Welche Arten von CIOs gibt es? Und warum? Und wie wird sich die Rolle des CIOs unter den Anfor-derungen der neuesten IT-Technologien verändern? silicon.de-Blogger Frank Kölmel sucht Antworten auf diese und andere Fragen…
Der persönliche Werdegang ist so individuell wie wir selbst. Mit dem Studium schlägt man eine Richtung ein, mit dem Berufseinstieg stellt man eine Weiche, dann steigt man auf, wechselt den Arbeitgeber oder macht sich selbständig. Doch egal, wie viele Karriere-Stufen man bereits erklommen hat, jeder Einzelne nimmt all seine Erfahrungen mit wie einen unsichtbaren Rucksack.
Unsere Politiker kommen beispielsweise aus ganz unterschiedlichen Bereichen, so ist Angela Merkel Diplom-Physikerin, Cem Özdemir von den Grünen Erzieher und Pädagoge und Guido Westerwelle von der FDP Rechtsanwalt. Bei CIOs ist das nicht anders. Unter den deutschen CIOs tummeln sich Ingenieure, Informatiker, Kaufleute – und Gabriele Welt, CIO von Sanofi-Aventis, ist Lehrerin. Dieser Background spiegelt sich im Arbeitsalltag, in der Entscheidungsfindung und Mitarbeiterführung wider. Und oft sind es gerade die Biografien mit Ecken, Kanten und Umwegen, die uns am meisten beeindrucken…
Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Brocade unterscheidet CIOs nach verschiedenen Kategorien, wie den Vollstrecker, den Mediator, den Evangelist, den Dinosaurier und den strategischen Berater – alle mit einem Augenzwinkern zu genießen und mit einer Überlebensprognose versehen.
Die besten Aussichten hat der strategische Berater, denn die Rolle des CIOs entwickelt sich zunehmend in Richtung “soft skills”, wie Beratung und Vermittlung. Weniger gefragt sein wird zukünftig der “IT-Nerd”, der sich am liebsten im Rechenzentrum verkriecht… Diese Evolution vollzieht sich unter dem Druck von Technologie-Trends wie Cloud Services, wachsenden Datenmengen und Mobility. Dem CIO wird in Zukunft mehr strategische Verantwortung abverlangt, die ihn zum Allrounder mit IT-Background macht. Auf diese Rolle sind CIOs mit breitem Hintergrundwissen und Fachkenntnissen aus verschiedenen Bereichen besser vorbereitet.
Spannend finde ich, dass der Trend zur Cloud und zu Geschäftsbereichen mit eigener IT vom CIO in Zukunft weniger Basis-Wissen in Sachen IT-Infrastruktur verlangt. Da das Netzwerk aber gleichzeitig immer geschäftskritischer wird, bewegen sich die Aufgabenbereiche von CIO und COO in den nächsten Jahren aufeinander zu. Was bedeutet das konkret? Solange alles läuft, hat der CIO Zeit und Muße sich um strategische Aufgaben, Vermittlung und Beratung zu kümmern. Sobald aber irgendetwas schief läuft, muss er die richtigen Knöpfe drücken, um das wieder ins Lot zu bringen.
Und hier ist ein so genannter “CIO-Dinosaurier”, der heute noch den Mainframe selber neu programmieren kann, klar im Vorteil – allerdings ist dieser langfristig gesehen vom Aussterben bedroht. Wenn es aber darum geht bei der Vorstandssitzung mit den neuesten Technologie-Trends zu punkten, ist der Evangelist oder der strategische Berater besser aufgestellt.
Durchsetzen wird sich am Ende wahrscheinlich eine Mischung der verschiedenen Typen. Die Herausforderungen an den CIO oder den IT-Leiter für die nächsten Jahre werden rund um die Themen Mobility und BYOD und die damit verbundenen Sicherheitsrichtlinien kreisen. Wichtig wird es sein, den großen Überblick zu haben – das „big picture“, um die neuesten Trends, alle IT-Dienstleister, das Outsourcing und die heterogene Anwendungslandschaft im Blick zu haben. Vor einiger Zeit habe ich folgendes Zitat gesehen: “CIOs kommen nicht aus der Welt des Business und verstehen diese deswegen nicht.” Es wäre mir ein Anliegen mit diesem alten Vorurteil aufzuräumen und ein neues Verständnis für den Stellenwert des CIOs im Unternehmen zu etablieren. Denn lang lebe der CIO!