Der Fisch stinkt vom Kopfe her, dieses Sprichwort verliert auch in Zeiten von neuen Medien nicht seine Gültigkeit. So lässt sich Joachim Haydeckers jüngster Blog zusammenfassen. Wenn die Möglichkeiten der neuen Technologien nicht auch durchgängig genutzt werden, dann bringen auch die besten Tools keinen Mehrwert.
H.P. Bonn beschreibt in seinem Blogartikel auf silicon.de seine Eindrücke von der IBM World Partner Conference in Las Vegas. Er stürzt sich auf die neue Sau bzw. das neue Schlagwort, dass aktuell durch das Dorf getrieben und hochgepuscht wird: “CAMS”. Dahinter verbergen sich die Technologien “Cloud”, “Analyse”, “Mobility” und natürlich “Social”. Da die IBM mit ihrem Produktportfolio die ganze Breite abdeckt, reiten sie natürlich vorne weg.
Jeder sucht sich aus Beiträgen in Artikeln oder Blogs seine Lieblingsaussage heraus und kann dann den Artikel so interpretieren, wie es einem selbst am angenehmsten ist. Mir ist vor allem dieser hier nach dem ersten Überflug im Gedächtnis geblieben:
“Weder die Altherren-Riege der IBM-Redner, noch die (…)Partner-Vertreter haben in mir das Gefühl bestärkt, dass die Herausforderungen, die mit Cloud, Big Data, Mobilität und sozialen Medien verbunden sind, tatsächlich noch nicht verstanden wurden. Ein neues Schlagwort – CAMS – allein genügt da nicht.”
Gerne gebe ich dem Autor an dieser Stelle Recht, auch wenn ich den Fokus auf die alten Herren nicht so eng begrenzt sehe. Ich erlebe immer wieder Beton in den Köpfen, das zuverlässig nachwächst. Sprich, auch junge Kollegen, frisch von der Ausbildung, haben ein vorgefertigtes Bild im Kopf, das eher an Beton, denn an einen weiten, flexiblen und modernen geistigen Horizont erinnert. Dafür trifft man immer wieder gestandene Mitarbeiter, die ihre Lebenserfahrung nutzen, um über den Tellerrand zu sehen und entsprechend handeln.
Aber nun zur Aussage in diesem Abschnitt. In vielen Blogbeiträgen, Artikeln und Präsentationen aus den oben genannten Themenbereichen geht es immer um die Notwendigkeit des Wandels in den Unternehmen, die sich mit den CAMS-Themen auseinander setzen und entsprechende Plattformen einführen wollen.
Das ist zu kurz gegriffen. Der Wandel fängt beim Hersteller und auch den Partnern an. Bereits bei der Entwicklung müssen diese neue Welten, die in allen vier Buchstaben stecken und vor allem gelebt werden. Beispiele: Ein Zusammenstöpseln verschiedener, sprich inhomogener Produkte reicht nicht aus um die Versprechungen einzulösen – hieraus ergeben sich nur kurzfristigen Erfolge, dafür aber langfristig verbrannte Erde. Auch das einfache hinzufügen eines Activity Streams oder einer Blogfunktion in ein bestehendes Produkt macht eine Anwendung und die dazugehörige Firma noch nicht “Social”.
Was hilft ein Reporting, wenn das Ergebnis nur lautet, dass jeden Tag mehr darauf zugreifen. Dafür aber Aussagen darüber fehlen, warum jemand zugreift, welche Ergebnisse erzielt werden und ob die vielen Klicks nicht einfach nur durch ein schlechtes Userinterface zustande kommen. Wenn die Cloud nicht die Prozesses des Unternehmens abbilden kann und nur dazu dient, die Kosten (beim Hersteller) zu senken und die Kundenbindung über das notwendige Maß verlängert werden soll.
Kommen wir weiter zum Marketing und Vertrieb. Oftmals bei vielen Herstellern und Partnern einfach nur gruselig. Es ist immer wieder eine große Herausforderung brauchbare Informationen über das Unternehmen und das Produkt zu erhalten. Meist findet oder erhält man auf Nachfrage nur wohlklingende Versprechungen: Die Produktivität erhöht sich, das Wissen im Unternehmen vermehrt sich extrem und die Zukunft ist gesichert. Wenn dann die Fragen konkret werden, trifft man wieder auf die alten und ausgetretenen Pfade: Präsentationen erfolgen im reinen Präsentations- und Screenshotmodus und selten auf den Plattformen (ist sicherer, falls das WLAN zusammenbricht)! Social wird gepredigt, aber nicht gelebt! Planen sie den Erwerb noch in diesem Quartal!
Und zum Schluss mein Lieblingsleid: Die Konferenzen, Tagungen und Messen, auf denen die neue Welt in seiner alten, statischen und frontalen Form präsentiert wird. Häufig hat man das Gefühl, dass (weiterhin) nach dem folgenden, bewährtem Motto verfahren wird: “Verkauft dem Kunden das neue Zeug, aber überfordert ihn nicht mit der Realität! Und wenn er doch nachfragt, tut so interaktiv und authentisch wie möglich”
So könnte man den roten Faden weiterspinnen und den Herstellern, aber auch den Partnern nachdrücklich empfehlen: “Bewegt euch erstmal selber, bevor ihr eure Kunden dazu auffordert. Wandelt euch, lebt es vor im Ganzen und nehmt Eure Kunden mit auf diesen neuen, anderen Weg.”