Es ist noch ein langer Weg, bevor wir social sind. Heute Morgen hatte ich wieder ein diesbezügliches Aha-Erlebnis. Zwei Kollegen, beide promoviert und wirklich geschätzte Freunde, schickten unabhängig die E-Mail Kannste mir bitte mal Deine Präsentation XYZ zukommen lassen, nein zumailen. Die beiden haben diese Mail im natürlichen, tief verhafteten Impuls und Verhaltensmuster der E-Mail-Generation geschrieben (und ich frage mich gerade, ob ich es nicht auch manchmal tue und erröte dezent).
Im Zeitalter von Social Business, im Zeitalter der Shareaholics sollte es ganz natürlich sein, dass solche Präsentationen geteilt werden. Natürlich hatte ich sie intern als Files in IBM Connections abgelegt, im editierbaren OTP-Format, so dass Kollegen die Inhalte und Folien natürlich wiederverwenden können. Da beide Foliensätze auf öffentlichen Veranstaltungen gehalten wurden, stehen sie natürlich auch den Zuhörern nach dem Vortrag (und der Allgemeinheit) auf Slideshare öffentlich zur Verfügung.
No fingerpointing. Es sind einfach eingefahrene Verhaltensmuster, die bei jedem oder zumindest vielen von uns durchkommen. Wer mit E-Mail groß geworden ist und sie seit Jahren nutzt, ist gewohnt Informationen per E-Mail anzufordern und auch zu verteilen. Am oben genannten Beispiel lassen sich aber auch sehr schön die Nachteile der E-Mail-Kommunikation verdeutlichen. Eine der Präsentationen hat 28 MB, die andere 18 MB. Auch in der IBM haben die Mailboxen eine Größenbegrenzung. Nun stelle man sich noch vor, man verteile die Präsentationen an mehrere Empfänger, intern, extern. Aber der Speicherverbrauch und lange Übertragungszeiten sind nur ein sekundärer Effekt. Wesentlicher ist es, dass das Teilen von Informationen ein ganz natürlicher Vorgang wird und dass die Kollegen auch davon ausgehen und erst dann eine Mail schicken, wenn sie die Dateien nicht
über unser “Corporate Facebook” finden.
Dieser Tage habe ich es in einem Tweet gelesen: “Need to know” is replaced by “Need to share.” Hier findet ein wesentlicher Paradigmenwechsel statt und das Teilen von Informationen muss ganz natürlich werden. Technisch hilft dabei ein “Corporate Facebook”, wie wir es intern in der IBM mit Connections einsetzen. Es erleichtert das Sharen und vor allem Finden vielfältiger Informationen. Der Zugang zu den Informationen ist vielfältig. Er kann über Personensuche und das soziale Profil erfolgen. Dort finde ich alle Blog- und Wiki-Einträge eines Benutzers, seine Lesezeichen, die Dateien die sie oder er teilt, Aktivitäten, an denen die Person mitarbeitet und die Communities, in denen ein Kollege aktiv ist. Der Einstieg kann auch über Communities erfolgen, in denen sich IBM’ler zu einem Interessengebiet zusammengefunden haben, nationale deutsche und deutschsprachige Communities
wie auch weltweite Communities.
Der Zugriff kann über die Tag Cloud, die Begriffe, mit denen Beiträge jeglicher Art verschlagwortet wurden. Oder aber man geht über Empfehlungen, den Like-Button im “Corporate Facebook”. Die am meisten empfohlenen Informationen sind potentiell diejenigen, die besonders inhaltsschwanger sind. Und natürlich kann man auch ganz normal suchen – und finden. Daneben gibt es im “Corporate Facebook” auch die Wall, das schwarze Brett oder den Informationsfluss, in dem die Informationen à la Twitter zusammenlaufen. Ich sehe dort, was die Kollegen tun, mit denen ich vernetzt bin, welche Dateien sie sharen, welche Blogbeiträge sie schreiben und vieles mehr.
Diese Wall – oder wir nennen es auch Activity Stream – ist die Funktion, die am meisten an Facebook erinnert und mit dem geänderten Kommunikationsverhalten insbesondere der jüngeren Generation konform geht. Und bei aller Bedeutung der gerade geschilderten Technik ist das Kommunikationsverhalten, das ganz natürliche Teilen von Informationen nicht nur besonders wichtig, es ist unverzichtbar. Es muss latent erlernt und praktiziert werden, wie mein E-Mail-Beispiel dokumentiert. Nicht die einzelne Datei ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir bewegen uns unaufhaltsam in ein Zeitalter, wo die Person und deren Willen, Wissen zu sharen in den Mittelpunkt rückt und erfolgskritisch ist.