Virtualisierung ist auf der Schwelle von der Nischenlösung zum neuen Standard, so silicon.de-Blogger Ratmir Timashev. Das größte Potenzial stecke nun in kleinen und mittleren Unternehmen.
Wenn diese Woche in Kopenhagen die VMworld Europe startet, wird es über die Virtualisierung von Server-Infrastrukturen in Unternehmen wieder heißen, sie mache große Fortschritte und bringe Effizienzvorteile. Das ist natürlich richtig, aber auch ein wenig wohlfeil. Schließlich liegen die Wachstumsraten in diesem Segment der Enterprise-IT schon seit einigen Jahren deutlich höher als im Rest der Branche. Und über die Vorteile der Server-Virtualisierung wissen die Fachleute in größeren Unternehmen ohnehin Bescheid, weil sie längst Hypervisoren wie VMware vSphere, Microsoft Hyper-V oder Citrix XEN einsetzen. Inzwischen sind sie soweit, dass auch geschäftskritische Anwendungen und Unternehmensprozesse mit Hilfe virtualisierter Infrastrukturen abgebildet werden.
Virtualisierung verdrängt physische Server
Angesichts der noch recht jungen Technologie ist das eine bemerkenswerte Entwicklung, die sich auch in der Marktstudie “V-index” zeigt. In Deutschland sind zum Beispiel schon 45,1 Prozent aller Server bei großen Unternehmen virtualisiert. Wir werden hier weiterhin ein dynamisches Wachstum erleben, weil die Unternehmen laut IDC seit 2009 dazu übergegangen sind, mehr Server auf Basis von Virtualisierung neu aufzusetzen als physische Server zu installieren. Das bedeutet, dass in absehbarer Zeit – im Rahmen der Technologie-Erneuerungszyklen bei den Unternehmen – fast die gesamte Server-Infrastruktur virtualisiert sein wird.
Oder um es kurz zu sagen: Virtualisierung ist auf der Schwelle von der Nischenlösung zum neuen Standard und wird im Server-Umfeld das Fundament der Unternehmens-IT bilden. Die traditionellen physischen Server-Infrastrukturen werden verdrängt.
Wachstumspotenzial bei kleinen und mittleren Unternehmen
Angesichts der Marktdynamik werde ich oft gefragt, wo denn in Zukunft dann noch ein Marktwachstum zu erwarten sei. Schließlich wären nach diesen Prognosen die Konzerne und Großunternehmen bald komplett auf Virtualisierung umgestiegen. Meine Antwort ist da ganz eindeutig: Das größte Potenzial steckt in kleinen und mittleren Unternehmen. Firmen zwischen 100 und 300 Mitarbeitern, vielleicht mit mehreren Standorten, haben bis heute noch kaum auf Virtualisierung gesetzt. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern; ein wichtiger Treiber wird Microsoft mit Hyper-V sein, das sich als Hypervisor in diesem Marktsegment anbietet, weil in kleineren Unternehmen entsprechende Kompetenzen für Windows Server vorhanden sind.
Das “kleine” Marktsegment wird in Summe für eine ganze Reihe von Spielern im Virtualisierungsmarkt ein großes Stück vom Kuchen bilden. Nicht zuletzt auch für spezialisierte und gut ausgebildete Value Added Reseller und Systemhäuser, die den Unternehmen bei der Umsetzung von Virtualisierungsprojekten helfen können. Insbesondere im Bereich Datensicherheit wird es aber auch Marktteilnehmer geben, die unter der fortschreitenden Virtualisierung zu leiden haben werden. Denn die Grundsätze der Datensicherheit in physischen Infrastrukturen gelten für die Virtualisierung nicht mehr. Aber das ist dann schon ein Thema für einen neuen Blogpost.
Ich würde mich freuen, wenn wir uns auf der VMworld Europe 2011 in Kopenhagen sehen. Mich interessiert Ihre Sicht des Virtualisierungsmarktes.