Was schafft in diesem Jahr den Durchbruch und was nicht? Frank Mild von Avi Networks gibt eine aus seiner Sicht realistische Einschätzung zu den wichtigsten Business-IT-Trends.
Mit der IT ist es oft wie mit allen guten Vorsätzen fürs neue Jahr: Je mehr man will, desto weniger setzt man wirklich um. Sprich: Große Investitionen in vielversprechende Technologien und Programme bringen nicht die erhoffte Verbesserung oder den erwarteten Return on Investment (RoI).
Rechenzentrumskonsolidierung, Cloud-Migration, hybride und Multi-Cloud, künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning, Internet of Things (IoT) – zu all diesen Themen haben Unternehmen bereits Initiativen. Und sicherlich ist ein Wachstum in diesen Bereichen zu sehen. Die Frage ist nur: Betrifft der Zuwachs lediglich die Höhe der Investitionen oder auch die konkreten Verbesserungen, die diese bringen sollen?
Gegen den Hype möchte ich daher ein paar realistische Annahmen setzen, was 2018 tatsächlich passieren wird.
Container und Microservices
Container und Microservices werden oft in einen Topf geworfen. Doch das ist ein großer Irrtum, denn die beiden Technologien könnten kaum unterschiedlicher sein. 2018 werden Container Mainstream, da sie inzwischen einfach zu implementieren sind. Eine Applikation in einer Container-Umgebung zu nutzen oder einen Container in Produktion zu bringen, ist um ein Vielfaches simpler als das gleiche für Microservices-Applikationen umzusetzen.
Microservices bezeichnen eine Applikationsarchitektur, bei der jede einzelne Funktion als unabhängiger Service abgebildet wird (eben „Microservices“). Diese verteilten Applikationen bestehen aus Tausenden von Containern und benötigen eine Vielzahl von Applikations-, Netzwerk- und Sicherheitsservices, um effektiv laufen zu können. Microservices werden sicher irgendwann gang und gäbe sein – aber 2018 ist es noch nicht so weit.
KI ist noch heiße Luft
Die KI-Technologie hat zwar enormes Potenzial, aber 2018 wird sie noch zu häufig in Bereichen eingesetzt, wo sie keinen wirklichen Nutzen bringt. Bisher sind die praktischen Vorteile von KI gegenüber herkömmlicher Technologie zu vernachlässigen. Auch wenn für nächstes Jahr diesbezüglich Erkenntnisgewinne und eine Weiterentwicklung der Technologie zu erwarten sind, werden Unternehmen damit 2018 keine Lorbeeren gewinnen. Das Gute daran ist, dass auch eine – oft befürchtete – „Machtübernahme“ durch Roboter & Co. noch weit entfernt ist.
Hybride und Multi-Clouds sind das „Must have“
Viele Unternehmen nutzen eigene Rechenzentren und die Cloud. Aber: Ihre Applikationen laufen jeweils unabhängig voneinander, ohne Portabilitätsmöglichkeiten. Das ist ebenso wenig „hybrid“ wie ein Pickup-Truck und ein Elektroauto zusammen ein hybrides Fahrzeug ergeben. Echte Hybrid- oder Multi-Cloud-Umgebungen zeichnen sich hingegen durch Homogenität aus. Applikationen können flexibel hin- und hergeschoben werden – das bedeutet eine nahtlose Nutzung und verhindert Vendor-Lock-in. 2018 werden viele Unternehmen hybride oder multiple Cloud-Umgebungen mit den populären AWS und/oder mit Azure betreiben und damit maximalen wirtschaftlichen Nutzen erzielen.
Digitale Transformation schaltet einen Gang zurück
Unternehmen setzen mit der digitalen Transformation radikale Veränderungen um im Hinblick auf ihre Infrastruktur, Applikationen, Architekturen, Prozesse und nicht zuletzt ihre Kultur – und das oft ohne Vorstellung davon, welchen Geschäftszielen diese dienen sollen. 2018 werden sie ihre digitalen Initiativen zurückfahren und sich darauf konzentrieren, die bereits begonnenen zu Ende zu bringen, anstatt sich neue aufzubürden. Der Hype weicht also der Realität.
Hardware geht in Rente
Hardware Appliances sind teuer, komplex und bringen meist nicht einmal die erhoffte Leistungsfähigkeit und Flexibilität. Die wichtigsten IT-Trends wie Cloud und Container sind softwaregetrieben. 2018 werden hardwarebasierte Application Delivery Controller und Web Application Firewalls in Rente geschickt, Softwarelösungen sind einfach performanter und laufen sogar auf x86-Hardware oder White-Box-Rechnern. In den nächsten Jahren verabschieden sich dann alle weiteren Hardware-Appliances – darunter Firewalls, Intrusion-Detection- und Intrusion-Prevention-Systeme. Und selbst Rechenzentren werden immer häufiger auf Software-Basis konzipiert.