Hartmut Thomsen

ist seit Sommer 2012 Geschäftsführer der SAP Deutschland SE & Co. KG

Potenziale von Big Data über alle Grenzen

“Was hat die Erkundung des Weltraums mit Big Data und unserem täglichen Leben auf der Erde zu tun?”, fragt Hartmut Thomsen, Geschäftsführer von SAP Deutschland. Die Antwort: Ohne die Raumfahrt hätten wir beispielsweise kein GPS im Auto und keine präzise Wettervorhersage – geschweige denn, eine Wetter-App.

Die stetig wachsenden Datenmengen, die von immer mehr Geräten auf der ganzen Welt erhoben werden, sind für den Einzelnen so wenig verständlich, wie die Unendlichkeit des Universums. Es bedarf technologischer Innovationen im Hardware- und besonders im Softwarebereich, um sie begreifbar und vor allem nutzbar zu machen. Dasselbe gilt für Unternehmen: auch sie benötigen die richtigen Technologien, um das volle Potenzial von Big Data zu erschließen.

Dabei geht es für Unternehmen heute nicht darum, Daten lediglich zu erheben und grob zu verarbeiten, sondern es geht darum, sie in gehaltvolle Informationen umzuwandeln um damit fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen oder diese Informationen in neue Geschäftsmodelle umzumünzen. Es gilt, die IT, die Mitarbeiter und damit das gesamte Unternehmen von der Aufgabe der Datenverarbeitung soweit wie möglich zu befreien, indem rein administrative und repetitive Prozesse automatisiert werden. So können Unternehmen mehr Ressourcen für Innovationen verwenden.

Diese Entwicklung bedeutet allerdings auch, dass Daten in Zukunft vermehrt auch außerhalb der Unternehmensgrenzen erhoben und in die eigenen Geschäftsprozesse eingebunden werden müssen. Die Kooperation mit den Erzeugern und Inhabern dieser Rohdaten wird damit immer wichtiger. Das erfordert eine Orchestrierung der Datenströme. Nur so lassen sich neue Anwendungen, Geschäftsmodelle und Prozesse realisieren, die das ganze Potential der Daten nutzen.

ESA und Münchner Rück kombinieren Daten für mehr Sicherheit

Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Rückversicherungsgesellschaft Münchner Rück, die auf Basis von ESA-Daten einen neuartigen Service für ihre Kunden bietet. Der von der ESA und SAP entwickelte Earth Observation Analysis Service kombiniert die präzisen und aktuellen Erdbeobachtungsdaten der ESA mit den Informationen der Münchner Rück. Dadurch lassen sich einfacher Informationen gewinnen, um auf Grundlage historischer und aktueller Daten potenzielle und künftige Entwicklungen von Waldbränden voraussagen.

Mit dem neuen Service kann die Münchner Rück die Kosten und Risiken von Waldbränden genau berechnen und sogar bestimmen, mit welcher Wahrscheinlichkeit es in Zukunft wo zu Waldbränden kommen wird. Auf diese Weise kann sie die Kosten für die Versicherungsgesellschaften, die die Münchner Rück versichert, gering halten.

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Die Lösung ist auch für Unternehmen und behördliche Einrichtungen aus anderen Branchen einsatzbar, beispielsweise in den Bereichen Landwirtschaft, Bergbau, Versorgung oder Handel. Sie können die durch den Service bereitgestellten Schnittstellen nutzen, um aus Satellitendaten zuverlässige Erkenntnisse für die Risiko- und Kostenminimierung zu gewinnen. Durch den kontinuierlichen Zugriff auf historische und Echtzeit-Satellitendaten aus aller Welt sind sie in der Lage, bessere Entscheidungen zu den elementaren Themen ihrer jeweiligen Branche zu treffen.

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Wie man gefährliche E-Mails identifiziert

Gefälschte E-Mails enthalten häufig Viren oder andere Angreifer. Oft sollen auch private und sensible Daten gestohlen werden. Anhand weniger Kriterien lassen sich gefährliche E-Mails jedoch schnell erkennen.

Beispiele hierfür sind Planungen zur Verlegung neuer Stromtrassen, einer neuen Vertriebsstätte oder dem Einsatz des richtigen Düngemittels zur besten Zeit bei der Bewirtschaftung von Agrarflächen. Unternehmen, die Daten zu nutzen wissen, werden einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz erlangen, es werden neue Hightech-Jobs geschaffen, und das Leben der Menschen wird verbessert.

Bosch vereinfacht die Parkplatzsuche für Lkw

Auch auf der Straße erleichtern Datenkooperationen das Leben von Menschen und Unternehmen. So hat das Unternehmen Bosch Service Solutions vor kurzem die neue, in Zusammenarbeit mit SAP entwickelte Servicelösung Bosch Secure Truck Parking vorgestellt, mit der Lkw-Fahrer Parkplätze an Autobahnraststätten online reservieren können.

Auf der Grundlage der Technologien von Bosch und SAP entstand eine IoT-Lösung, die Menschen, Prozesse und Unternehmen miteinander verbindet. Sie ermöglicht es Parkraumbetreibern, freie Parkplätze anzubieten, die Fahrer entlang ihrer Route einfach und effizient reservieren können. Die Lösung sorgt für Sicherheit von Fahrern und ihrer Fracht, denn potenziell lassen sich so Schäden in Milliardenhöhe infolge von Unfällen durch verkehrsgefährdend geparkter Lkw und Frachtdiebstähle vermeiden.

Immer mehr Sensoren und Kameras sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, verlangen jedoch auch leistungsfähige IT-Systeme im Auto (Bild: Bosch).
Immer mehr Sensoren und Kameras sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, verlangen jedoch auch leistungsfähige IT-Systeme im Auto. (Bild: Bosch)

Diese Beispiele zeigen, was heute bereits möglich ist. Sie verdeutlichen auch, wie wichtig es für Unternehmen ist, den Anschluss an die digitale Zukunft nicht zu verlieren. Die Fähigkeit, zahlreiche Datenquellen zusammenlaufen zu lassen, muss stets durch einen konkreten Anwendungsfall untermauert sein, um Daten in sinnvolle Auswertungen und wertvolle Einblicke für Geschäftsentscheidungen zu verwandeln. Kooperationen über Unternehmensgrenzen hinweg weisen hier den Weg in die Zukunft – ganz ähnlich wie die Kooperation verschiedener Nationen bei der gemeinsamen Erforschung des Weltalls.