Im Schatte der olympischen Spiele liefert sich die Stadt London einen “inoffiziellen” Wettbewerb um die erfolgreichste Ausführung intelligenten Städteausbaus. Für Medaillen ist es noch zu früh, sagt silicon.de-Bloggerin Bettina Tratz-Ryan. In der Favoritenrolle sieht sie neben London und New York auch Frankfurt und Hamburg.
Während unsere Athleten bei den Olympischen Spielen in London um Edelmetalle ringen, fragen wir uns, ob die nachhaltige Ausrichtung der Spiele auch erfolgreich war. In der Vorbereitung der Abläufe der Wettkämpfe wie auch des Besucheransturms wurden im Vorfeld große Anstrengungen unternommen, um die Koordination nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig zu gestalten. Geleitet wurde dies vom London Organising Committee of the Olympic and Paralympic Games (LOCOG) in Zusammenarbeit mit der Stadt und öffentlichen Institutionen.
Das Nadelöhr der Verkehrsleitung – mit dem Ausbau der neuen “East London Line” für fast eine Milliarde Euro sowie dem Ausbau des Ostteils der Stadt – ist eine der großen Herausforderungen, die London gut gemeistert hat. Mit Hilfe von IT-gesteuerten Kommunikations- und Managementsystemen können Verkehrsabläufe in Abhängigkeit vom Volumen in Echtzeit gelenkt werden, um Luftbelastung und Verschmutzung zu reduzieren. Zur olympischen Halbzeit ist laut Medien das große Verkehrschaos ausgeblieben – viele Londoner benutzen die öffentlichen Verkehrsmittel oder bleiben der Stadt fern. Auch die Umweltkriterien werden eingehalten.
Dabei stellt sich automatisch die Frage, wie der Erfolg eines nachhaltigen und intelligenten Städteausbaus langfristig gemessen werden kann. In den meisten Fällen wird der Umbau zu einer “smarten” und integrierten Stadt von großen Ereignissen angestoßen (siehe “Predicts 2012: Embryonic Smart City Processes Point to Opportunities”), mit langfristigen Zeithorizont. Ein Beispiel für eine Stadt mit ganzheitlichem Ansatz ist New York, deren Bürgermeister Bloomberg am 3. August 2012 die ersten Ergebnisse seines nachhaltigen Stadtplans PlaNYC vorgestellt hat.
Die Vergleichsdaten im Bereich Energie-Effizienzen belegen, dass eine energieeffiziente Sanierung großer Gebäude einen positiven Effekt zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen (THG) einer Stadt mit sich bringt. Vor allem in Großstädten stellt die Umsetzung derartiger Pläne aber auch eine Herausforderung dar. In Frankfurt wird erfolgreich ein Passivhausbau auch für Hochhäuser, Wohneinheiten und Schulen (siehe “Infopaket Passivhäuser” auf Frankfurt.de) praktiziert und von der Stadt gefördert. T-City Friedrichshafen (siehe “Deutsche Telekom Delivers Intelligent City Services”) hat Smart Homes mit Energieversorgung und erneuerbaren Energien sowie einem Smart Grid kombiniert. Wichtig für die Ausführung dieser Pläne ist, dass eine Führungsstelle die Koordination der intelligenten und nachhaltigen Projekte und Prozesse übernimmt, um so auch eine einheitliche Ermittlung und Darstellung der Messdaten der Umwelteinflüsse zu gewinnen. Auch hier sind IT-Systeme gefragt, die solche Daten und Informationen auch im Sinne der Bürger und Geschäftswelt auswerten können und für Interessierte über Internet-Portale zugänglich machen.
Besonders interessant ist, dass sich viele Städte in verschiedenen Organisationen wie Covenant of Mayors oder C40 zusammenschließen, um ihre Erfahrungen in der Planung oder Durchführung des intelligenten Städteausbaus auszutauschen. Neu ist zudem, dass es neben diesem Austausch einen “inoffiziellen” Wettbewerb um die erfolgreichste Ausführung derartiger Pläne gibt. Noch kann man keine Medaille vergeben, aber Städte wie London, Frankfurt, Hamburg oder New York haben sich sicherlich qualifiziert.