Salesforce.com als Frotend für SAP? Wie viel San Francisco passt nach München? Software oder Plattform? silicon.de-Blogger und ‘The Industrie Analyst’ Hassan Hosseini lässt eine überraschungsreiche Salesforce One World Tour in München noch einmal Revue passieren.
Etwa ein halbes Jahr nach der Kundenveranstaltung „Dreamforce“ von salesforce.com in San Francisco mit über 130.000 registrierten Teilnehmern fand nun die „Salesforce1 World Tour“ in München statt. Nicht, dass ich viel Neues erwartet hätte, aber mich machte die Ankündigung neugierig, Marc Benioff, Gründer und CEO von salesforce.com, würde die Eröffnungsrede halten. Denn egal ob man Kunde, Partner oder Mitbewerber ist, man sollte Persönlichkeiten wie Benioff zumindest einmal auf sich wirken lassen.
Beim Betreten der Halle erlebte ich die erste Überraschung. Der Aufbau der Halle schien eine Kopie der Halle in San Francisco zu sein – nur eben in klein. Die zweite Überraschung bereitete der japanische Musiker Yoshiki. Anscheinend hatte Benioff den befreundeten Musiker, der sich auf Europatour befand, kurzerhand am Abend vorher eingeladen, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich um einen öffentlichen Auftritt handeln würde. Das erinnerte mich an eine Dreamforce vor wenigen Jahren, als ein älteres hawaiianisches Paar vor der Eröffnungsrede ein Ritual abhielt. Benioff bringt immer wieder solche Überraschungen als Beispiele seiner Inspirationsquellen ins Spiel. Das muss nicht jedem gefallen, aber das macht ihn eben auch aus.
Weniger überraschend ging es weiter: Benioff schritt wie gewohnt durch den sternenförmigen Aufbau der Halle, begleitet von den Kameras und immer in greifbarer Nähe zu den Anwesenden. Schmunzeln musste ich jedoch, als die darauffolgenden salesforce.com Protagonisten die gleichen Bahnen in der Halle zogen wie ihr CEO.
Ein kleiner Höhepunkt war die Bekanntgabe der strategischen Partnerschaft mit der Deutschen Telekom. Im Grunde auch nichts wirklich Überraschendes, wenn man sich die bereits im März geschlossene Vertriebspartnerschaft mit T-Systems ansieht. Die vorerst auf fünf Jahre befristete Vereinbarung umfasst zum einen, dass T-Systems die Rechenzentrumsfläche für salesforce.com in Deutschland zur Verfügung stellt. Die Bedeutung des Serverstandorts für CRM-Anwendungen im SaaS-Modell hatten wir als erstes Ergebnis in unserer laufenden Umfrage bereits hervorgehoben. Zum anderen stehen salesforce.com mit der Telekom und T-Systems ca. 10.000 Vertriebsmitarbeiter zur Verfügung. T-Systems kann hier nicht nur ihre Top 400 Kunden ins Spiel bringen, sondern laut Michael Müller-Berg, SVP bei T-Systems, als ersten Ansatz auf ihr bereits aufgebautes Wissen und ihre Kunden im Automotive Bereich zurückgreifen.
Was bleibt sonst noch zu erwähnen? Markus Franke, CIO Coca Cola Erfrischungsgetränke AG, veranschaulichte, wie sein Unternehmen SAP als stabiles Backend und salesforce.com im Frontend anwendet, und fasste zusammen, dass SAP und salesforce.com zusammen mehr als 1+1 ergäben. Auf der Veranstaltung wurde dies den ganzen Tag über wiederholt und zeigte den Wandel vom Softwareanbieter hin zum Plattformanbieter. Unterstützt wurde dies von Joachim Schreiners Aussage, SVP EMEA Central, dass auf dem Markt noch die Wahrnehmung als CRM Anbieter vorherrsche, doch mittlerweile der größere Umsatz mit mobilen Applikationen und der Verbindung zwischen Backend und Frontend generiert würde.
Somit ließe sich die Frage stellen, worauf salesforce.com zukünftig mehr Wert legen wird – auf seine Softwareprodukte oder die Plattform? Zweifelsohne erlaubt die Plattform den Zugriff auf Anwendungen in Unternehmen über das CRM-Geschäft hinaus. Doch sollte nicht vergessen werden, dass salesforce.com in den vergangenen Jahren immer wieder strategische Akquisitionen im Bereich Software vorgenommen hat. So ist im CRM Bereich und darüber hinaus sicherlich weiteres Potenzial vorhanden.
Bei dieser Strategie fällt mir dabei spontan ein Slogan von Danone aus dem Jahr 2003 ein: „Früher oder später kriegen wir Sie!“