Dirk Schlenzig

ist Mitbegründer und CEO der SITEFORUM Gruppe. Bereits als Informatik-Student verschrieb er sich - inspiriert vom Silicon-Valley - Anfang der 1990er dem Online-Business.

Wann Twitter geschäftsschädigend wird

Ginge es nach den Vorstellungen der Social-Media-Helden, würden wir alle den ganzen Tag zwitschern oder zu neudeutsch twittern. Wenn der Satz “Keine Publicity ist schlechte Publicity” der Wahrheit entsprechen würde, dann gäbe es auch keinen schlechten Tweet (abgesehen von groben Verstößen gegen allgemein anerkannte Benimmregeln).

Der Pressesprecher von Angela Merkel musste Anfang dieses Jahres jedoch das Gegenteil erfahren, als er den USA-Besuch der Bundeskanzlerin auf Twitter ankündigte. Was das Problem war? Er hatte vergessen, es zuerst der Presse mitzuteilen, was zur Folge hatte, dass diese keineswegs erfreut darüber waren, nicht als Erste informiert worden zu sein. In diesem Fall wurde nicht der Inhalt beanstandet sondern der Prozess.

Eine ziemlich überspitzte Lösung dieses Problems wäre, Social Media vollkommen den Rücken zu kehren. Ende des vergangenen Jahres haben 30 deutsche Top-Unternehmen angekündigt, ihren Mitarbeitern den Zugriff auf Social-Media-Tools während der Arbeitszeit zu untersagen. Ob das die Lösung ist?! Social Media gänzlich zu umgehen, wird nichts bringen – es wäre fast genauso, als wenn ein Unternehmen plötzlich sagen würde: “Wir hatten einmal ein Kundenservice-Problem – lasst uns von nun an Kunden meiden.” Mitarbeiter von Social Media fernzuhalten, ist nicht nur sinnlos (da die Meisten von ihnen sowieso über ihr Handy auf alle Social Media-Portale zugreifen können) sondern auch kontraproduktiv. Wie können kritisches Denken und strategische Fähigkeiten entwickelt werden, wenn man sich nicht mit solchen Themen beschäftigt? Wie soll ein Unternehmen dann in der Lage sein, adäquat zu reagieren, wenn es auf Twitter herausgefordert wird?

Die beste Lösung wäre es, zunächst den Verstand des Unternehmens einzuschalten bevor sich das Unternehmen irgendeines Kommunikationskanals bedient. Es ist heute einfach, die Kommunikation zu automatisieren, sodass alle Kanäle zur gleichen Zeit auf dem neuesten Stand sind. So können Unternehmen sich auf effektive Inhalte, die auf einer smarten Unternehmensstrategie und Markenerfahrungen basieren, konzentrieren.

Vielleicht gibt es keine schlechte Publicity, aber sehr wohl Tools wie Twitter, die einen in kürzester Zeit in ein sehr helles Rampenlicht stellen können. Als Unternehmen sollte man daher gerade darauf sehr gut vorbereitet sein.



  1. Social networks – das Problem in Unternehmen ist mangelndes Wissen
    Herr Schlenzig hat recht, Verbote bringen gar nichts. Aber welches Unternehmen macht sich schon die Mühe, die IT-Strukturen im Hause zu verstehen und Mitarbeiter regelmäßig in Datenschutz, IT-Sicherheit und persönlicher Verantwortung zu schulen? Das Geld ist meist nur für “nette” Webauftritte dar, ansonsten wird der IT-Etat oft noch als lästiges Kostenpaket empfunden.

    Aber gerade die Kompetenz und das know-how der Mitarbeiter im IT-Bereich im weitesten Sinne ist heute wichtiger denn je, denn mangelnde Kenntnis kann teuer werden und Kunden kosten!