Markus Nispel

ist als VP Solutions Architecture von Extreme Networks der Experte für strategische Netzwerkthemen.

Turbo fürs Wireless LAN – mit einigen Startschwierigkeiten

Ein neuer Wi-Fi-Standard verspricht große technologische Schritte. Allerdings bedeutet die Einführung von 802.11ac, wie silicon.de-Blogger Markus Nispel erklärt, nicht nur leistungsfähigeres WLAN, sondern auch Änderungen an der Infrastruktur.

Mit der 5. Wi-Fi-Generation, dem noch nicht offiziell verabschiedeten IEEE-Standard 802.11ac, ist ein echter Technologiesprung in Sicht. Mit ihm sind dank einer Vielzahl von neuen und verbesserten technischen Features nun erstmals auch Gigabit-Geschwindigkeiten über Funk möglich. Dies führt dazu, dass zukünftig große Teile der Client Access-Infrastruktur ausschliesslich via Wireless LAN bedient werden können.

Doch der neue Standard stellt auch große Herausforderungen: Um diese hohen Geschwindigkeiten nutzen zu können, werden zum Beispiel prinzipiell mehr Access Points (APs) als bislang nötig sein – zu einem geschuldet der Tatsache, dass ausschließlich der 5 Ghz Bereich genutzt werden kann und dort die Abdeckung gegenüber 2.4 Gbhz geringer ist, zum Anderen sind einige Funktionen wie verbesserte Modulationsverfahren nur sehr nah (wenige Meter) am Access Point wirksam. Zu allem Überfluss werden zahlreiche, besonders interessante Features, die mehr 1 Gbit/s auch in der Realität beim Einsatz in Unternehmensnetzen ermöglichen, erst in der zweiten Generation umgesetzt.

Gegenüber dem aktuellen Standard 802.11n bietet 11ac fünf wesentliche Technologievorteile: Höhere Datenraten pro Spatial Stream, breitere Kanäle, zusätzliche Spatial Streams, Multi-User MIMO und höhere Modulationsverfahren. Zudem verringert sich durch neue 11ac-Chipsätze in den Clients der Verbrauch um 30 bis 40 Prozent, was deutlich längere Batterielaufzeiten der Endgeräte zur Folge hat.

Die wahrscheinlich interessanteste Neuerung – und technisch mit Abstand die größte Herausforderung – ist die simultane Datenübertragung auf mehrere Clients (Multi-User MIMO). Diese Möglichkeit, mehrere Stationen (Sender/Empfänger) auf dem gleichen Kanal zur gleichen Zeit zu unterstützen, ist gerade im Hinblick auf Video-Streaming und aggregierter Bandbreite in der Funkzelle ein erheblicher Vorteil. Bislang wurden die Daten zu jedem Gerät separat und seriell (also hintereinander) gesendet, wodurch der effektive Durchsatz für jedes Gerät reduziert wurde. Mit 11ac werden nun mehrere User zur gleichen Zeit auf einem Kanal ermöglicht. Dieser vielversprechende Technologiesprung ist extrem komplex in der Umsetzung und steht erst in einer der nächsten Chipsatzgenerationen zur Verfügung, wobei hier Support erst in ca. drei Jahren zu erwarten ist.

Also derzeit nur heiße Luft? Nicht ganz, denn man sollte schon jetzt 801.11ac in seinen Planungen berücksichtigen, da es sich hierbei nicht um ein einfaches Upgrade handelt, bei dem man lediglich ein paar Access Points austauscht, sondern sich eine erfolgreiche Implementierung deutlich aufwändiger gestaltet. Auf welche Punkte man dabei besonders achten muss, wird mein nächster Blog zeigen.