch modernste Anwendungen zu unterstützen. Ausreichend Kapazität und Ausfallsicherheit im Backhaul sind außerdem essentiell, um die zusätzliche Nachfrage nach Bandbreite zu befriedigen.
Auch unterschiedliche Anforderungen, die durch die gleichzeitige Kommunikation zwischen den Basisstationen und der Verbindung zum Core-Netzwerk entstehen, sind nicht mehr problematisch: Carrier Ethernet unterstützt mehrere Serviceklassen, so dass sich über das Backhaul bei Bedarf auch verschiedene Performance-Werte steuern lassen. Die Unterscheidung verschiedener Datenverkehrsklassen, das Identifizieren von mehreren Mobilfunkanbietern an einem Zugriffspunkt oder sogar von unterschiedlichen Funkstandards ein und desselben Betreibers sind weitere Vorteile, die das Backhaul im Carrier Ethernet ermöglicht.
Komplexe Multimedia-Applikationen sind für Mobilfunkanbieter außerdem ein Zukunftsmarkt. Die Betreiber müssen deshalb prüfen, wie sie ihre Netze ausbauen können, um den steigenden Bandbreitenanforderungen zu begegnen und gleichzeitig die Kosten im Griff behalten zu können. Um bandbreitenintensive Dienste zu ermöglichen, müssen die Backhaul-Komponente optimiert und die Mobilfunksendemasten mit den Core-Netzwerken verbunden werden, denn diese haben besonders großen Einfluss auf die Verbindungsqualität. Eine gute Basis wird nicht nur aktuelle Engpässe in den 3G-Netzwerken beseitigen, sondern auch die Einführung des LTE-Standards erleichtern.
Wenn die Netzwerkinfrastruktur, die diese Dienste erst ermöglicht, nicht mit dem Nutzungsverhalten Schritt hält, können Nutzer die neuen Möglichkeiten nicht (voll) ausnutzen. Wenn Netzwerkanbieter also vermeiden wollen, Kunden an Wettbewerber zu verlieren, die einen schnelleren und stabileren Service bieten, müssen sie bereits heute die richtigen Schritte einleiten.